Andrea Fritz

Im Jahre 1919 wurde in Friedrichshafen die Entscheidung getroffen, eine Lehrwerkstatt mit eigener Werkschule zu bauen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Lehrwerkstatt erweitert und neu eingerichtet und heute, 100 Jahre nachdem Karl Maybach begonnen hat seine eigenen Fachkräfte auszubilden, wird wieder modernisiert, damit sich eine neue Generation Auszubildender und Studenten der Herausforderungen von Industrie 4.0 stellen kann.

112 Lehrlinge bis 1920

Fachkräftemangel hat es schon im Ersten Weltkrieg gegeben. Damals wurden Frauen und Jugendliche angelernt, um die wachsende Motorenproduktion aufrechtzuerhalten. Das brachte die MTU-Vorgängergesellschaft Maybach Motorenbau GmbH 1919 auf die Idee, gemeinsam mit den anderen Betrieben des Zeppelin-Konzerns, zu dem Maybach damals gehörte, eine Lehrwerkstatt für technische Berufe einzurichten. 1920 wurden bereits 112 Lehrlinge verzeichnet.

Einzige in ganz Oberschwaben

Diese Lehrlingsschule, wie sie damals genannt wurde, war lange Zeit die Einzige in ganz Oberschwaben. Bis 1962 wurden hier 2197 Lehrlinge ausgebildet. „Das sind 51 Azubis pro Jahr, für die damalige Zeit eine beachtliche Zahl“, so der Rolls-Royce-Betriebsratsvorsitzende Thomas Bittelmeyer bei der Auftaktveranstaltung zum Jubiläum „100 Jahre Ausbildung bei MTU Friedrichshafen".

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Dieses Jahr werden in Friedrichshafen 84 Auszubildende und Studenten der Dualen Hochschule ihre Ausbildung beginnen „Die Verbindung von praktischer Ausbildung und theoretischem Unterricht im Unternehmen war damals eine innovative Idee“, sagt Finanzvorstand und Arbeitsdirektor Marcus Wassenberg.

Indem man sich Darwin zum Vorbild nimmt und sich neuen Entwicklungen immer wieder anpasst, bleibt die Ausbildung bei MTU auf der Höhe der Zeit.

Neue Möglichkeiten für Azubis

Jüngst wurde dafür ein 3-D-Drucker angeschafft und man setzt vor Ort auf Zukunftstechnologien wie kollaborative Roboter. So haben die Azubis jetzt eine Automatisierungsanlage so erweitert, dass sie sich mittels Tablet oder Smartwatch steuern lässt.

Die Zeiten, als der Betriebsrat noch Prügelstrafen anmahnen musste, sind längst vorbei, der frontal fächerbezogene Unterricht ist Lernfeldern gewichen und den Auszubildenden stehen heute durch Auslandspraktika ganz neue Möglichkeiten offen.

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Aber der Druck zu höchstmöglichen Schulabschlüssen wächst. „Was mich seit Jahren beschäftigt, ist der Ausfall aufgrund psychischer Belastungen“, sagt Ausbildungsleiter Martin Stocker. Die sind aber nur zum Teil der leistungsorientierten Ausbildung geschuldet, oft spielen familiäre Probleme und die steigende Zahl an Game- und Smartphone-Süchten eine Rolle.

Stocker verzeichnet seit sieben Jahren bis zu drei Ausfälle in jedem Ausbildungsjahr. Deshalb durchlaufen immer mehr Ausbilder ein Fortbildungsprogramm.

Motivation hat sich nicht geändert

„Wir haben acht Berufspädagogen, darauf bin ich sehr stolz“, sagt der Ausbildungsleiter. Duale Ausbildung findet hier auch im Sinne von Qualifikation und Persönlichkeitsbildung statt. „Die grundsätzliche Motivation, eine vorbildliche, aufwendige Ausbildung anzubieten, hat sich seit Karl Maybachs Zeiten nicht geändert“, sagt Andreas Schell, CEO bei Rolls-Royce Power Systems.