Vor zwei Jahren, mitten in der Corona-Pandemie, haben Melli und Patrick Moll in Untersiggingen ihren kleinen Bio-Hofladen eröffnet. Nun hat sich das junge Paar auf den Apfelwiesen des Obsthofs mit einem Dachzeltdorf einen weiteren Traum verwirklicht. Seit Ostern können hier die ersten Camper ohne eigenes Wohnmobil oder Zelt anreisen und eine schöne Zeit inmitten der Natur erleben.

Camping mitten in der Natur
Drei Plattformen, eine davon auf der Basis alter Schlitten und eine mit Rutschbahn hinab in den Obstgarten, stehen auf der Apfelwiese der Familie. „Wir wollen mit dem Dachzeltdorf eine Alternative zum Camping anbieten, die sich gut in die Natur integrieren lässt“, erklärt Melli Moll.
Wichtig sei ihr, dass die Gäste auf ihrem Hof einen Ort zum Wohlfühlen und Ausruhen inmitten der Natur vorfinden. Und das ist unter Obstbäumen mit nur zwei Nachbarn sicher eher möglich als auf der Parzelle eines vollen Campingplatzes. Auch das Thema Nachhaltigkeit liegt den Molls am Herzen. „Bei uns können die Gäste weg vom Luxus sein und haben trotzdem eine schöne Unterkunft.“

Großes Abenteuer für Kinder
Insbesondere für Kinder dürfte eine Übernachtung im Dachzeltdorf ein großes Abenteuer sein. Eine Plattform ist nach Lily, einem von sechs Shetlandponys auf dem Hof, benannt. Oder soll es doch lieber die Plattform namens Schlittenfahrt oder die größere Familienplattform mit Rutsche am Heuwagen sein?
Im darauf fest installierten Dachzelt mit Matratze lässt es sich bestimmt gut schlafen. Alles andere müssen die Gäste selbst mitbringen. Dazu gehören Bettwäsche, Kopfkissen, Campingtisch, –stühle und –kocher. „Eine Bio-Komposttoilette, eine Solardusche und ein Häuschen zum Abwaschen stellen wir zur Verfügung“, sagt Melli Moll.

Ein Spielplatz mit Trampolin, eine Grillstelle, an der die Gäste gemütlich zusammensitzen können, und die tierischen Bewohner des Obsthofs bereichern den Aufenthalt. „Angesichts der Sprit- und Flugpreise hoffen wir, dass die Leute auch weiterhin gern Urlaub in Deutschland machen.“ Auch einen Brötchenservice möchten die Molls für ihre Gäste anbieten.

Mehr Auswahl im Hofladen
Viele Produkte finden sich aber auch im Hofladen des Obsthofs. Dabei lautet das Motto „Mit Herz hausgemacht“. Zum zweieinhalb Quadratmeter großen Holzhäuschen, das vor zwei Jahren eröffnet wurde, ist inzwischen ein zweites dazugekommen. Erweitert hat sich auch die Auswahl. „Neben unseren eigenen Produkten vom Apfelsaft über Apfelgelee bis zum Apfelessig haben wir jetzt auch leckeres Hofeis von Deyers, frische Eier aus Schmalegg und Wurstwaren von der Bioland-Metzgerei Hügle im Angebot“, zeigt Melli Moll auf.

Vier eigene Schweine ziehen die Molls aktuell unter Idealbedingungen auf – auch sie werden irgendwann auf den Tellern der Hofladenkunden landen. Für Jungrind Felix, der sich in der Ponyherde pudelwohl fühlt, soll das jedoch nicht gelten. „Alles, was einen Namen hat, wird auf keinen Fall gegessen“, betont die gelernte Groß- und Außenhandelskauffrau und Mutter von drei Kindern.
Erhalt der Streuobstwiesen ist ein Ziel
Ihr Mann Patrick Moll arbeitet als gelernter Schlosser in Vollzeit in einem Industrieunternehmen und betreibt den 90 Jahre alten Obsthof mit seinen drei Hektar im Nebenerwerb. „Es ist schon wichtig, ein zweites Standbein zu einem Hof wie unserem zu haben“, sagt der Junglandwirt, der den Hof in der vierten Generation bewirtschaftet.
Zwischen 70 und 100 Tonnen Äpfel erntet Moll pro Jahr in seinem von Naturland zertifizierten Bio-Betrieb von den Hoch- und Mittelstämmen. Sein Ziel sei es, neben dem Erhalt der Streuobstwiesen, den Ertrag selbst zu vermarkten. „Für die Landwirtschaft braucht man ebenso Herzblut wie für unser Campingangebot“, sagt Moll.

Im Dachzelt kann man auf seinem Hof nicht nur übernachten, man kann sich auch als Aufbau für das Auto bei Patrick Moll ein eigenes kaufen. Engagiert ist Moll auch beim Blumenwiesenprojekt in Heiligenberg. Nachdem die insektenfreundlichen Blumen von Hand mit der Sense gemäht wurden, werden sie von Moll gepresst. „Für unsere Ponys und für Mockele Felix ist dieses Heu ein echter Leckerbissen“, weiß er. Die Ideen scheinen dem jungen Landwirte-Paar nicht auszugehen.