Rein rechnerisch zählt er zu den Verlierern, gewonnen hat er aber trotzdem: Linken-Direktkandidat Andreas Reich zeigt sich zufrieden mit dem Ergebnis der vergangenen Bundestagswahl. Im Bodenseekreis erreichte der 70-Jährige 4,2 Prozent der Erststimmen. Seine Partei schaffte es immerhin auf 5,5 Prozent. „Für uns ist das Ergebnis hervorragend“, sagt Reich in der Woche nach der Wahl im Gespräch mit dem SÜDKURIER.
Ein historisch gutes Ergebnis für die Linke
Tatsächlich hat seine Partei so gut abgeschnitten wie lange nicht. Bundesweit erzielte die Linke 8,8 Prozent der Zweitstimmen. Das stellt eine deutliche Verbesserung gegenüber der Bundestagswahl 2021 dar, bei der die Partei 4,9 Prozent erreichte und somit knapp an der Fünf-Prozent-Hürde scheiterte. „Wir konnten unser Ergebnis verdoppeln“, freut sich Andreas Reich. Dadurch sei die Partei eine eigenständige Fraktion im Bundestag und habe weitaus mehr Einfluss. Ihr bisher bestes Resultat erzielte die Linke im Jahr 2009 mit 11,9 Prozent der Zweitstimmen.
Reich wohnt eigentlich in Sankt Georgen im Schwarzwald, aber im Schwarzwald-Baar-Kreis gab es mehrere Kandidaten für den Bundestag, während im Bodenseekreis keiner antrat. Daher nominierte die Linke Reich für diesen Wahlkreis. Sein Vorgänger Sander Frank konnte bei der Bundestagswahl 2021 nur rund 2,7 Prozent aller Erststimmen im Wahlkreis Bodensee auf sich vereinen.
Feier mit jungen Mitgliedern
Gefeiert wurde das Ergebnis am Wahlabend gemeinsam mit Parteimitgliedern in Weingarten. „Es waren viele neue und junge Mitglieder da“, sagt Reich. „Das hat mich gefreut.“ Ähnlich dem Trend auf Bundesebene konnten auch die Kreisverbände in den vergangenen Wochen viele neue Mitglieder gewinnen. Der 70-Jährige betont: „Jetzt müssen wir als Partei sehen, dass wir das Beste für die Bürger rausholen können.“
Politisch will Reich dem Bodenseekreis erhalten bleiben, versichert er. Wie genau er sich hier einbringen will, soll in den kommenden Wochen erarbeitet werden. Eines steht für ihn jedoch fest: „Ich hoffe, dass sich unser gutes Ergebnis bei der kommenden Landtagswahl fortsetzt.“
Fokus auf Rentenpolitik
Das große Thema des 70-Jährigen bleibt auch nach der Bundestagswahl die Rente. Andreas Reich engagiert sich neben seiner Parteizugehörigkeit im „Verein der Direktversicherungsgeschädigten e.V.“, wo er sich für die Verbesserung der Lebensbedingungen aller Menschen einsetzt. Besonders wichtig ist ihm das Thema Doppelverbeitragung der Renten.
Die Doppelverbeitragung bedeutet, dass Rentner sowohl während der Ansparphase als auch bei der Auszahlung ihrer Betriebsrente oder Direktversicherung Beiträge zur gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung zahlen müssen. Dies wurde durch das Gesundheitsmodernisierungsgesetz (GMG) von 2004 eingeführt, das festlegte, dass Betriebsrenten und Kapitalauszahlungen aus Direktversicherungen voll mit Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträgen belastet werden.