Der Geschäftsführer der Klinikum Friedrichshafen GmbH, Johannes Weindel, hört überraschend bereits zum Jahresende auf, wie am Mittwochvormittag bekannt wurde. Ursprünglich wollte und sollte er bis 2021 nicht nur das Häfler Krankenhaus, sondern den Klinikverbund Medizin Campus Bodensee (MCB) leiten. Er scheide auf eigenen Wunsch aus, teilte der MCB in einer Pressemitteilung mit. "Mit dem Aufsichtsrat konnte ich eine entsprechende Vereinbarung treffen", schreibt Weindel in einem Brief an Geschäftsfreunde und Kooperationspartner, die dem SÜDKURIER vorliegt.
Aufsichtsrat sucht bereits einen neuen Geschäftsführer
Übergangsweise wird Prokurist Jochen Wolf, rechte Hand von Weindel, die Geschäfte führen, bis ein Nachfolger gefunden sei. "Ich werde dem MCB noch beratend und unterstützend zur Seite stehen, insbesondere für die geordnete Übergabe der Geschäfte", schreibt Weindel. In einer Pressemitteilung teilt er als Grund für seinen Rückzug mit: "Für mich ist dies der richtige Zeitpunkt, einen Wechsel in der Geschäftsführung einzuläuten und die Verantwortung für die langfristige Entwicklung ... einem neuen Geschäftsführer zu überlassen."

Johannes Weindel übernahm die Geschäftsführung der Klinikum Friedrichshafen GmbH 2005 in schwieriger Lage. Das Jahresdefizit lag damals bei minus 3,5 Millionen Euro. Unter seiner Führung gelang der Kurswechsel hin zu einem wirtschaftlich gesunden Krankenhaus. Zeichen dessen waren zahlreiche Bauvorhaben, die zu großen Teilen aus eigener Kraft finanziert wurden, so das Mutter-Kind-Zentrum.
Weindel ist vom Klinikverbund überzeugt
Seit 2013 ist das Häfler Krankenhaus Dreh- und Angelpunkt des kommunalen Klinikverbundes mit seinen drei Standorten in Friedrichshafen, Tettnang und Weingarten. „Nur in einem starken Verbund können wir wirtschaftlich überleben und die Aufgaben innerhalb der Rahmenbedingungen erfüllen“, ist Johannes Weindel bis heute überzeugt.
MCH schreibt rote Zahlen in 2017
Zuletzt aber rutschte das MCB in die roten Zahlen – allein das Klinikum Friedrichshafen erwirtschaftete 2017 einen Fehlbetrag in Höhe von 1,24 Millionen Euro, auch Tettnang und Weingarten machten Miese. Der Gemeinderat bewilligte Ende Oktober aus den Mitteln der Zeppelin-Stiftung einen Zuschuss von 22,5 Millionen Euro zum Ausgleich von Anlaufverlusten, Investitionen, Instandhaltung und erstmalig auch für die laufenden Betriebskosten.
Für den Aufsichtsrat betonen dessen Vorsitzender Andreas Brand, Oberbürgermeister der Stadt, sowie dessen Stellvertreter Wolfgang Sigg: „Wir sind Johannes Weindel dankbar für das überaus erfolgreiche Wirken und Arbeiten im Klinikum Friedrichshafen und dem Medizin Campus Bodensee." Noch vor wenigen Wochen hatte Johannes Weindel in einem Interview mit dem SÜDKURIER gesagt, dass sein Job zwar nicht immer einfach sei, ihm aber trotzdem Spaß mache. Irgend etwas muss sich daran wohl in den vergangenen Wochen geändert haben.