Im mehr oder minder selben Maße wie Markdorf und Bermatingen ist auch die Gemeinde Deggenhausertal von den zu erwartenden finanziellen Einbrüchen im Zuge der Corona-Krise betroffen. Auf 1,6 Millionen Euro belaufen sich die im kommunalen Haushalt prognostizierten Gewerbesteuereinnahmen für 2020. Diese Zahl ist inzwischen Makulatur. Denn bereits jetzt belaufen sich Stundungen und Anpassungen schon auf rund 400.000 Euro, also ein Viertel der geplanten Einnahmen. „Tendenz weiter steigend“, schreibt Deggenhausertals Kämmerer Josef Schweizer in seinem Haushalts-Zwischenbericht an den Gemeinderat. Aktuell bekomme die Gemeinde „eine Vielzahl von Anträgen auf Anpassung der Gewerbesteuervorauszahlungen“. Hinzu kämen die schon von den Unternehmen beantragten Stundungen.

Der Ausbau des Breitbandnetzes soll trotz Corona vorangetrieben werden. Im Bild verbindet ein Mitarbeiter der Firma Rhön-Montage im ...
Der Ausbau des Breitbandnetzes soll trotz Corona vorangetrieben werden. Im Bild verbindet ein Mitarbeiter der Firma Rhön-Montage im Februar vor zwei Jahren Glasfaserkabel in Wittenhofen. | Bild: Wolf-Dieter Guip

Haushalt: 70 Prozent sind Steuern

Als finanzschwache Gemeinde sei man aber von Steuern und Zuweisungen stark abhängig. Über 70 Prozent der gesamten Einnahmen des kommunalen Haushalts seien Steuern und staatliche Zuweisungen, gibt Schweizer zu bedenken. Andererseits gibt es aus der Kämmerei auch Positives zu vermelden: Derzeit bekommt die Gemeinde aufgrund der guten Wirtschaftslage 2018 und 2019, von der die Betriebe profitierten, noch Gewerbesteuernachzahlungen. Auch die Schlüsselzuweisungen des Landes würden aktuell noch zu einer Abschwächung der Corona-Folgen beitragen.

Kämmerer Josef Schweizer: „Als finanzschwache Gemeinde sind wir von den Steuern und Zuweisungen stark abhängig.“
Kämmerer Josef Schweizer: „Als finanzschwache Gemeinde sind wir von den Steuern und Zuweisungen stark abhängig.“ | Bild: Wolf-Dieter Guip

Für 2020 sehe er daher „noch keine nennenswerte Beeinträchtigung bei den prognostizierten Planansätzen“, so Schweizer. Doch er mahnt zugleich auch: „Allerdings werden die Auswirkungen in den Folgejahren wegen der Steuerausfälle und der Auswirkungen auf die Wirtschaft und den Arbeitsmarkt dramatisch werden.“

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Kindergärten: 25.000 Euro monatlich

Auch die vorerst erlassenen Kindergartengebühren summieren sich, wie in allen Kommunen so auch im Deggenhausertal, auf einen beträchtlichen Ausfall bei den Einnahmen: Auf monatlich rund 25.000 Euro beläuft sich dieser Ausfall, der von der Soforthilfe des Landes vermutlich nicht vollständig aufgefangen werden kann. Aus den beiden 100-Milionen-Euro-Tranchen erwarte die Gemeinde insgesamt 56.000 Euro, schreibt Schweizer. Hinzu kämen noch die geringeren Ausfälle bei den Nutzungsgebühren für die Mediathek und die Alfons-Schmidmeister-Halle, die derzeit geschlossen ist.

Linker Hand an der L 207 soll das Gewerbegebiet Deggenhausen erweitert werden, ein großer Posten im Haushalt 2020. Im Hintergrund ...
Linker Hand an der L 207 soll das Gewerbegebiet Deggenhausen erweitert werden, ein großer Posten im Haushalt 2020. Im Hintergrund sind die Gebäude der Firma Schramme im bereits bestehenden Gewerbegebiet zu sehen. | Bild: Wolf-Dieter Guip

Liquidität ist vorhanden

An den Investitionshaushalt der Gemeinde will der Kämmerer dennoch erst einmal nur mit vorsichtiger Hand herangehen. Man versuche, die geplanten Projekte, aber auch die größeren Unterhaltungsmaßnahmen wie geplant umzusetzen. Die Liquidität der Gemeinde sei, auch dank der Sparbemühungen der vergangenen Jahre, gesichert, ein „ausreichendes Finanzpolster“ vorhanden. Ein Nachtragshaushalt sei derzeit nicht notwendig, würde aber auch nicht sinnvoll sein, da die endgültigen Auswirkungen derzeit noch überhaupt nicht abgeschätzt werden könnten. Erst in den kommenden Monaten und Jahren werde sich das wahre Ausmaß der Folgen der Corona-Krise zeigen, prophezeit der Kämmerer.

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Spürbare Folgen erst ab 2021

Sein Fazit: Derzeit seien die unmittelbaren Auswirkungen, mit Ausnahme der Gewerbesteuerentwicklung, noch gering. Die mittelfristigen Auswirkungen in den Jahren 2021 und 2022 hingegen würden aller Voraussicht nach aber deutlich spürbar sein, so Schweizer.

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