Solange die Hitze über der Uferpromenade brütet, ist es recht ruhig auf dem Kulturufer. In der Musikmuschel geben die Musiker der „Roadstring Army“ alles, rocken zu Liebe und Kalifornien. Das Publikum wippt mit den Füßen, nippt kalte Getränke, nur ein paar Kinder tanzen.

Mit dem Abendwind kommen die Besucher

Mehr Besucher kommen erst mit dem Abendwind. Warm ist er, trotzdem erfrischend – und für das große Finale von „Diabolero“ Abraham Thrill schon zu viel. Er wollte sein Diabolo vierzig Meter hoch werfen und nach viereinhalb Sekunden wieder fangen. Nachdem der erste Versuch auf dem Dach vom kleinen Zelt endet, stellt er sich quer zum See. Doch beim zweiten Mal landet das Diavolo auf der Schulter eines Zuschauers. Der Diabolero kapituliert vor der Natur und wirbelt statt dessen zwei Diabolos so schnell durch die Luft, dass die Augen ihnen kaum noch folgen können.

Mit dem Wind hat „Diabolero“ Abraham Thrill nicht gerechnet.
Mit dem Wind hat „Diabolero“ Abraham Thrill nicht gerechnet. | Bild: Corinna Raupach

Ein paar Meter weiter zieht das Duo Circooltura sein Publikum mit einer Mischung aus Humor, Artistik und Poesie in seinen Bann. Sie beginnen als harmlose Clowns: er wirft Müll in eine Tonne, sie will ihn verwerten. Sie versteckt sich in der Tonne und will immer dann den Deckel heben, wenn er seine Rotweinflasche darauf abstellt. Sie sammeln immer mehr lachende Menschen um sich, ganze Familien setzen sich auf den Boden.

Das könnte Sie auch interessieren

Später balanciert Emanuele Occhipinti auf Händen und Füßen über leere Flaschen. Eva Cermak scheint immer wieder zu taumeln und zu stolpern, während sie hochvirtuos auf dem Slack Rope unterwegs ist. Schließlich bauen sie aus zwei Laternen einen Reifen, tanzen umeinander und versuchen, sich beim Applaus gegenseitig die Show zu stehlen.

Programm auf dem Antoniusplatz

Auf dem Antoniusplatz ernennt Allessandro Carocci einen Zuschauer zu seiner Assistentin „Samantha“. Samantha muss Bälle fangen, Räder schlagen, einen ganzen Parcours absolvieren und wird zwischendurch mit Kaugummi belohnt. Als der durchaus talentierte Mitspieler Begeisterungsstürme für seinen Hüftschwung erntet, wird Carocci sauer. „Eh! Das ist meine Show!“, schimpft er, tobt zum großen Vergnügen der Umstehenden im Kreis und „Samantha“ bekommt den Laufpass.

In der Molkemuschel rockt die „Roadstring Army“ und sorgt für Stimmung.
In der Molkemuschel rockt die „Roadstring Army“ und sorgt für Stimmung. | Bild: Corinna Raupach

Je später der Abend, desto voller werden die Biergärten. Selbst die einsamen Gitarristen vor den Absperrungen finden ihre Zuhörer. Zwischen den Ständen des Kunsthandwerkermarkts ist kaum noch ein Durchkommen. Silberschmuck und Panamahüte, Handtaschen und Holzinstrumente finden Interessenten.

Laura Dilettante sing mit klarer Stimme

Vor dem Infozelt singt Laura Dilettante mit klarer Stimme und ironischer Melancholie davon, dass sie und einige andere sowieso nicht rund laufen. Sie weiß, dass das Herz begehrt, was das Herz begehrt und dass es manchmal schön ist, zwischen den Stühlen zu sitzen. Die „Copacabana„ gibt sie als langsamen Walzer in moll. „Das hätte Barry Manilow auch gemacht, wenn er ein Herz gehabt hätte. Aber er hatte keins, der Sack. Nur eine Banane“, sagt sie.

Laura Dilettante singt „Copacabana“ als langsamen Walzer in moll.
Laura Dilettante singt „Copacabana“ als langsamen Walzer in moll. | Bild: Corinna Raupach

Dann übernehmen die als Superhelden aus dem All ausstaffierten Musiker von „Super Cumbia y la Liga die Algria“. Nach Herausforderungen durch die Technik starten sie durch: afrikanische und Latino-Rhythmen mischen sich mit Tanz und guter Laune, auch im Publikum.