Bislang zeigen sie rot, gelb oder grün, zwischendurch vielleicht mal ein Blinken. Neun Ampelanlagen in Friedrichshafen sollen bald aber mehr können: Autos zum Beispiel übermitteln, wann der nächste Wechsel der Signalfarbe ansteht.

Vorausgesetzt, ein Auto kann mit dieser Information überhaupt etwas anfangen. Am Zeitplan wurde seit der Bekanntgabe nicht gerüttelt: Ab Herbst soll diese Kommunikation zwischen Ampeln und Autos entlang einer Teststrecke für automatisiertes Fahren in Friedrichshafen möglich sein.

"Wir gehen davon aus, dass wir in den nächsten Wochen die Arbeiten zur Aufrüstung der Ampelanlagen vergeben können", teilt Monika Blank, Sprecherin der Häfler Stadtverwaltung, auf Anfrage mit.

Bild 1: Teststrecke für automatisiertes Fahren: Arbeiten zur Aufrüstung von Ampeln sollen in den nächsten Wochen vergeben werden
Bild: Kerstan

"Reaktionen, die gut zur progressiven Einstellung der Region passen"

Die Stadtverwaltung erreichten Blank zufolge auch einige kritische Fragen von Bürgern. "Diese konnten wir aber beantworten." Ein ZF-Sprecher berichtet von überwiegend positiven Reaktionen, "die gut zur progressiven Einstellung der Region passen".

Ähnliches berichtet David Pietsch vom Weiterbildungsinstitut IWT der Dualen Hochschule (DHBW), wo momentan ein Konzept für ein Konsortium sowie eine Betreiberstruktur hinter der Teststrecke entwickelt wird.

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Ein Grund, Erprobungen zu forcieren

Eine deutliche Zunahme der Reaktionen sei bei ZF im Zusammenhang mit den Unfällen eines Uber-Fahrzeugs und eines Teslas bemerkt worden. Dem Sprecher zufolge überwogen dabei Positionen wie diese: "Die Unfälle sind kein Grund, die Erprobungen von automatisiertem und autonomen Fahren auf Eis zu legen – sondern im Gegenteil ein Grund, die Erprobungen zu forcieren, damit die Technologie gut getestet und so sicher wie irgendwie möglich ist, bevor sie im normalen Straßenverkehr eingesetzt wird.“

Sie fahren schon heute

Autos, die Informationen aus ihrer Umgebung erfassen, sind indes längst im normalen Straßenverkehr unterwegs. "Die von uns dort eingesetzten Erprobungsfahrzeuge haben allesamt eine Straßenzulassung", heißt es seitens ZF. Ohne Zulassung und ohne Fahrer, der im Zweifelsfall eingreifen kann, soll kein Auto auf die künftige Teststrecke gelassen werden.

Gegenüber anderen Strecken biete eine mit intelligenter Infrastruktur entscheidende Vorteile, so Monika Blank: "Es können bessere und umfangreichere Daten und Erkenntnisse für intelligente Mobilitätskonzepte der Zukunft im realen Straßenverkehr gewonnen werden." Insgesamt sei mit wenigen Fahrzeugen und Fahrten auf der Teststrecke zu rechnen.

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Gut möglich also, dass Nicht-Testfahrer auch im Herbst nicht mehr bemerken werden, als dass an Ampeln in der Stadt graue Kästen hängen. Die Inbetriebnahme der "Road Side Units" sei der erste Meilenstein, sagt David Pietsch. Auf einer Internetseite solle künftig über die Teststrecke informiert werden. "Außerdem überlegen wir gemeinsam mit der Stadt und der ZF gerade, wo, wann und wie wir die Anwohner, aber auch die gesamte Bürgerschaft gezielt erreichen können."