Mitte Dezember hatte der Rat der Entwurfsplanung für das 31-Millionen-Euro-Projekt zugestimmt. Die Frage nach einem begrünten Dach war einer von mehreren Prüfaufträgen, die der Stadtverwaltung dabei erteilt worden waren.

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Aus Kostengründen bereits einmal gestrichen

In der Projektphase des Karl-Olga-Parks war ursprünglich ein Gründach für die beiden Gebäude vorgesehen, doch im Laufe der Planungen wurde das schließlich aus Kostengründen wieder gestrichen. Als der Gemeinderat nun im Dezember endgültig das Ja zum Bauprojekt gab, stand das Gründach wieder zur Debatte. Denn schon seit einigen Jahren werden städtische Gebäude mit einer Begrünung versehen, etwa beim Neubau der Sporthalle in Fischbach.

Nun hat die Stadtverwaltung erneut geprüft, ob ein Gründach auch auf dem KOP möglich wäre. Die Antwort lautet Ja. Es ist nach Einschätzung der Stadtverwaltung „grundsätzlich möglich und ökologisch natürlich sinnvoll.“

Gründach würde 420 000 Euro kosten

Die Sache hat nur einen Haken: Ein Gründach würde auch zu Mehrkosten von insgesamt 420 000 Euro führen. Die Gemeinderäte haben nun zu entscheiden, wie wichtig ihnen diese Grundsatzfrage ist. Im Finanz- und Verwaltungsausschuss (FVA), der am Montag tagte, gingen die Meinungen auseinander. Während Karl-Heinz Mommertz (SPD) das Dach als „relativ günstig“ einstufte und auf die längere Lebensdauer einer begrünten Variante hinwies, standen für Sylvia Hiß-Petrowitz (Ödp) die Mehrkosten in keiner Relation zum Nutzen. Auch Gaby Lamparsky (FDP) sprach von vielen Nachteilen.

Der einzige Vorteil des Gründaches sei die längere Lebensdauer, die laut Verwaltung bei rund 40 Jahren liegt. Ein Flachdach ohne Schutzschichten hält demnach etwa 20 Jahre, eines mit Schutzschichten und ohne extensive Begrünung 30 Jahre.

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Bürgerbäume statt Dachbegrünung?

Achim Brotzer von der CDU stellte zur Kostenabwägung die Frage: „Was für einen klimapolitischen Vorteil haben wir durch ein bisschen Gras auf dem Dach?“ Aus seiner Sicht ließe sich das Geld an anderer Stelle effektiver einsetzen. Etwa in rund 1000 Bürgerbäume, ein Vorschlag, den CDU-Stadtrat Norbert Fröhlich in die Runde warf. Für das Gründach und die Investition sprachen sich im FVA die Grünen und die SPD aus.

Angesichts heißer werdender Sommer, die insbesondere für ältere Menschen unerträglich werden könnten, sei das bepflanzte Dach des Altenheims „ein Tropfen auf den heißen Stein, aber kein vergeudeter“, so Heinz Tautkus von der SPD. Und Ralf Lattner (Grüne) wies daraufhin, dass mit dem Dach spätere Folgekosten vermieden werden könnten.

Baubürgermeister Stefan Köhler für Gründach

Im Ausschuss für Planen, Bauen und Umwelt (PBU) wurde das Gründach ebenfalls heftig diskutiert. Erster Bürgermeister Stefan Köhler eröffnete die Diskussion darüber mit der Feststellung, dass „diese längst Standard bei städtischen Bauten seien und er diesen gerne halten“ würde. Köhler wies darauf hin, dass er gar nicht wisse, wo eigentlich 1000 Bürgerbäume in der Stadt einen Platz fänden, sollte sich der Gemeinderat für diese Variante entscheiden.

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Geradezu leidenschaftlich machte sich SPD-Mann Karl-Heinz Mommertz für das grüne Dach stark. „In Zeiten des Klimawandels müssen wir doch gerade das Stadtklima verbessern. Wir bekommen den Klimawandel doch nicht hin, wenn wir nichts tun!“, sagte er. Auch Markus Hörmann (Freie Wähler) stellte fest, dass die Stadt nicht von privaten und gewerblichen Bauherren Gründächer fordern könne, sie selbst aber nicht umsetze.

Qualität statt billigem Standard

Daniel Oberschelp (CDU) erregte sich darüber, dass es „fast schon unverschämt“ sei, dass nun für ein Öko-Dach eine Summe von 420 000 Euro angesetzt werde. Denn auch ein „vernünftiges Kiesdach“ habe seinen Preis. Stelle man diese Kosten gegenüber, blieben noch „höchstens 250 000 Euro Mehrkosten“ übrig, so Daniel Oberschelp. Er verstehe grundsätzlich nicht, wieso bei einem Projekt dieser Größenordnung mit „einem billigen Standard“ gerechnet werde. Schließlich folgten ihm die Ausschussmitglieder und beauftragten die Verwaltung, bis zur nächsten Gemeinderatssitzung auch die Kosten für ein Kiesdach zu ermitteln.

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Kritik an der Verwaltungsspitze

Fast schon zu einem Streit kam es noch, als Oberschelp in Richtung Bürgermeister Andreas Köster sagte, er habe beim KOP von Anfang an „Bauchschmerzen“. Der reagierte prompt und bat darum, das Projekt „nicht schlecht zu reden“. Doch Mirjam Hornung sprang ihrem Parteikollegen bei. „Tatsächlich lief das Projekt nicht glatt durch und viele von uns hatten Bauchschmerzen.“ Auch Stadtrat Mommertz kritisierte, dass Vorschläge des Gemeinderats, etwa eine Nahwärme-Versorgung, die Errichtung eines Blockheizkraftwerks oder die Aufstockung um ein weiteres Geschoss „abgeschmettert“ worden seien.