Lange zog sich die Auszählung der Wählerstimmen am Montagnachmittag hin. Gegen 16 Uhr hatten die 550 Wahlhelfer die grünen Stimmzettel aus allen 60 Wahlbezirken ausgewertet. Das vorläufige Ergebnis dürfte für manchen eine große Überraschung sein. Die Wahlbeteiligung lag mit 57,6 Prozent nur leicht über der von 2019 (55,1 Prozent).

Zwei Sitze mehr für die CDU

Die Christdemokraten profitieren vom Bundestrend und gehen gestärkt aus dieser Wahl hervor. Mit 26 Prozent legt die CDU im Vergleich zum Wahlergebnis vor fünf Jahren 2,4 Punkte obendrauf und erhält dafür zwei Sitze mehr im neuen Gemeinderat. Damit stellt die CDU mit elf von 40 Stadträten die mit Abstand stärkste Fraktion und auch den Stimmenkönig dieser Wahl. Martin Baur holte über 14.000 Stimmen.

Zirka 550 Wahlhelfer zählten am Montag die Stimmen für die Wahl des Gemeinderats aus, darunter Vanessa Marcher und Robin Held.
Zirka 550 Wahlhelfer zählten am Montag die Stimmen für die Wahl des Gemeinderats aus, darunter Vanessa Marcher und Robin Held. | Bild: Cuko, Katy

Mit Sabrina Martinez-Perez, die wie Spitzenkandidat Pascal Salomon neu im Stadtrat ist, verdoppelt die CDU ihren Frauenanteil in der Fraktion neben Mirjam Hornung. Für deren Mann Manuel Plösser dürfte das Mandat hingegen eine faustdicke Überraschung sein, weil er auf dem letzten, also 40. Listenplatz kandidiert hatte. Damit ist erstmals seit vielen Jahren wieder ein Ehepaar im Rat vertreten.

Achterbahnfahrt für die Grünen

Für die Grünen glich der Wahltag einer Achterbahnfahrt. Am Vormittag sah es noch so aus, dass nur vier Stadträte ein Mandat bekommen, womit sich die Fraktion halbiert hätte. Doch mit jedem Stimmbezirk mehr, der ausgezählt war, stieg die Anzahl der Prozentpunkte bei den Grünen, die am Ende bei 13,7 Prozent landeten. Mit diesem Ergebnis erleidet die Partei – wie schon bei der Europawahl – die größten Verluste. 2019 jubelten die Grünen noch über 20,4 Prozent der Wählerstimmen in Friedrichshafen.

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Am Ende nur ein Sitz weniger

Als Drittplatzierte sind sie fortan mit sechs Vertretern im neuen Stadtrat. Spitzenkandidatin Claudia Huesmann holte die meisten Stimmen und ist als Einzige neu dabei. „Ich habe nicht damit gerechnet, als Person ein so gutes Ergebnis zu holen“, erklärte sie am Nachmittag. Dass die Grünen zwei Sitze verloren haben, sei allerdings „generell enttäuschend“. Für sie ist der Rechtsruck erschreckend, der Friedrichshafen in diesem Maß erreicht habe.

Auf dem Weg zum Wahl-Lokal im Rathaus Friedrichshafen: Die Wahlbeteiligung bei der Gemeinderatswahl liegt bei 57,6 Prozent.
Auf dem Weg zum Wahl-Lokal im Rathaus Friedrichshafen: Die Wahlbeteiligung bei der Gemeinderatswahl liegt bei 57,6 Prozent. | Bild: Hans Peter Klesel

Am Ende der Auszählung landet die AfD mit einem Wahlergebnis von 9,2 Prozent auf Platz fünf hinter CDU, Freien Wählern, Grüne, SPD und dem Netzwerk für Friedrichshafen. Dass die Rechtspopulisten mit nur acht Kandidaten auf der Liste allerdings knapp 80.000 Stimmen sammeln und so die Hälfte ihrer Bewerber in den Gemeinderat schicken, dürfte ein Novum ein. Ralf Döschl erreicht sogar das drittbeste Wahlergebnis aller 331 Kandidaten, und auch seine drei Parteikollegen gehen mit knapp 10.000 Stimmen auf dem Zettel heim.

Freie Wähler wieder zweitstärkste Kraft

Die Freien Wähler sind mit 15,4 Prozent der Wählerstimmen wieder zweitstärkste Kraft, büßen aber 1,8 Prozentpunkte im Vergleich zur Wahl 2019 ein. So bleibt es bei sechs Sitzen im Gemeinderat. Mit diesem Ergebnis ist die bisherige Fraktionschefin Dagmar Hoehne zufrieden. „Mehr war bei dieser Diversifizierung im Rat nicht drin“, kommentiert sie das Ergebnis. Der Weg dahin war für sie „ein ganz schöner Krimi“. Neu in der Fraktion ist Tobias Günter, der Thomas Pohl ersetzt.

SPD mit runderneuerter Fraktion

Mit einer fast rundweg erneuerten Besetzung wird die SPD Politik machen. Mit 12,9 Prozent blieb am Ende ein Abschlag von 1,3 Prozentpunkten auf der Endabrechnung stehen, der in der Konsequenz ein Sitz weniger im Rat bedeutet. Dafür gehen die Sozialdemokraten „mit einer starken Truppe“ in die nächste Wahlperiode, sagt Werner Nuber, für den es nicht noch einmal für ein Mandat gereicht hat. Neben dem Spitzenduo Laura Straub und Matthias Eckmann sowie Rudi Krafcsik vertreten der Schulrektor Kai Nopper und der ehemalige Umweltamtsleiter im Rathaus, Tilmann Stottele, die Interessen der Sozialdemokraten im Rat.

Nur wenige Stadträte und Rathausmitarbeiter verfolgten am Montagnachmittag im Sitzungssaal des Gemeinderats die Stimmauszählung, ...
Nur wenige Stadträte und Rathausmitarbeiter verfolgten am Montagnachmittag im Sitzungssaal des Gemeinderats die Stimmauszählung, darunter Bürgermeister Fabian Müller (rechts). | Bild: Cuko, Katy

Mit einem kleinen Zuwachs von 0,5 Prozentpunkten liefert das Netzwerk für Friedrichshafen ein solides Ergebnis ab. „Wir hätten schon gern noch den einen oder anderen Kandidaten zusätzlich in den Gemeinderat gebracht. Aber immerhin sind wir mit einem leichten Plus dabei“, kommentiert Philipp Fuhrmann das aktuelle Ergebnis von 10,4 Prozent der Wählerstimmen für den Ratsneuling 2019. Neu dabei in der Vierer-Fraktion ist nur Spitzenkandidatin Miriam Montano.

FDP keine Fraktion mehr

Für die FDP ist das Ergebnis von 5,4 Prozent am Ende „ein wenig enttäuschend“, wie Fraktionschefin Gaby Lamparsky sagt. Zwar büßen auch die Liberalen im Rat nur einen Prozentpunkt zu 2019 ein. Aber damit kommt nicht nur ein Sitz im Gemeinderat, sondern auch der Fraktionsstatus abhanden.

ÖDP-Vertreter nicht mehr im Rat

Wie die „ÖDP und Unabhängige“ das Wahlergebnis aufnehmen, bleibt abzuwarten. Die Ökopartei hat mit 2,6 Prozent diesmal 1,6 Punkte weniger erhalten als vor fünf Jahren. Das bringt der Liste nur noch einen Sitz ein. Und den erhält der Kandidat, der der Partei 2019 mit seinem Wechsel von den Freien Wählern zur ÖDP den Fraktionsstatus und den Namenszusatz „parteilos“ verschaffte. Joachim Krüger jedenfalls ist für den neuen Gemeinderat wieder gewählt, allerdings keine der beiden bisherigen ÖDP-Vertreterinnen mehr.

Ekkis Liste ohne Erfolg

Bleibt noch Sander Frank, der den Sitz für die Linke im neuen Gemeinderat gesichert hat. Für das Männer-Trio von Ekkis Liste hat es am Ende mit 0,8 Prozent der Stimmen nicht für ein Mandat gereicht.

Der SÜDKURIER hat alle zur Kommunalwahl zugelassenen Parteien und Vereinigungen um die Zusendung von Kandidatenbildern gebeten. Von den meisten künftigen Gemeinderatsmitgliedern liegen uns daher Fotos vor. Wenige Listen reagierten nicht auf unsere Anfrage; andere teilten mit, dass ihrerseits keine Veröffentlichung erwünscht sei.