Am Wochenende wurden die ersten Covid-19-Patienten eingeliefert, teilte das Landratsamt am späten Sonntagabend mit. Zu dem Zeitpunkt waren im Bodenseekreis die ersten drei Personen wegen Corona in stationärer Behandlung. „Bei sechs weiteren stationären Patienten stehen die Laborbefunde noch aus“, teilte Pressesprecher Robert Schwarz mit.
Dass die Zahl der Patienten, die schwer am Coronavirus erkrankt sind, langsam steigen wird, darauf ist der Klinikverbund nach dreiwöchiger intensiver Arbeit eingerichtet. „Wir sind vorbereitet“, sagt MCB-Sprecherin Susann Ganzert. Zusätzlich zu den 35 Intensivbetten verfügt das Häfler Krankenhaus nun über 39 sogenannte Intermediate Care-Plätze (IMC). „Hier können die nicht mehr intensivpflichtigen Patienten versorgt werden“, erklärt sie.
Ambulantes OP-Zentrum wird zur Intensivstation umgewandelt
Ein Teil der beiden Intensivstationen im Klinikum ist für Corona-Patienten reserviert. Zusätzlich wurde das Ambulante OP-Zentrum im Erdgeschoss zur Intensivstation aufgerüstet. Darüber hinaus gibt es die Überwachungsplätze im IMC. Beatmungsgeräte, die im OP im Moment verzichtbar sind, weil nur Notfälle operiert werden, wurden auf die erweiterte Intensivstation gebracht. Darüber hinaus, so die MCB-Sprecherin, gebe es nach wie vor die Isolierstation – „und einen Plan, wohin weitere Patienten kommen, wenn die Isolierstation voll belegt ist“.
Vorbereitet sein: Dazu gehört auch die Schulung der Mitarbeiter, so in den Umgang mit Beatmungsgeräten. Oder ihnen wird in einem kleinen Video vermittelt, wie man die neuen Schutzanzüge anzieht. Physiotherapeuten bereiten sich darauf vor, mit IMC-Patienten eine intensive Atemtherapie zu machen, so Ganzert.
MCB-Krankenhaus in Weingarten seit Montag leer
Apropos Mitarbeiter: Diese Nachricht ging am Freitag im allgemeinen Corona-Trubel fast unter. Der MCB räumt das Krankenhaus 14 Nothelfer in Weingarten – vorübergehend. Seit gestern steht die Klinik leer.
Nicht nur, weil ein Krisenstab des Sozialministeriums überlegt, das Haus zentral für die Behandlung von Corona-Patienten als Akutklinik zu reaktivieren. Mangels Patienten und nach dem ausgerufenen Stopp für geplante Eingriffe vor zehn Tagen gibt es für die rund 220 Mitarbeiter hier schlichtweg nichts mehr zu tun.
Personalreserve für Corona-Hochphase geschaffen
Außerdem werden die Mitarbeiter in Friedrichshafen und Tettnang dringend gebraucht – „zur Ergänzung und als Personalreserve“, teilte der Klinikverbund am Freitag mit. Es gibt bereits Ärzte und Pfleger am MCB, die selbst am Virus erkrankt sind, bestätigt Susann Ganzert auf Nachfrage. Um das Ausfallrisiko zu minimieren und Personalreserven zu schaffen, ist beispielsweise ein Teil der Krankenschwestern quasi auf Abruf bei vollem Lohn zuhause. „Dafür wurde eine gesonderte Betriebsvereinbarung mit dem Betriebsrat ausgehandelt“, so die MCB-Sprecherin auf Anfrage.
Aber auch logistisch ist das Klinikum auf viele Corona-Patienten vorbereitet. Um die Ansteckungsgefahr zu minimieren, wurden Vorkehrungen zur Abriegelung des Klinikums getroffen. „Wenn die Patientenzahlen steigen, wird der ‚Sperrriegel‘ beim Ärztehaus geschlossen“, erklärt Susann Ganzert. Seit Montag sorgt übrigens Bäder-Personal der Stadt für die Sicherheit im Klinikum.
Landratsamt meldet keine neuen Zahlen mehr
Wie viele Menschen neu am Coronavirus im Bodenseekreis erkrankt sind, teilt das Landratsamt ab sofort allerdings nicht mehr mit. „Die Zahl neugemeldeter Infektionsfälle veröffentlichen wir an dieser Stelle nicht mehr. Wir halten sie nicht mehr für aussagekräftig für das Ausbreitungsgeschehen im Landkreis“, informierte gestern der Sprecher des Bodenseekreises. Die Dunkelziffer ist zu hoch – nicht nur wegen der 350 Proben, die wegen einer technischen Panne im beauftragten Labor nicht mehr ausgewertet werden können.