Aus dem ursprünglich noch in diesem Jahr vorgesehenen Spatenstich für die Südumfahrung Markdorf wird bis auf ungewisse Zeit nichts werden: Der Beginn der Erdarbeiten ist erst einmal verschoben, der Spatenstich soll nun in der ersten Jahreshälfte 2023 stattfinden, heißt es seitens des Landratsamtes. Denn die letzten Detailplanungen hätten mehr Zeit als geplant in Anspruch genommen, teilt die Kreisbehörde auf Anfrage mit.
Bis zu 200 Eidechsen müssen umgesiedelt werden
Zudem wurde auf der Höhe des ehemaligen Haslacher Hofes, dort, wo die künftige Südumfahrung an ihrem westlichen Ende in einem Knoten an die B 33 vor Ittendorf angeknüpft werden soll, eine neue Zauneidechsen-Population gefunden. Beim Landratsamt spricht man aktuell von einem Bestand von 100 bis 150, womöglich auch 200 Tieren. Die müssen nun erst einmal umgesiedelt werden.

Dieser Umstand sorge hingegen – zurzeit jedenfalls – noch nicht für eine Verzögerung, heißt es. „Wir können die Abläufe um dieses neue Projekt herumplanen, so dass wir von keinen zusätzlichen Verzögerungen ausgehen“, sagt Landratsamt-Sprecher Robert Schwarz. Die Naturschützer hingegen dürften darüber nicht bekümmert sein: Sie werden nun einen größeren zeitlichen Puffer haben, um die Eidechsen umzusiedeln.
Neu ist das Eidechsen-Thema bei der Südumfahrung tatsächlich nicht: Dass es in diesem Bereich der geplanten Umfahrungstrasse die streng geschützten Zauneidechsen gibt, war schon seit 2000 bekannt. Seinerzeit war während mehrerer Begehungen eine Population von knapp 20 Tieren nachgewiesen worden. Nun aber sei bei einer Nachkontrolle die faktisch deutlich größere Population festgestellt worden, heißt es.

An der geplanten Brücke auf Höhe der Firma Wagner stockt es
Für die Verzögerung beim Baustart gibt es hingegen andere Gründe: Länger als erwartet hatten sich Baugrunduntersuchungen und auch die Planungen für das geplante Brückenbauwerk am Bahndamm auf Höhe der Firma Wagner hingezogen. Zuletzt sei dort der Untergrund mit Bohrproben und Baggern untersucht worden. Weil sich dadurch Änderungen in den technischen Detailplanungen ergeben hatten, konnten die Ausführungsplanungen erst mit zeitlichem Verzug fertiggestellt werden. Ohne fertige Planungen können jedoch keine Ausschreibungen vorgenommen werden. So hatte quasi eine Verzögerung für die jeweils nächste gesorgt. Dennoch sollen die Ausschreibungen so bald als möglich herausgehen, heißt es.

Zumindest planerisch ist inzwischen das Nötige wieder abgearbeitet: Das formelle Verfahren zur Änderung der Planfeststellung, das wegen der Eidechsenfunde nötig geworden war, sei mittlerweile abgeschlossen, so Landratsamt-Pressereferent Lars Gäbler auf Anfrage. Dafür würden die eingegangenen Einwendungen und Stellungnahmen in diesen Tagen vom Regierungspräsidium (RP) Tübingen geprüft.
Außerdem prüfe man parallel dazu im Landratsamt, ob es Alternativen gäbe, die die Zauneidechsenpopulation nicht beeinträchtigen würden, sagt Gäbler. Habe man diese Prüfung abgeschlossen, müsse man die Ergebnisse aber wieder dem RP vorlegen. Auch das werde nochmals Zeit in Anspruch nehmen. „Inwiefern sich das auf den Zeitplan auswirken wird, können wir aktuell noch nicht abschätzen“, so Gäbler. Im Landratsamt habe man aber alle weiteren Abläufe an der geplanten Trasse der Südumfahrung um dieses Projekt herumgeplant.

Neue Folien-Zäune am Haslacher Hof
Derweil wurde der Bereich am früheren und inzwischen abgerissenen Haslacher Hof mit Folien eingezäunt. Die Tiere werden abgesammelt und in ihr neues Habitat umgesiedelt. Beauftragt mit dem Absammeln der Eidechsen wurde ein externes Ökologie-Ingenieurbüro, das auf solche Projekte spezialisiert sei. Biologen würden die Tiere fachkundig einfangen und umsetzen. Die Umsetzung der Eidechsen werde rund 30 000 Euro kosten, heißt es seitens des Landratsamtes.

Bis wann all dies geschehen ist und bis wann wieder in den regulären Fahrplan eingestiegen werden kann, sei derzeit noch unklar. Stand jetzt strebe man an, den Spatenstich für das Straßenbauvorhaben, das inzwischen auf Gesamtkosten von rund 33 Millionen Euro taxiert wird, noch im Frühjahr 2023 vornehmen zu können. Gut möglich, dass dieser Zeithorizont doch zu ambitioniert sein könnte: Dann würde es mit dem Baustart eher Richtung Sommer gehen.