Die Wirtschaftsleistung in Deggenhausertal wird überwiegend durch Handel, Handwerk und Gewerbe, die Landwirtschaft sowie den Tourismus in Verbindung mit der Hotellerie und Gastronomie erbracht. Alle Bereiche sind durch das Coronavirus beeinträchtigt – besonders die Beherbergungsbetriebe und die Restaurants. Der SÜDKURIER hat mit verschiedenen Wirten im Tal gesprochen.
„Wir haben schon etwas Angst vor dem, was noch kommt – aber wir haben keine Panik“, beschreibt Alexandra Steuer vom Landhotel „Adler“ in Wittenhofen die allgemeine Situation. Sie hätten in der jüngeren Vergangenheit nicht groß investiert und dadurch wenig Schulden, sodass man so einen Einbruch schon gut vier Wochen überstehen könne. Von Vorteil sei auch, dass das Haus Eigentum sei und man somit keine Pacht entrichten müsse. Sie zeigt sich sehr froh, dass ihr Mann Hans-Jürgen so bodenständig ist und sie nichts geleast haben – „lieber ein älteres Auto als Leasingraten zahlen zu müssen“.
Hans-Jürgen Steuer nutzt die Zeit, die er zwangsläufig hat, um vieles ums Haus herum zu erledigen. „Ich habe alle Garagentore gestrichen und jetzt werde ich noch alle Fensterläden streichen, die so alle acht bis zehn Jahre fällig sind“, sagt er. So könne er jetzt Handwerkerkosten sparen.

30 Aushilfskräfte ohne Arbeit
„Schon vor 14 Tagen begann bei uns die Stornierungswelle und so haben wir bereits am Mittwoch der vergangenen Wochen zugemacht“, erklärt Hans-Peter Kleemann vom Berggasthof „Höchsten“. Aktuell seien nur zwei Frauen im Büro bei der Arbeit. Die 45 fest angestellten Mitarbeiter erledigen die Formalitäten mit dem Arbeitsamt, die 30 Aushilfskräfte stünden auf der Straße. Bei den Aushilfen sei es ungewiss, ob sie einen Ausgleich bekommen, weil sie ja nicht in die Arbeitslosenversicherung eingezahlt hätten, sagt Kleemann. „Die Situation ist katastrophal für das Hotel- und Gaststättengewerbe. Gerade wenn viel investiert wurde, ist da nicht viel Puffer vorhanden“, beschreibt Kleemann die prekäre Lage. Er hoffe, dass der Staat den Unternehmen entgegenkomme – besonders steuerlich.
Kleemann fordert Steuersenkung
Zudem setzt Hans-Peter Kleemann darauf, dass der Mehrwertsteuersatz auf Lebensmittel in der Gastronomie jetzt kurzfristig auf sieben Prozent abgesenkt wird. Die 12 Prozent Differenz seien schon erleichternd, gerade weil der Gastronomiebereich sehr personalintensiv sei. „Insolvent werden wir wohl nicht, aber wirtschaftlich wirkt sich die Krise auf die nächsten Jahre aus“, meint Kleemann und ergänzt: „Ich sehe das nicht ganz so schwarz und es macht keinen Sinn, den Kopf in den Sand zu stecken.“
Der Höchsten-Wirt arbeitet jetzt schon für die Zeit nach Corona. Derzeit werden alle Stammkunden angeschrieben, die Rückmeldungen seien positiv. Auch zu Seniorengruppen, die regelmäßig kämen, werde der Kontakt gehalten. Das Projekt Familienhotel auf dem Gelände der ehemaligen Fachklinik auf dem Höchsten laufe im Hintergrund weiter, auch wenn sich das wohl noch weiter verschieben werde. Auch ob die geplante Finanzierung in der vorgesehenen Form klappt, müsse noch abgewartet werden. Kritisch würde es insgesamt für die Hotel- und Gaststättenbranche, wenn keine langfristige Förderung vom Staat komme.

„Zwei bis drei Monate sind zu überbrücken“
Andrea Manz vom Gasthaus „Jägerstüble“ in Wittenhofen sagt: „Die Lage ist sehr schwierig, aber es ist für uns noch nicht so tragisch, weil wie keine Pacht zahlen müssen. Zwei bis drei Monate sind zu überbrücken, aber was darüber hinausgeht, geht ans Eingemachte.“ Sie selbst sei in Kurzarbeit, aber die Aushilfen seien leider außenvor und stehen jetzt alle auf null.
Jochen Kirchmann vom Landgasthof „Linde“ in Oberhomberg sagt: „Man kann da keine Prognosen abgeben, wie es weitergeht. Es gilt, die Kosten runterzufahren und zu hoffen, dass man mit einem blauen Auge davonkommt.“ Der Zeitpunkt der Krise sei ungeschickt nach dem Winter und den Ferien, da seien die Kassen leer. Das Personal sei in Kurzarbeit.

Alles ist storniert
Christine Steidle vom Bioland-Restaurant „Sternen“ in Obersiggingen ist allein in der Küche: „Ich arbeite jetzt drei Stunden am Tag und mache Essen für eine benachbarte Firma zum Mitnehmen.“ Alle Mitarbeiter seien in Kurzarbeit und alles sei storniert. Geburtstagsfeiern und sonstige Veranstaltungen, wie auch der Umsatz bei der Kommunion, werden wohl wegfallen. Ob und was nachgeholt wird, könne man nicht sagen. Es sei alles eine Frage der Zeit, denn nach vier bis acht Wochen würde es gerade für die Betriebe eng, die Pacht zahlen müssen, sagt Steidle.