Insekten allgemein, Bienen und insbesondere Wildbienen genießen gerade in jüngerer Zeit besondere Aufmerksamkeit. Nicht zuletzt durch den Verkauf des Pflanzenschutzgeschäfts von Bayer an BASF, um beim Bayer-Monsanto-Deal kartellrechtliche Auflagen zu erfüllen. In diesem Paket sind drei Pflanzenschutzmittel, die für das Bienensterben mitverantwortlich sein sollen und für die deshalb künftig ein Freilandverbot gilt. Doch um die großen wirtschaftlichen Zusammenhänge geht es hier nicht. Sondern vielmehr darum, dass Insekten und Wildbienen unsere Pflanzen bestäuben, was nach Aussagen des Bunds für Umwelt und Naturschutz (BUND) eine Bestäubungsleistung in Europa im Gegenwert von etwa 14 Milliarden Euro widerspiegelt. Aber Zahlen sind nicht alles. Vielmehr stellt sich die Frage, was jeder Einzelne tun kann, um Insekten und insbesondere Wildbienen zu schützen und zu erhalten.

Ein Zuhause für Tiere und ihren Nachwuchs
Der SÜDKURIER hat darüber mit dem Ortsvorsitzenden des BUND Deggenhausertal, Rolf Servos, gesprochen, dessen Naturgarten erst kürzlich von der internationalen Organisation "Bodenseegärten" ausgezeichnet worden ist. Grundlage war die Erfüllung von 18 Kriterien, die von Lisa Böhmke von der Insel Mainau überprüft worden waren. "Jeder kann in seinem Garten etwas für die Wildbienen tun", meint Servos. Und was gemeinhin als Insektenhotels bezeichnet wird, nennt er lieber Insektenhäuser, weil die Tiere dort ihrem Nachwuchs ein Zuhause bieten. So ein Insektenhaus könne man kaufen oder mit etwas Geduld, viel Zeit und Sorgfalt selbst erstellen.

Hartholz ist besonders geeignet
"Am geeignetsten ist Hartholz, wie Buche, Esche, Eiche oder Obstbaumholz", sagt der BUND-Ortsvorsitzende. Die Bohrungen zwischen drei und neun Millimeter Durchmesser sollten sehr sauber sein und ohne Splitter, denn die Wildbienen seien sehr empfindlich und würden durch unsaubere Bohrungen verletzt oder diese eben nicht nutzen. Die Bohrungen sollten an der Längsseite des Stamms und nicht in die Holzscheibe, bei der man die Jahresringe sieht, erfolgen, damit das Holz nicht so schnell durch Witterungseinflüsse splittert. Auch feine Schilfrohre sind als Nistplatz geeignet oder Ziegel mit einer entsprechenden Lochstärke.

Nach Süden oder Osten ausrichten
Beim Standort soll es nach Osten oder Süden ausgerichtet sein – an einem sonnigen Platz. In der Umgebung machen Pflanzen Sinn, die das ganze Jahr über blühen, damit es Pollen als Nahrung für die Bienen gibt. "Vor vielleicht 20 Jahren habe ich ein Insektenhotel beim Naturschutzbund Deutschland (Nabu) gekauft, das jedes Jahr voll belegt ist", sagte Knut Simon, den das Thema Wildbienen schon lange beschäftigt. Er ergänzt: "Ich habe einen Aprikosenbaum beim Haus, der sehr früh im Jahr blüht, wenn Honigbienen noch kaum unterwegs sind und da sind die Wildbienen für die Befruchtung sehr wichtig."

Wildbienenpflege
Es gibt in Deggenhausertal auch verschiedene Insektenhotels im öffentlichen Raum. So zwei bei der Grundschule in Wittenhofen, die einstmals im Rahmen des Naturkundeunterrichts bei einem Schwerpunktthema errichtet worden waren. Über die Jahre sind die Einrichtungen recht verwittert und werden von den Wildbienen nicht mehr angenommen. Rektorin Maike Steininger sagte, dass die Insektenhotels bei der Schule auf ihrer langen Liste an Aufgaben stehen, die abgearbeitet werden muss. Auch das Insektenhotel nahe der Landesstraße 204 bei Roggenbeuren, das von den Tierfreunden Deggenhausertal etwa 2011 installiert worden war, entspricht nicht mehr den aktuellen Anforderungen. Jasmin Schneider von den Tierfreunden meldet, dass dem Verein bewusst ist, dass hier was geschehen muss. Landwirt Siegfried Kopp von der Mosterei Kopp erklärte auf Nachfrage des SÜDKURIER, dass gerade Nebenerwerbslandwirte und Bastler im Tal verschiedene Insektenhotels unterhalten würden. Auch würde Totholz stehen gelassen, um Nistplätze zu bieten. Betreiber von Hochstammanlagen würden auch mit Hobby-Imkern zusammenarbeiten, die ihre Stöcke dort aufstellen. Norbert Steidle (BLHV) weiß, dass Landwirte auch alte Dachplatten bei Wirtschaftsgebäuden stehen lassen oder Kästen bei Obstanlagen anbringen, um den wichtigen Bienen Unterschlupf zu gewähren.

Und auch die Gemeinde Deggenhausertal ist sich der Wichtigkeit der Insekten bewusst. In Zusammenarbeit mit Maria Stark aus Urnau wurden schon verschiedene Blühstreifen auf öffentlichen Grundstücken angelegt. Bürgermeister Fabian Meschenmoser ergänzt: "In der Gemeinde gibt es ja mehrere Sortengärten, die für Wildbienen interessant sind – die zwar gepflegt aber natürlich belassen werden. "Außerdem wird bei diversen Landschaftsplanungen der Aspekt Naturschutz beleuchtet und findet – sofern möglich – meist auch Beachtung."