Uwe Allweier, Roland Rauscher, Roland Wehinger sowie die Brüder Rainer und Werner Groß kennen sich teilweise schon aus der Grundschule. Als der Musikverein Altheim im 50. Jahr seines Bestehens eine Nachwuchsoffensive startete, konnte er 15 junge Talente gewinnen. Die Gold-Jubilare sind seitdem aktiv im Verein.
Damals führte Karl Groß den Dirigentenstab im Verein. Auf seine Initiative ist die Rekrutierung zurückzuführen. Als die Neumusiker zwei Jahre später in die aktive Kapelle wechselten, nahm deren Mitgliederzahl von 30 auf 45 auf einen Schlag um 50 Prozent zu. Die 15, die gemeinsam mit dem Musizieren angefangen haben, wollten mehr.
1979 gründeten sie die Unterhaltungsband “Altheimer Musikanten“ und traten als eigenständige Formation auf Dorffesten, wie dem Altheimer Blütenfest, und auf der Fasnet auf. “Unser erster Auftritt war auf der Frickinger Fasnet“, erinnert sich Roland Wehinger. Die Unterhaltungsband wurde von vielen Veranstaltern gebucht, schnell eroberten sie viele Bühnen. Aber eine Einschränkung machte die Kapelle dann doch. “Die Vereinstermine gingen vor, wir haben keinen Auftritt zugesagt, wenn der Verein einen Termin hatte“, erklärt Werner Groß.

So kommt die Band zu ihrem zweiten Namen
“‘Wenn ihr hier auftreten wollt, dann braucht ihr einen anderen Namen‘, sagte der Veranstalter der Bayerischen Tanz-Meisterschaften“, erzählt Groß. So kam es, dass sie fortan einen weiteren Namen führten. “In Anlehnung an die Big Band von Günter Noris nannten wir uns dann ‚Tanzorchester Bruno Groß‘.“ Werners Bruder Bruno war der Bandleader der Unterhaltungsband “Altheimer Musikanten“ und nun auch der Gala-Big-Band “Tanzorchester Bruno Groß“. “Aber es war dieselbe Formation, mit denselben Musikern.“ Gleiche Band, anderer Stil. “Wir konnten zwei komplette Repertoires spielen“, ergänzt Werner Groß.
Ob Musikanten oder Tanzorchester, die Musiktalente machten sich einen Namen im internationalen Bodenseeraum, ihr Kalender füllte sich. Die Erinnerungen der übrig gebliebenen Gründungsmitglieder sprudeln aus ihnen heraus, und gegenseitig rufen sie sich die Höhepunkte ihrer Big-Band-Karriere zu.
Einladung zum Fürsten von Liechtenstein
Da war die Einladung vom Fürsten von Liechtenstein. Als sie in der Burg ankamen, gab es erst einmal ein viergängiges Menü. Danach spielten sie als Begleitband beim Fastnachts-Bühnenprogramm, um im Anschluss bis in den frühen Morgen als Unterhaltungsband Stimmung zu machen. Oder die Auftritte in Bayern bei den Tanz-Meisterschaften. “Wir mussten nach Metronom spielen“, erinnert sich Roland Rauscher. Die Taktgenauigkeit war den Tänzern beim Wettkampf wichtig. Das präzise Spiel, auch ein Zeichen der Güte für das Tanzorchester. Das Altheimer Tanzorchester wurde jedes Jahr für die Meisterschaften im Folgejahr gebucht.

Hinzu kamen Altheimer Blütenfest, Tanzabende in der Frickinger Graf-Burchard-Halle, DLRG-Ball in Wittenhofen, Tanzmeisterschaften in Bayern, Auftritte in Österreich und in der Schweiz. Dazwischen das Benefizkonzert für die Deutsche Krebshilfe in Pfullendorf, organisiert von Mark Keller. Er hatte die “Rudi-Carrell-Show“ aus dem Fernsehen in die Stadthalle geholt. Allerdings mit einem bekannten Imitator statt dem Show-Großmeister.
Großes Pensum für halb-professionelle Band
Ein Riesenpensum für eine halb-professionelle Band. “Das ging nur aus Liebe und Leidenschaft zur Musik“, erinnert sich Roland Wehinger. Zu den Auftritten kamen auch die Proben. Ganz zu Beginn probten sie wöchentlich zweimal mit ihrer Big Band, einmal mit der Jugendkapelle und einmal mit den Aktiven. Mit der Spielpraxis durch die zusätzlichen Auftritte und der Leistungssteigerung der Big Band wurde eine Probe gestrichen. Also nur noch drei Proben in der Woche.
Zwischen den Musikern entwickelte sich eine großartige Kameradschaft. Sonst wäre die Herausforderung nicht zu stemmen gewesen, die das Tourleben mit sich brachte. Von 19 bis 4 Uhr morgens spielen und einige Stunden später wieder auf der Bühne stehen. Oder wie auf dem Seehasenfest in Friedrichshafen vier Jahre hintereinander. Dort spielten sie von 10.30 Uhr bis Mitternacht, mit lediglich zwei einstündigen Pausen.
Orchester löst sich Ende der 90er-Jahre auf
Ende der 1990er-Jahre stand die Band dann vor der Frage, wie weitermachen? Denn zwei ihrer Kameraden zogen sich zurück. Nicht nur die Frage, wie beide zu ersetzen sind, sondern auch die Frage, ob sie als Vollzeitmusiker weitermachen wollen, wurde diskutiert. “Es war bis heute die richtige Entscheidung“, sagt Roland Wehinger über die Auflösung. Seine Kameraden stimmen ihm zu. Beruflich und familiär haben sie sich weiterentwickelt.
Sie spielten nur noch die vertraglich zugesagten Auftritte. “Wir haben auf dem Gala-Ball der Jungköche in Lindau gespielt“, erinnert sich Werner Groß an den letzten öffentlichen Auftritt des Tanzorchesters. Danach spielten sie nur noch im Verein. Die Ära der “Altheimer Musikanten“ und des “Tanzorchester Bruno Groß“ ging im 20. Jahr des Bestehens 1998 zu Ende.