Im Januar hat die Fridays-for-Future-Bewegung Friedrichshafen erreicht. Etwa 100 Schüler versammelten sich an jenem Tag um die Mittagszeit auf dem Buchhornplatz.
Oft gab es seither Demonstrationen im klassischen Sinne, immer wieder aber auch Müllsammel- und Kreideaktionen oder auch Kombinationen. Mal in Friedrichshafen, mal in Überlingen, mal in Ravensburg. Mal mit mehr Teilnehmern, mal mit weniger.

Ein Ziel hat die Klimaschutz-Bewegung aus Sicht von Sander Frank, Eva Städele, Anouk Hennicke und Karol Roller, die den hiesigen Organisationteams angehören, erreicht: „Man kommt an dem Thema nicht mehr vorbei“, sagt Sander Frank.

Ein Ende der Klimastreiks ist damit aber noch längst nicht in Sicht. Weder global, noch lokal. „Es wurde ja noch nichts umgesetzt“, sagt Anouk Hennicke. „Aufgeben können wir einfach nicht. Das kommt nicht in Frage“, ergänzt Karol Roller. Damit bieten die Aktivisten zugleich Kritik und Häme die Stirn.
Aussagen teilweise weit unterhalb der Gürtellinie
Wurde Demo-Teilnehmern zunächst in erster Linie pauschal unterstellt, dass es ihnen nur ums Schwänzen geht, häufen sich in den digitalen Kommentarspalten längst auch Äußerungen nach diesem Prinzip: „Und dann holen sie die Plastikflasche aus dem Rucksack.“ Wobei sich das nicht aufs Netz beschränkt.

„Wir werden schon auch persönlich angesprochen“, schildert Anouk Hennicke. Böse Kommentare kommen der Schülerin zufolge nicht nur von älteren Generationen. „Als am 20. September mitunter klassenweise an dem Streik teilgenommen wurde, fand das nicht jeder Schüler toll.“

Von Kreideaktionen, bei denen die Teilnehmer als „Scheiß-Kinder“ und Umweltverschmutzer beschimpft worden seien, berichtet Sander Frank. „Teilweise bewegen sich die Aussagen weit unter der Gürtellinie und die Menschen machen sich nicht mal die Mühe, mit uns zu reden“, sagt er. Dabei gehe es bei „Fridays for Future„ nicht vordergründig um die persönliche Ebene. „Wir erwarten von niemandem, dass er perfekt ist. Wir sind es auch selbst nicht“, erklärt Eva Städele. Wichtig sei, es zu versuchen: „Jeder kann darüber nachdenken, was er verändern oder wo er seinen Einfluss ausspielen kann.“

Auch viele konstruktive Gespräche
Von Infoständen am Rande von Demonstrationen berichtet die Abiturientin aus Weingarten aber auch: „Mit einem Großteil der Skeptiker kann man wirklich reden.“ Gesprächsbedarf gebe es auch im persönlichen Umfeld. „Verwandte von mir betreiben auf einem Hof konventionelle Landwirtschaft“, schildert etwa Karol Roller. „Da haben Ängste und Zweifel an der Fridays-for-Future-Bewegung also auch in der Familie schon zu spannenden Diskussionen geführt.“

Aktivisten investieren viel Zeit und Energie
Mit Demonstrationen und Diskussionen ist der Einsatz für die Organisatoren noch nicht erledigt. Allein eines der wöchentlichen Organisationstreffen könne zwei Stunden dauern – oder auch vier. Auch fernab der Aktionen seien sie gefragte Ansprechpartner, sagt Sander Frank. „Wir werden zum Klimaanpassungskonzept oder Schülerklimagipfeln eingeladen, sind mitunter landes- oder bundesweit unterwegs.“

Auch in einer Aufräumaktion, einem veganen Grillfest oder einer Kleidertauschparty stecke Energie. „Aber wir wollen eben auch neben dem Streik etwas an die Hand geben.“ Reihum wird der Zusammenhalt gelobt. „Es gibt durchaus auch Diskussionen zur Ausrichtung und darüber, wie wir weitermachen wollen“, berichtet Eva Städele. „Das kann dann auch mal heftig werden – aber nie böse. Ich denke, uns eint das Ziel, die Einhaltung des Pariser Klimaschutzabkommens, und daraus schöpfen wir Kraft.“

Eine genaue Anzahl der bislang in der Region organisierten Aktionen haben die jungen Klimaschutzaktivisten auf Anhieb nicht parat. Unbestrittener Höhepunkt in Friedrichshafen dürfte die Demonstration am 20. September gewesen sein. Da versammelten sich längst nicht mehr ausschließlich Schüler, nach Veranstalterangaben zogen rund 2000 Teilnehmer durch die Stadt.
Einen weiteren globalen Aktionstag haben „Fridays for Future„ nach der Veröffentlichung des Klimapakets der Bundesregierung bereits für den 29. November angekündigt. „In Überlingen wird auf jeden Fall eine Demo stattfinden“, sagt Karol Roller. Es ist unwahrscheinlich, dass die sechs Freitage bis dahin einfach nur Freitage sein werden.