Bei der Pressekonferenz zum Kulturufer herrschte große Freude über die Besucherrekorde. Trotzdem gab es auch Grund zur Kritik: am Umgang mit der Straßenkunst nämlich. Die wurde erstmals strikt kuratiert und reguliert.
Deutlich weniger Vielfalt als gewohnt
300 Künstler(gruppen) bewarben sich, 27 wurden eingeladen. So gab es deutlich weniger Vielfalt als gewohnt, manche Gruppen traten dreimal am selben Tag auf, andere fünfmal in Folge zur selben Abendzeit am selben Standort. Zu diesem Umstand waren verwunderte bis genervte Äußerungen unter Besuchern zu hören. Nazli Yucad, die erstmals als Händlerin einen Stand hatte, zeigte sich erfreut, als schließlich eine Band an ihrem Uferabschnitt spielte: „Das ist eine tolle Atmosphäre!“ Tatsächlich wurde schon während des Kulturufers nachjustiert und auch Richtung Lammgarten ein Platz für spontane Zusatzauftritte eingerichtet.

Bisher wurde per Los über die Auftritte entschieden – das schuf auch Frust
Der Leiter des Kulturbüros, Winfried Neumann, begründete die Entscheidung damit, dass in den Vorjahren häufig Frust und Enttäuschung geherrscht habe, wenn der Lostopf für einzelne Künstler keinen oder nur einen Auftritt hervorbrachte. Auch sei so der Kulturuferbesuch – für die etwa, die für einen Tag anreisten – durch den neuen Modus besser planbar. „Natürlich nehmen wir die Kritik ernst und man kann auch überlegen, ob man die Anzahl der Auftritte auf zwei pro Künstler heruntersetzt“, erklärte er beim Pressegespräch. Brachte die dezimierte Anzahl an Künstlergruppen neben der erhöhten Auftrittsanzahl pro Gruppierung Vorteile für die Straßenkünstler mit sich? Die Pressestelle der Stadt erklärt auf Anfrage, dass es ein „Antrittsgeld“ für die Künstler gebe, die fest im Programm stünden.

Wie steht es um die Unterbringung? Ein Besuch auf dem Parkplatz an der Alten Festhalle
Was sich für jene Straßenkünstler, die eingeladen wurden, in Sachen Unterbringung geändert hat, zeigte ein Besuch auf dem Parkplatz an der Alten Festhalle. Dieser steht den Straßenkünstlern seit 2017 als Campingmöglichkeit zur Verfügung. Die bislang verschlossen gebliebenen Sanitäranlagen sind inzwischen für sie zugänglich – allerdings nur von 9 bis 17 Uhr. „Aus Sicherheitsgründen“, sagt die Pressestelle. Außerhalb dieser Zeit standen drei Dixiklos zur Verfügung, zudem ein Toiletten- und Duschwagen zu Betriebszeiten auf dem Festgelände.
Bei der Organisation gebe es noch „ein paar Details“ zu verbessern: So lautete die vorsichtige Formulierung des Musikerduos Juana und Luciano mit Bezug auf ihre Unterbringung. Andere wollten nicht namentlich genannt werden, aus Sorge, es könne sich negativ auf ihre Auftrittsgenehmigung auswirken. Sie bedauerten etwa, dass ihr einziger Rückzugsort nicht respektiert werde. Auf dem eigentlich gesperrten Parkplatz – das wurde durch Barrikaden und Schilder kenntlich gemacht – parkten auch Besucher mit ihren Autos. Neumann, der dies im Vorbeifahren selbst „verwundert“ beobachten konnte, versprach für die Zukunft bessere Kontrollen.