Deggenhausertal – Zwischen den Jahren hat man ja bekanntlich etwas mehr Zeit. Einen Vorgeschmack auf Stress und Hektik des normalen Alltags gab die Theatergruppe Homberg-Limpach mit dem Stück „Da Zeitbscheißer“ (Peter Landstorfer). Dafür erntete die Gruppe vom begeisterten Publikum bei drei Aufführungen in der Alfons-Schmidmeister-Halle in Wittenhofen viel Applaus.
Der Satz „I hab grad gar koi Zeit“ zog sich wie ein roter Faden durch das Theaterstück, bei dem Caroline Karrer Regie führte. Auf einem originell und mit viel Liebe gestalteten Dorfplatz liefen sich der Pfarrer (Franz Benz), Metzger und Wirt Paul (Michael Knörle), seine Frau (Svenja Haag), Frisör Severin (Oliver Schreibmüller), die Blumen Liesl (Melina Gartmann), die Kramerin (Bianca Mehltretter), die Köchin des Grafen Kreszenz (Melanie Ibele) und der Postbeamte Anton Päckle (Daniel Gindele) über den Weg. Und wie es im Dorf eben ist, kennt jeder jeden. Man hackt aufeinander herum, plaudert Geheimnisse aus, legt sich gegenseitig herein und meistert geschäftig seinen Alltag. Unter dem Strich sind im imaginären Dorf alle gestresst und haben so gar keine Zeit.

Die Schauspieler der Theatergruppe Homberg-Limpach verstanden es prächtig, mit Gestik, Mimik und bester Bühnenpräsenz ihren jeweiligen Figuren den individuellen Charakter zu geben. Dass dabei der Humor nicht zu kurz kommt, ist beim Theater zwischen den Jahren die Würze. Hier trug außerdem das stimmige und mit viel Liebe zum Detail gestaltete Bühnenbild zum Genuss bei. Im Mittelpunkt des Stücks stand der Wunsch des Pfarrers nach einer neuen Kirchenuhr. Am liebsten würde er die katholischen Fäuste fliegen lassen, weil der Wirt während des Hochamts zum Freibier eingeladen hat und seine Kirche samt Klingelbeutel leer blieb. Subtiler ist seine Rache jedoch, als er aus dem Preis für ein Pfund Leberkäs auf der Tafel aus 1,30 Mark 30 Pfennig macht. An den Preisen merkte man, dass das Stück im vorigen Jahrhundert spielte. Die allzu menschlichen Abgründe sind noch dieselben wie anno dazumal.

Die Kramerin wird zwischendurch fast philosophisch: „Keiner in diesem Dorf hat Zeit, keiner macht sich darüber Gedanken. Wie auch – es hat ja keiner Zeit, um zu denken.“ Da kommt der Besuch des Handlungsreisenden Karl-Gustav Zeithack, genannt Wecker (Berthold Metzger) gerade recht. Er ist der Einzige, der Zeit im Überfluss hat. Er kann sie als Handlungsreisender sogar verkaufen. In seinem Koffer hat er zahlreiche Päckchen mit Freizeit, Lebenszeit, Hochzeit, Urlaubszeit, Sturm- und Drangzeit, die weniger beliebte Arbeitszeit und vieles mehr. Nur Eiszeit und Steinzeit sind ausverkauft.
Die Dorfbewohner schlagen zu und gönnen sich was, auch wenn ein Päckchen Freizeit für einen Tag 8 Mark kostet. Nach zahlreichen Gags, Spitzen und Seitenhieben stellt sich am Ende heraus, dass Wecker inkognito für den Pfarrer, einen alten Schulfreund, in Sachen Kirchturmuhr tätig war. Postler Anton blieb in Sachen Zeitkauf stabil und wusste es besser: „Auch schöne Zeit ist wie ein Fisch, man kann sie nicht festhalten.“

Um ihren Nachwuchs muss sich die Theatergruppe Homberg-Limpach übrigens keine Sorgen machen. Bevor der Vorhang aufging, sorgte die Kindergruppe für das erste Lachmuskeltraining. Pfiffig und mit ebenso guter Bühnenpräsenz wie ihre großen Vorbilder verpackten sie den Werbeblock samt Sponsorendank und Hinweis auf die Tombola in ihr gelungenes Vorspiel.