Als "Quantensprung" bezeichnete Bürgermeister Andreas Köster das Museumskonzept, das Eckpunkte für eine Weiterentwicklung des Zeppelin Museums und des Schulmuseums als Ziel bis zum Jahr 2035 formuliert. Stimmt der Gemeinderat am Montag zu, bekämen beide städtischen Museen perspektivisch deutlich mehr Platz, um sich auch inhaltlich zu profilieren. Oberbürgermeister Andreas Brand stellte am Donnerstag bei einem Pressegespräch die baulichen Ideen vor, die "einen Rahmen vorschlagen für die Entwicklung der beiden städtischen Museen".

Das Zeppelin Museum hat schlichtweg zu wenig Platz, um die bedeutende, im Depot lagernde Kunstsammlung adäquat zu zeigen. Das sind stolze 3900 Werke, darunter 406 von Otto Dix, 127 von Max Ackermann und 565 Fotografien von Andreas Feininger. Die Kunst soll künftig nicht in begrenzten Ausstellungsräumen und Archiven ihr Dasein fristen, sondern prominent der Öffentlichkeit präsentiert werden.

Neubau am Standort Zollgebäude

Erster Baustein des Museumskonzepts ist daher eine Art Kunsthaus direkt neben dem Zeppelin Museum dort, wo sich heute Zoll und BSB am Hafenanleger ein Gebäude teilen. Das sei mit Zollverwaltung und den Stadtwerken Konstanz bereits abgestimmt, so Brand. Wie der angedockte Neubau mit rund 2000 Quadratmeter Ausstellungsfläche einmal aussehen könnte, sollen Architekten im Wettbewerb entwickeln. Zieht die Kunstabteilung ins neue Kunsthaus, wäre im Museums-Haupthaus Platz frei, um die Ausstellung auch inhaltlich umzubauen, sagt Köster.

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Stärken will die Stadt den bisher eher stiefmütterlich behandelten Teil der Industrie- und Stadtgeschichte. "Wir haben viel über die Faszination Zeppelin, aber wenig über andere Industriepioniere der Stadt. Wir wollen zeigen, warum Friedrichshafen so ist, wie es ist", erklärt Andreas Brand die Idee eines Erweiterungsbaus für dieses Anliegen, der weitere 4000 Quadratmeter Ausstellungsfläche bieten könnte.

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Seit 2016 laufen bereits Gespräche mit der Familie Schmid-Maybach, eine Maybach-Ausstellung ins Zeppelin Museum zu integrieren. Dazu gehört ein Maybach-Zug, der auf dem heutigen Gleis 3 des Hafenbahnhofs, der als Bahnhalt nicht zur Disposition steht, eingehaust werden kann. Aufgegriffen wird auch die vor vielen Jahren geborene Idee eines baulichen Querriegels zu den Ausstellungsflächen auf dem Bahnsteig. In einer dritten Stufe wäre die nochmalige Erweiterung des Museums auf dem heutigen Bahndamm möglich, wobei dann der Busbahnhof definitiv nach Norden in Richtung Tankstelle verlegt werden müsste. Auch dieser Bereich soll Platz für die Industrie- und Stadtgeschichte schaffen.

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Mit diesen Plänen würde sich die Ausstellungsfläche im Zeppelin Museum – heute rund 3800 Quadratmeter – weit mehr als verdoppeln. "Ziel ist es, alle drei Säulen des Museums gleichgewichtig zu präsentieren", so Brand, also den Themen Zeppelin, Kunst und Industrie- und Stadtgeschichte in etwa den gleichen Raum zu bieten. Bis diese Pläne reifen, werden allerdings noch Jahre ins Land gehen, wobei bereits 2019 die Beteiligung der Bürger am Planverfahren für das Kunsthaus vorgesehen ist. Für eine Kostenschätzung sei es zu früh, sagte Brand. Im Museumsbau sei mit Preisen ab 6000 Euro pro Quadratmeter zu rechnen.

Schulmuseum sanierungsbedürftig

Anders beim Schulmuseum: "Hier sind wir wesentlich weiter", erklärte Andreas Brand. Seit gut zwei Jahren ist klar, dass die nach dem Zweiten Weltkrieg wenig solide wiederaufgebaute Villa Riss, die ja nicht als Museum geplant wurde, dringend saniert werden muss. Das Haus ist nach wie vor nicht barrierefrei und seit sechs Jahren mit einem provisorischen Fluchttreppenturm in Form eines Baugerüsts ausgestattet, um dem Brandschutz zu genügen. Anfang 2017 wurde der Sanierungsaufwand plus Erweiterung mal mit bis zu 4,3 Millionen Euro veranschlagt. "Das reicht heute lange nicht mehr", so Bürgermeister Andreas Köster. Eine aktuelle Kostenschätzung gibt es noch nicht. Dafür könnten Sanierung und Erweiterung bis 2022 abgeschlossen sein.

Ausstellung wird moderner

Auch das Schulmuseum braucht mehr Platz. Große Teile der Sammlung lagern in drei Depots. Um die Ausstellung zeitgemäßer und räumlich lockerer zu präsentieren, aber auch Räume für Veranstaltungen und Museumspädagogik zu schaffen, sollte die derzeit genutzte Fläche von rund 900 auf zirka 1400 Quadratmeter erweitert werden. Dazu ist aber auch eine inhaltliche Modernisierung des Konzepts nötig. Seit 1989 sei die Dauerausstellung, die Schulgeschichte vom Mittelalter bis in die 1970er Jahre erzählt und zeigt, kaum verändert worden. Hier steht eine Neuausrichtung an, die mit mehr Platz und Ausstellungsfläche erst möglich wird.

Gespräche mit Familie Dornier zur Finanzierung des Dornier-Museums werden fortgesetzt

  • Am Montag soll der Gemeinderat über die Eckpunkte des städtischen Museumskonzepts entscheiden. Trotzdem findet sich unter Punkt 4 des Beschlussantrags ein Hinweis auf das private Dornier-Museum. Die Stadtverwaltung will damit quasi den Segen des Rats einholen, die Gespräche mit der Familie Dornier beziehungsweise der Dornier-Stiftung fortzusetzen und gegebenenfalls "mögliche Szenarien vorzulegen". Über den Inhalt der Gespräche sei Stillschweigen vereinbart.
  • Dabei gehe es um die Bitte beziehungsweise Forderung der Familie Dornier um finanzielle Unterstützung für das Museum durch die Stadt, erklärte Oberbürgermeister Andreas Brand auf Nachfrage. Um darüber entscheiden zu können, gebe es auch viele rechtliche Fragen zu klären. Gespräche mit Dorniers gebe es, bestätigte Brand. Nach Angaben der Pressestelle des Kultur-Staatsministeriums in Bonn stünden Museum und Stadt in Verhandlungen mit dem Ziel, die Zeppelin-Stiftung auch als Träger für das Dornier-Museum zu gewinnen. Diese Aussage verneinte Brand gestern klar und deutlich.
  • Der Oberbürgermeister konkretisierte zudem, dass die Familie Dornier keine Unterstützung für das künftige "Landshut"-Museum beantragt habe. Die Stadt bleibe bei ihrer Linie und habe von Anfang an klar kommuniziert, dass man sich daran nicht beteiligen werde. "Das ist ein gutes Projekt des Bundes am falschen Standort", so Brand gestern erneut. (kck)