Wer in das Dachgeschoss des Wohnhauses von Rudi und Theres Matt im Frickinger Ortsteil Leustetten kommt, der spürt sofort: Jetzt geht es in eine andere Welt. Es fühlt sich an, als bliebe alles andere draußen vor der Tür. Denn im Inneren des Raums dreht sich alles um Weihnachtskrippen.

Die 22 Kursteilnehmer fertigen verschiedenste Varianten der Darstellungen der biblischen Weihnachtsgeschichte an – von orientalisch über alpenländisch bis zur Laternenkrippe reicht die Bandbreite. Eine Teilnehmerin aus Neapel hat zum Beispiel ein neapolitanisches Krippenbauwerk erstellt. Die heilige Familie im Stall rückt in der italienischen Variation fast ein wenig in den Hintergrund bei all dem schmückenden Bauwerk.

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Andrea Gebauer, Verena Erdenberger und Daniela Walz haben sich unabhängig voneinander für eine ganz klassische Variante entschieden. „Eine Heimatkrippe ist für mich von Kindheit an der Innbegriff von Krippe“, begründet Gebauer ihre Wahl. Wie ihre drei Mitstreiterinnen ist sie das erste Mal beim Krippenkurs dabei.

Andrea Gebauer streicht Böden und Sparren mit gefärbtem Leimwasser ein. Eine Heimatkrippe ist für Gebauer der Inbegriff von Krippe seit ...
Andrea Gebauer streicht Böden und Sparren mit gefärbtem Leimwasser ein. Eine Heimatkrippe ist für Gebauer der Inbegriff von Krippe seit ihrer Kindheit. | Bild: Martina Wolters

Bei einer der letzten Krippenausstellungen war Andrea Gebauer so begeistert, dass ihr Mann sie kurzerhand zu einem Kurs beim Ehepaar Matt anmeldete. Trotzdem musste sie lange warten, wie sie bei einem Besuch in der Werkstatt von Familie Matt erzählt. Manch einer warte bis zu sieben Jahre darauf, unter professioneller Anleitung zu bohren, zu kleben und zu malen.

Auch Daniela Walz ist froh, dass sie und ihre Mutter Heidi Heilig nach vierjähriger Wartezeit einen der begehrten Kursplätze bekommen haben. “So eine eigene Krippe ist etwas ganz Besonderes, weil man sie selbst gemacht hat“, findet Walz. Die gebe es eben kein zweites Mal. Die gebürtige Leustetterin ist an diesem Kursabend dabei, winzig kleine Schindeln mit Leim auf ihrem Krippendach zu befestigen.

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Einmal pro Woche drei Stunden Krippenbau

Seit September taucht Daniela Walz wie ihre beiden Kolleginnen einmal wöchentlich für drei Stunden in die Welt des Krippenbaus ein. Bei leiser Radiomusik, umgeben von Werkzeug und handgemachten Krippenzutaten kann sie sich ganz in ihre Arbeit vertiefen. Später am Abend wird sie noch eine Feuerstelle aus winzigen Steinchen und einem Lämpchen basteln.

Neben ihr bohrt Verena Erdenberger Löcher vor für ihre Sparren. Auch sie widmet sich ihrer Tätigkeit voll und ganz. “Es ist für mich entspannend und mein absoluter Lieblingstermin in der Woche“, verrät die junge Frau. Hier könne sie vollkommen konzentriert und ungestört arbeiten.

Wie in einer anderen Welt: Verena Erdenberger (vorne) und Daniela Walz gehen völlig in ihrer Krippenbauarbeit auf.
Wie in einer anderen Welt: Verena Erdenberger (vorne) und Daniela Walz gehen völlig in ihrer Krippenbauarbeit auf. | Bild: Martina Wolters

Wenn die drei Laien-Krippenbauerinnen mal nicht weiterwissen, steht der gelernte Krippenbaumeister zur Stelle. Rudi Matt mischt Leimwasser und Farbpulver zusammen und gibt Tipps zum „Schwärzeln“ der Böden und Mauern. Zuerst „geschwärzelt“ und später leicht abgewaschen, entstehe der richtige Vertiefungseffekt, weiß er.

Accessoires wie Mini-Blumentöpfe aus Eicheln oder Körbchen aus Schnur stellen er und seine Frau Theres in rauen Mengen her. Das ganze Jahr über sammeln die beiden eifrig Naturmaterialien dafür. Insbesondere in ihren Urlauben in Österreich werden sie fündig.

Die kleinen Dekoarikel wie Minikörbe aus Schnur sind von Theres Matt handgemacht.
Die kleinen Dekoarikel wie Minikörbe aus Schnur sind von Theres Matt handgemacht. | Bild: Martina Wolters

„Das ist einfach unsere Leidenschaft. Wir sind fast das ganze Jahr im Krippenfieber“, sagt Theres Matt lächelnd. Schnell bestückt sie ein Tablett mit Gläschen und füllt sie mit „Krippenwässerle“. In einer kurzen Schaffenspause wird damit angestoßen.

Bei einer kurzen Pause bleibt Zeit für ein sogenanntes Krippenwässerle als Motivationsschub zum Weiterarbeiten (von links): Theres Matt, ...
Bei einer kurzen Pause bleibt Zeit für ein sogenanntes Krippenwässerle als Motivationsschub zum Weiterarbeiten (von links): Theres Matt, Andrea Gebauer, Daniela Walz, Verena Erdenberger und Rudi Matt. | Bild: Martina Wolters

Und dann geht es wieder weiter. Schließlich sollen alle Krippenbauten fertig werden zur jährlichen Ausstellung im Leustetter Schulhaus. Für den Walz‘schen Krippenbau wurde noch eine Holzbank gefertigt. So ein bauchiges Bänkle stehe bei ihr vor der Haustür, sagt sie. „Ich bin sicher, dass unsere Söhne lachen müssen, wenn sie das Holzbänkle entdecken“, freut sich Daniela Walz.

Einen Platz hat sie auch schon für ihr Werk. Es soll unter dem Tannenbaum stehen an Heiligabend. Ob sie noch einmal eine zweite Krippe bauen wolle? Nur mit einem ihrer Kinder zusammen, sagt Walz. Andrea Gebauer kann sich durchaus vorstellen, wieder in die Krippenbauwerkstatt nach Leustetten zu kommen. Ihre Tochter habe sich schon eine selbstgebaute Weihnachtskrippe gewünscht.