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Es ist sein großer Tag: Als erster Schwimmer mit einer Körperbehinderung hat Sven Eckardt aus Gärtringen gestern den Bodensee durchquert. In fünf Stunden und 33 Minuten hat der 47-jährige Extremschwimmer, auch als Dr. Svimmm bekannt, die knapp zwölf Kilometer von Friedrichshafen nach Romanshorn zurückgelegt. Und das bei nicht einfachen Bedingungen, wie Oliver Halder von der Organisation Bodenseequerung in einem kurzen Video berichtet, das er kurz nach der Ankunft in der Schweiz noch vom Boot aus bei Facebook postet. Strömung, Wind und Wellen seien eine Herausforderung gewesen.

Noch ein Selfie, dann kann es losgehen.
Noch ein Selfie, dann kann es losgehen. | Bild: Mona Lippisch

Sven Eckardt ist querschnittsgelähmt und kann seine Beine nicht bewegen. "An Land ist es für mich schwer, im Wasser einfach", sagt Eckardt kurz vor dem Start am Montagvormittag auf dem Weg vom Auto ans Bodenseeufer in Friedrichshafen. Die Badekappe aufgesetzt, die Schwimmbrille in der Hand. Kleidung und Proviant in einem wasserdichten Beutel verpackt und Eckardt ist bereit. Bevor es losgeht, cremt ihn einer seiner Helfer mit Vaseline den Schulter- sowie Brustbereich ein. "Die Vaseline ersetzt einen Neoprenanzug. Sie verhindert die Reibung", erklärt der Sportler. Noch schnell ein letztes Selfie, um den besonderen Augenblick festhalten. Dann die Schwimmbrille auf – los geht's. Eckardt watet mit seinen Krücken in den See. Dann lässt er sich langsam ins Wasser gleiten. Begleitet wird der Schwimmer die ersten 500¦Meter von Hamza Bakircioglu. "Er ist ein großes Vorbild für alle Bodenseeschwimmer", sagt Eckardt über den Extremschwimmer, der im Juli die Längsquerung geschafft hat. Danach gibt es nur noch ein Boot an der Seite Eckardts.

Der 47-Jährige aus Gärtringen verfolgt die Bodenseequerungen schon eine ganze Weile. Bei den Ice Swimming German Open in Burghausen Anfang des Jahres sei er mit Oliver Halder zusammengesessen und so sei die Idee für eine Breitenquerung gewachsen. Eigentlich muss die Bodenseequerung ohne Hilfsmittel erfolgen. "Im Sinne der Inklusion habe ich unser Regelwerk jetzt angepasst und möchte damit auch international ein Zeichen setzen, körperbehinderten Menschen den Zugang zu diesem herrlichen Sport zu erleichtern und ihre Leistung bei solchen Herausforderungen zu zeigen", sagt Halder. Sven Eckardt darf daher eine handelsübliche Schwimmhilfe benutzen, eine sogenannte Pullbuoy, die verhindert, dass die Beine im Wasser absinken.
 

Um den richtigen Zeitpunkt für den Start der Bodenseequerung zu finden, wertet Oliver Halder die Daten von 15 bis 20 verschiedenen Wetterdiensten aus aller Welt aus. "Ich hoffe, dass ich die Strecke in vier bis fünf Stunden zurücklegen kann", so Eckardt vor dem Start. Im Freiwasser lasse sich dies allerdings nur schwer abschätzen. Wichtig sei, dass man die Strecke nicht zu schnell angehe. Die Distanz sei überschaubar, doch die Strömung könne eine Herausforderung sein, sagt Eckardt, der regelmäßig an 24-Stunden-Schwimmveranstaltungen in ganz Deutschland teilnimmt. Um sich kurz auszuruhen, darf er sich auf der Strecke nach Romanshorn treiben lassen, allerdings nicht am Boot festhalten. Getränke, Riegel und Medikamenten sind an Bord griffbereit, um sie ihm mit einem Kescher ins Wasser zu reichen.
 

Daumen hoch: Sven Eckardt ist in Friedrichshafen gestartet.
Daumen hoch: Sven Eckardt ist in Friedrichshafen gestartet. | Bild: Mona Lippisch

Vor allem sei die Bodenseequerung eine mentale Herausforderung. "Wichtig ist bei so einer Aktion, dass man sie nicht auf eigene Faust angeht, sondern von einem Team begleitet wird", sagt der Extremschwimmer und fügt hinzu: "Ich möchte mit dieser Aktion vor allem anderen Mut machen."