Mehr als einmal war Monika Bernhard davor, alles hinzuschmeißen. Das hört man zwischen den Zeilen heraus. Doch obwohl sich ihre neun Gemeinderatskollegen einer nach dem anderen von einer erneuten Kandidatur verabschiedeten, wollte sie gerade dies nicht tun.
„Stell dir vor, es ist Demokratie und keiner macht mit“, sagt die 52-Jährige. Und so ist Monika Bernhard, die als Controllerin beim Konstanzer Bauhof arbeitet, bereits im vergangenen Jahr auf die Suche nach neuen Kandidaten gegangen. Sie hat Infoabende veranstaltet, ihre Kontakte mobilisiert und mit Unterstützung bisheriger Kollegen aus dem Gemeinderat schließlich sieben Mitstreiterinnen und Mitstreiter gefunden, die bereit sind für die nicht immer einfache Aufgabe.
Reaktionen auf beherzte Initiative
Für diese beherzte Initiative verdient Monika Bernhard große Anerkennung. Denn womöglich hat sie ihre Gemeinde damit vor einem Scherbenhaufen bewahrt. Hat sich dafür eigentlich mal jemand bedankt? Bürger hätten ihr gesagt, „dass sie es gut finden“, sagt sie bescheiden.
Monika Bernhard bezeichnet sich selbst gern als Daisendorfer Ureinwohnerin. Den Großteil ihres Lebens hat sie hier verbracht, ist als Kind schon vom elterlichen Hof Fehrenberg übers Döbele bis zur Kapelle runtergerodelt. „Damals ging das im Winter noch.“ Mit zwei Geschwistern wuchs sie auf dem Aussiedlerhof Richtung Baitenhausen auf. Ihre Eltern hatten 40 Milchkühe, die mittlerweile einer Pferdepension mit rund 15 Pferden gewichen sind. „Sechs Mutterkühe gibt es noch.“ Gemeinsam mit ihrem Bruder führen die weit über 70-Jährigen nach wie vor den Betrieb.
Wo das Rathaus steht, war der Hof der Familie
Eine besondere Verbindung hat Monika Bernhard auch zum Ratssaal, in dem sie seit zehn Jahren jeden Monat sitzt. Denn genau dort, wo heute das Rathaus steht, stand einst der ursprüngliche Hof der Bernhards. „1963 hatte mein Opa dann den Aussiedlerhof gebaut.“ Und mehr noch: Ihr Urgroßvater, Otto Bernhard, war einst selbst Bürgermeister von Daisendorf, 1935 bis 1951. In der Ahnengalerie im Rathaus findet sich ein weiterer Bernhard, Adolf, Bürgermeister von 1905 bis 1927. „Auch mit dem bin ich sicher irgendwie verwandt.“
Vision von einem Gewerbegebiet für den Ort
Und welche Vision hat Monika Bernhard, die sich unter anderem auch als Vorsitzende für die Daisendorfer Jagdgenossenschaft engagiert, für ihren Ort? „Eigentlich keine“, lautet die überraschende Antwort: „Uns geht es hier ziemlich gut, wir haben viele Vereine und ein gutes Gemeinschaftsleben.“ Die finanziellen Mittel seien beschränkt – „Wahlversprechen kann man da keine machen“. Nun ja, fügt sie hinzu, „wir haben leider kein Gewerbegebiet.“ Die Initiative dafür gab es schon mal. „Das sollten wir nochmals angehen.“ Also doch eine Vision – und dazu eine nicht ganz kleine.
Sofort informiert über die Kommunalwahl: Mit der SÜDKURIER Online-App verpassen Sie keine Berichte zur Kommunalwahl. Außerdem informieren wir Sie per Push-Nachricht auf Ihrem Smartphone über die Wahlergebnisse Ihrer Gemeinde. Um Push-Nachrichten zu empfangen, melden Sie sich einfach in der App an, wählen Ihren Heimatort und aktivieren in Ihren Profileinstellungen das Empfangen von Push-Nachrichten für Ihren Heimatort. Jetzt herunterladen!