Wolf-Dieter Guip

Insekten allgemein, Bienen und insbesondere Wildbienen genießen gerade in jüngerer Zeit besondere Aufmerksamkeit. Nicht zuletzt durch den Verkauf des Pflanzenschutzgeschäfts von Bayer an BASF, um beim Bayer-Monsanto-Deal kartellrechtliche Auflagen zu erfüllen. In diesem Paket sind drei Pflanzenschutzmittel, die für das Bienensterben mitverantwortlich sein sollen und für die deshalb künftig ein Freilandverbot gilt. Doch um die großen wirtschaftlichen Zusammenhänge geht es hier nicht. Sondern vielmehr darum, dass Insekten und Wildbienen unsere Pflanzen bestäuben, was nach Aussagen des Bunds für Umwelt und Naturschutz (BUND) eine Bestäubungsleistung in Europa im Gegenwert von etwa 14 Milliarden Euro widerspiegelt. Aber Zahlen sind nicht alles. Vielmehr stellt sich die Frage, was jeder Einzelne tun kann, um Insekten und insbesondere Wildbienen zu schützen und zu erhalten.

Ein Insektenhaus im Naturgarten von Rolf Servos. Eine Wildbiene krabbelt gerade in eine der Öffnungen. In den verschlossenen Bohrungen ...
Ein Insektenhaus im Naturgarten von Rolf Servos. Eine Wildbiene krabbelt gerade in eine der Öffnungen. In den verschlossenen Bohrungen befinden sich Eier, Larven oder Puppen. Außerdem sind darin Pollen, von denen sich der Nachwuchs ernährt. | Bild: Wolf-Dieter Guip

Ein Zuhause für Tiere und ihren Nachwuchs

Der SÜDKURIER hat darüber mit dem Ortsvorsitzenden des BUND Deggenhausertal, Rolf Servos, gesprochen, dessen Naturgarten erst kürzlich von der internationalen Organisation "Bodenseegärten" ausgezeichnet worden ist. Grundlage war die Erfüllung von 18 Kriterien, die von Lisa Böhmke von der Insel Mainau überprüft worden waren. "Jeder kann in seinem Garten etwas für die Wildbienen tun", meint Servos. Und was gemeinhin als Insektenhotels bezeichnet wird, nennt er lieber Insektenhäuser, weil die Tiere dort ihrem Nachwuchs ein Zuhause bieten. So ein Insektenhaus könne man kaufen oder mit etwas Geduld, viel Zeit und Sorgfalt selbst erstellen.

Gleich zwei Insektenhotels stehen bei der Grundschule in Deggenhausertal. Rektorin Maike Steininger hat die Häuser auf ihrer langen ...
Gleich zwei Insektenhotels stehen bei der Grundschule in Deggenhausertal. Rektorin Maike Steininger hat die Häuser auf ihrer langen Liste von Maßnahmen rund um die Schule, die Schritt für Schritt abgearbeitet werden muss. | Bild: Wolf-Dieter Guip

Hartholz ist besonders geeignet

"Am geeignetsten ist Hartholz, wie Buche, Esche, Eiche oder Obstbaumholz", sagt der BUND-Ortsvorsitzende. Die Bohrungen zwischen drei und neun Millimeter Durchmesser sollten sehr sauber sein und ohne Splitter, denn die Wildbienen seien sehr empfindlich und würden durch unsaubere Bohrungen verletzt oder diese eben nicht nutzen. Die Bohrungen sollten an der Längsseite des Stamms und nicht in die Holzscheibe, bei der man die Jahresringe sieht, erfolgen, damit das Holz nicht so schnell durch Witterungseinflüsse splittert. Auch feine Schilfrohre sind als Nistplatz geeignet oder Ziegel mit einer entsprechenden Lochstärke.

Rolf Servos zeigt ein nicht ganz optimales Insektenhaus in seinem Naturgarten. Die Löcher in den Backsteinen sind im Durchmesser zu ...
Rolf Servos zeigt ein nicht ganz optimales Insektenhaus in seinem Naturgarten. Die Löcher in den Backsteinen sind im Durchmesser zu groß. Auch sind die Äste von der Seite angebohrt, wo sich die Jahresringe befinden, wodurch die Bohrung unsauber ist und eher splittert. | Bild: Wolf-Dieter Guip

Nach Süden oder Osten ausrichten

Beim Standort soll es nach Osten oder Süden ausgerichtet sein – an einem sonnigen Platz. In der Umgebung machen Pflanzen Sinn, die das ganze Jahr über blühen, damit es Pollen als Nahrung für die Bienen gibt. "Vor vielleicht 20 Jahren habe ich ein Insektenhotel beim Naturschutzbund Deutschland (Nabu) gekauft, das jedes Jahr voll belegt ist", sagte Knut Simon, den das Thema Wildbienen schon lange beschäftigt. Er ergänzt: "Ich habe einen Aprikosenbaum beim Haus, der sehr früh im Jahr blüht, wenn Honigbienen noch kaum unterwegs sind und da sind die Wildbienen für die Befruchtung sehr wichtig."

Ein interessantes Insektenhotel vom Nabu hat Knut Simon in seinem Garten. In Glasröhrchen kann man sehen, wie viele Eier beziehungsweise ...
Ein interessantes Insektenhotel vom Nabu hat Knut Simon in seinem Garten. In Glasröhrchen kann man sehen, wie viele Eier beziehungsweise Larven die Wildbienen in einer Öffnung untergebracht haben. | Bild: Wolf-Dieter Guip