Gute Stimmung bei Rolls-Royce Power Systems (RRPS) mit seiner Kernmarke MTU in Friedrichshafen: Mit einem sehr guten Jahresabschluss im Rücken und einer positiven Geschäftsprognose für 2018 gab es für rund 3000 Mitarbeiter bei der Betriebsversammlung am Donnerstag auf dem Messegelände fast nur gute Nachrichten. "Wir stehen auf soliden Füßen", erklärte Betriebsratschef Thomas Bittelmeyer nach der Versammlung bei einer Medienkonferenz. Während 2017 die Produktion nicht voll ausgelastet war, habe sich die Lage über den Jahreswechsel schlagartig geändert. Durch Aufträge von Fracking-Firmen aus den USA, die wegen des gestiegenen Ölpreises wieder in die Vollen gehen, gebe es derzeit "zu wenig Mitarbeiter für zu viel Arbeit", so Bittelmeyer. Deshalb sei es "nicht wirklich sinnvoll", weitere Mitarbeiter in der Fertigung und Montage gehen zu lassen. Seit 2016 versucht RRPS, Stellen über Abfindungsprogramme abzubauen.
Zwar verbiete der Standortsicherungsvertrag, der bis 2020 gilt, eine Erfolgsbeteiligung für die Belegschaft. Aber nach vierwöchigen Verhandlungen habe der Vorstand gestern am frühen Morgen angesichs des "genialen Jahresergebnisses" von 2017 eine andere Prämie ausgehandelt. Alle rund 5500 Mitarbeiter, die zum Standort Friedrichshafen gehören, erhalten in diesem Jahr drei Tage Extraurlaub. Mit dem Tarifergebnis der IG Metall haben die Mitarbeiter aber auch deutlich mehr in der Tasche, erläuterte die 2. IGM-Bevollmächtigte Helene Sommer. 4,3 Prozent mehr Lohn sowie die dritte Sonderzahlung pro Jahr, die Eltern oder pflegende Angehörige anteilig in acht Tage Urlaub umwandeln können, kämen bei der Belegschaft sehr gut an.
In manchen Betriebshallen lässt das Unternehmen seine Mitarbeiter allerdings buchstäblich im Regen stehen. "Es regnet rein", so Bittelmeyer. Die älteste Halle wurde 1885 in Stuttgart gebaut, 1920 von Maybach gekauft und in Friedrichshafen wieder aufgestellt und sei samt marodem Dach nach wie vor in Betrieb, ergänzte sein Stellvertreter Andreas Bemerl. Aber nicht nur in Gebäude, sondern auch in Maschinen müsse das Unternehmen wieder investieren. Mit Anlagen, die ihren Zenit überschritten haben, könne man nicht so produktiv sein wie die Konkurrenz mit neuen Maschinen.
Aus für Standort Überlingen 2019
Sicher ist nach Aussage von Thomas Bittelmeyer inzwischen, dass der Standort Überlingen spätestens Anfang 2019 dichtgemacht wird. "Die 50 Mitarbeiter kriegen alle einen vernünftigen Job", erklärt der Betriebsrat. Allerdings ist es nach wie vor nicht entschieden, wo die 1600er-Baureihe künftig produziert wird. Im Gespräch ist der Aufbau einer neuen Produktionslinie in Indien in einem Joint-Venture.