Friedrichshafen – Liebhaber historischer Mobilität – nicht nur Automobile – kommen in einer Woche wieder voll auf ihre Kosten. Am nächsten Freitag öffnet die Klassikwelt Bodensee bereits zum zehnten Mal und bietet drei Tage lang alles, was die Herzen der Oldtimerfans höherschlagen lässt. Und deren Zahl steigt von Jahr zu Jahr: 381 027 Autos mit historischem Kennzeichen waren zum Jahreswechsel 2016/17 gemeldet und sind demzufolge auf deutschen Straßen unterwegs – knapp elf Prozent mehr als noch ein Jahr zuvor. Gemessen an 62,6 Millionen Autos insgesamt machen Oldtimer trotzdem nicht mal ein Prozent aus. "Es werden immer mehr, aber es bleibt immer noch eine Rarität und begehrenswert", fasste Messechef Klaus Wellmann am Freitag bei der Vorstellung des Programms diese Zahlen zusammen. In der Rangliste der Marken fahren die deutschen Hersteller Mercedes, VW und Porsche übrigens ganz vorn mit; allen voran der VW Käfer, von dem knapp 35 000 Modelle unterwegs sind.
Das Erfolgsrezept für diese Messe bleibt, so Wellmann: klassische Verkaufsmesse "mit sehr dynamischen Events". Neben dem Oldtimer-Handel vor allem für Interessierte mit kleinerem und mittlerem Budget und dem fachlichen Austausch sollen Freude und Fahrspaß wieder eine große Rolle spielen. So kommen Fans des klassischen Rennsports beim "Vintage Demo Racing" auf dem neuen Messerundkurs auf ihre Kosten. Hier geht es nicht um schnelle Zeiten und Pokale, trotzdem um "richtige Rennstrecken-Atmosphäre", erläuterte Projektleiter Roland Bosch eine Neuerung. Täglich von 11 bis 17 Uhr drehen historische Rennfahrzeuge auf dem auf 1,6 Kilometer erweiterten Kurs ihre Runden.
Nicht weniger spektakulär für die Zuschauer dürfte die Airshow sein, bei der täglich von 14.30 Uhr bis 15 Uhr der einmalige Sound klassischer Flugmotoren erklingt, während waghalsige Piloten ihre Figuren in den Himmel zeichnen.
Ihre Premiere bei der Klassikwelt Bodensee feiern die sogenannten "Threewheeler", also Autos mit drei Rädern. Nicht nur eins, sondern gleich zehn der skurrilen Fahrzeuge aus England bringt Rainer Klink aus Tübingen an den Start. Der Geschäftsführer des Boxenstopp-Museums präsentiert diese Dreiräder, die in einer Sonderschau zu sehen sind. „Zwei Räder vorne, ein Rad hinten, das muss man erstmal fahren können", sagte er, erst recht bei einer Spitzengeschwindigkeit von 205 Stundenkilometern. Er bescheinigt diesen Autos – die ersten liefen 1911 bei Morgan vom Band – trotzdem eine gute Straßenlage, auch wenn es schwer sei, mit drei Rädern einem Schlagloch auszuweichen.
Nachdem im vergangenen Jahr französische Oldtimer im Fokus der Messe standen, geht die Reise dieses Mal nach Italien. In der Sonderschau "Bella Italia" im Foyer Ost werden rund um eine Miniaturausgabe des Schiefen Turms von Pisa die schönsten Klassiker südländischer Fahrkultur zu sehen sein. Ein Klassiker schlechthin ist für Maria de Canto der Fiat 500. "Diese Formen erinnern mich immer wieder an Frauen, schön und rund", sagte sie augenzwinkernd. Mit drei Erwachsenen, zwei Kindern, zwei Kisten frisch geernteter Tomaten, drei Melonen und einem Koffer an Bord sei sie als Kind mit der italienischen Tante gereist. Wie das alles in die "Knutschkugel" gepasst habe, kann sie sich heute nicht mehr erklären.
Und noch einem Klassiker ist eine Sonderschau bei der Klassikwelt Bodensee gewidmet. Zu sehen sind einige der schönsten Exemplare des ersten Frontmotor-Porsche, der in diesem Jahr seinen 40. Geburtstag feiert. Aber nicht nur der 928er steht im Fokus, sondern auch einige Hingucker aus der 911er-Reihe. Wer es noch schneller mag, ist in der Halle A2 genau richtig. Hier sind erstmals reinrassige Sportwagen aller Zeitepochen zu sehen, die ihre Muskeln mit Sicherheit auch auf dem Rundkurs spielen lassen werden.
Klassikwelt Bodensee
Die Oldtimer-Messe findet vom 19. bis 21. Mai auf dem Messegelände in Friedrichshafen statt. Geöffnet ist täglich von 9 bis 18 Uhr.
- Über 800 Aussteller, Clubs und Teilnehmer sind auf dem Messegelände in zehn Hallen auf 85 000 Quadratmetern Fläche präsent. Erwartet werden etwa 38 000 Besucher an drei Messetagen.
- Bei der Messe treffen sich über 100 Clubs der klassischen Marken wie Audi und Mercedes, BMW, Alfa oder Opel, die an ihren Ständen ihre "Lieblinge" zeigen und mit Tipps zu technischen Fragen aufwarten können.
- Motorrad-Klassiker, Sonderschauen der legendären V-Twins und exklusive Dreizylinder ziehen immer mehr Motorradfans auf die Klassikwelt. Buchstäblich an vorderster Position steht in diesem Jahr das legendäre Londoner Ace Cafe.
- Der Tageseintritt kostet 16 Euro, ermäßigt 14 Euro, Kinder ab sechs Jahren zahlen 8 Euro.