Nach nur fünf Jahren war Schluss. Seit 1. Januar hat die Zeppelin Universität (ZU) keinen gewählten Präsidenten mehr. Insa Sjurts, die die ZU seit 2015 leitete, ist in ihre Heimatstadt zurückgekehrt, wo sie zur Präsidentin der Hamburg School of Business Administration (HSBA) berufen wurde. Übergangschef an der ZU ist der Vizepräsident für Forschung, Professor Josef Wieland. Der Nachfolger von Insa Sjurts ist bereits gekürt, doch noch ist der Name geheim.
Am 4. Juli 2019 wurde die Stelle öffentlich ausgeschrieben. Gewünschter Dienstantritt für den neuen Präsidenten: April 2020. Dass sich Sjurts nicht mehr bewirbt, wurde kurz nach Bewerbungsschluss Anfang September bekannt. Die Präsidentin selbst wollte offiziell keine Stellung dazu nehmen. Auch ein Gespräch mit unserer Zeitung zur Rückschau auf fünf Jahre ZU lehnte sie im Dezember ab.
Über die Bewerberlage und -auswahl hüllt sich die Uni in Schweigen. Der Vorsitzende der Findungskommission, Professor Udo Göttlich, erklärte Anfang Januar auf Anfrage erneut, dass „über Interna keine Auskünfte gegeben werden können“ – nicht einmal über die Anzahl der Bewerber. Aber er erklärt, dass die Kommission ihre Arbeit bereits 2019 „erfolgreich abgeschlossen hat“.
Senat beschließt, wer Präsident werden soll
Das bestätigt die ZU. Der Senat, in dem gewählte Vertreter der Professoren, Mitarbeiter und Studierenden vertreten sind, hat sich auf einen Bewerber verständigt. „Dieser Beschluss wurde dem Stiftungsvorstand und dem Stiftungsrat der ZU-Stiftung übermittelt zur Verhandlung der vertraglichen Ausgestaltung“, teilt Pressesprecher Rainer Böhme mit. Sjurts Nachfolger muss nur noch von der ZU-Stiftung ernannt und nach Abschluss der Verhandlungen berufen werden. Der Name des neuen ZU-Chefs ist also bekannt, wird aber erst bekannt gegeben, „sobald auch dieser letzte Schritt im Verfahren zu einem positiven Abschluss gekommen ist“, so die ZU-Pressestelle.
Keine Rückkehr an alte Wirkungsstätte für Markus Rhomberg
Nur ein Bewerber stand offen zu seiner Kandidatur: Markus Rhomberg. Der 40-Jährige leitet seit Oktober 2017 die Geschäftsstelle der Internationalen Bodensee-Hochschule (IBH), einem Verbund von 30 Unis und Hochschulen in der Vierländerregion Bodensee. Zuvor war er Professor und Chef des von ihm gegründeten Zentrums für Politische Kommunikation an der ZU. Doch für ihn gibt es keine Rückkehr an die Häfler Uni in führender Rolle. „Ich habe kurz vor Weihnachten die Absage bekommen“, erklärt Markus Rhomberg.

Für den Bregenzer ist der „Korb“ kein Beinbruch. „Ich habe aktuell einen großartigen Job, der mir viel Freude macht“, sagt er. Warum dann die Bewerbung? Udo Göttlich habe ihn im Sommer dazu aufgefordert, „und dann tut man das auch“, erklärt er. Öffentlich wurde seine Kandidatur auch nur, weil sich Markus Rhomberg zudem an der Hochschule Konstanz (HTWG) um den Chefposten beworben hatte und auch hier mit offenen Karten spielen wollte. „Beide Hochschulen sind Mitglied der IBH“, erklärt er schlicht. Da verbiete sich das Taktieren für die eigene Karriereplanung.
Denn Wechselgedanken hatte Rhomberg eigentlich nicht. In Konstanz stieg der IBH-Leiter erst im Oktober in der zweiten Bewerberrunde auf Vorschlag des HTWG-Senats ins Auswahlverfahren ein. Umso überraschter war er nach eigener Aussage, als er Ende November zum neuen Präsidenten der Konstanzer Hochschule gewählt wurde. „Das ging alles wahnsinnig schnell“, erklärt er. Drei Wochen später dann die Kehrtwende: Rhomberg sagt in Konstanz ab. Sofort schossen Spekulationen hoch, der Bregenzer fahre eine Doppelstrategie und habe wohl eine Zusage in Friedrichshafen.
Rücktritt von der Wahl nicht wegen der ZU-Bewerbung
Stimmt nicht, sagt Rhomberg. Dass er an der ZU aus dem Rennen ist, habe er schon gewusst, bevor er in Konstanz von der Wahl zurücktrat. „Unsere Vorstellungen haben nicht zusammen gepasst.“ Die HTWG habe ihn zum 1. April berufen wollen. Er habe erst im Sommer wechseln können. Denn am 19. Juni steht die große Bodenseehochschul-Konferenz an, bei der weitreichende Beschlüsse für den Hochschulverbund getroffen werden sollen. „Das wäre kein guter Stil, zwei Monate vorher die IBH zu verlassen.“ Freilich habe er sich an beiden Hochschulen nicht aus Jux und Dollerei beworben. Er sehe seine berufliche Perspektive am Bodensee. Dass zwei große Hochschulen fast zeitgleich einen neuen Leiter suchen und er von beiden gebeten wurde, sich zu bewerben, sieht er als große Ehre. „Jetzt bin ich gespannt, wer‘s wird.“