Jana Meßmer

Wie lange haben Sie jetzt schon „schulfrei“ und wann sind die Abiturprüfungen?

Offiziell wurden alle Schulen in Baden-Württemberg am 17. März geschlossen, bei mir war schon der Freitag davor der letzte Schultag, weil es an meiner Schule einen bestätigten Corona-Fall gab. Meine Prüfungen sollten eigentlich Anfang April beginnen. Ob und wann sie stattfinden, war lange unklar. Inzwischen haben wir erfahren, dass die schriftlichen Prüfungen Ende Mai stattfinden sollen und die mündlichen Ende Juli.

Wie haben Sie auf die Schulschließung reagiert?

Zuerst dachte ich, es sei gar nicht so schlimm, dass die Schule geschlossen ist. Ich bin allgemein eine sehr selbstständige Person und ich dachte, die freie Zeiteinteilung sei so kurz vor dem Abitur perfekt, um eigene Schwerpunkte zu setzen. Denn in der Schule muss man auch kurz vor den Prüfungen noch am Unterricht in den Fächern teilnehmen, in denen man gar keine Prüfung schreibt.

Wie funktioniert der Unterricht momentan?

Offiziell wurde der Unterricht auf „moodle“ verlagert. Das ist eine Lernplattform, dort können Lehrer Lerninhalte hochladen und wir Schüler können unsere Lösungen dann auch wieder hochladen. Es läuft aber auch viel über E-Mail oder andere Online-Formate. Meine Englisch-Lehrerin nutzt Padlet, das funktioniert wie eine digitale Pinnwand und bietet sich bei ihrem Unterricht besonders gut an.

Gibt es eine Kontrolle, ob die Aufgaben bearbeitet werden?

Nur ein Lehrer fordert, dass wir ihm die bearbeiteten Aufgaben zurückschicken. Bei den anderen Lehrern können wir Fragen mailen und ansonsten im eigenen Tempo lernen.

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Was hat sich an Ihrem Tagesablauf geändert?

Mein Tag ist jetzt nicht mehr an den Stundenplan gebunden. Anfangs bin ich relativ spät aufgestanden und habe alles sehr entspannt angegangen. Mittlerweile stehe ich trotzdem früh auf und habe mir einen Lernplan erstellt. Konkret geändert hat sich, dass ich mich jetzt selbst zum Lernen motivieren muss. Früher war ich jeden Tag in der Schule. Da galt eher das Motto: „Wenn ich ohnehin hier sein muss, mache ich auch die Aufgaben.“

Fühlen Sie sich durch die Schulschließung benachteiligt?

Klar sind drei Wochen Unterrichtsausfall kurz vor den Prüfungen viel verlorene Zeit. Wir hätten auch noch drei oder vier Klassenarbeiten geschrieben. Die müssen jetzt irgendwie nachgeholt werden. Es sagen uns zwar alle, wir sollen uns keine Sorgen machen, aber es ist schon blöd nicht zu wissen, wie es weitergeht. Am meisten Sorgen macht mir allerdings der Gedanke, dass die Politik die Schulen zu früh wieder öffnet, damit wir Abiturienten nicht zu viel verpassen und sich das Virus dadurch schneller verbreitet.

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Sie sind auch im Organisationsteam für den Abiball, was hat sich da geändert?

Es ist momentan kaum möglich, irgendetwas zu planen. Klar ist, dass der bisher geplante Termin am 22. Juli so nicht stattfinden kann. Der liegt durch die Verschiebung der Prüfungen mitten im Zeitraum der mündlichen Prüfungen. Glücklicherweise können wir von den bereits geschlossenen Verträgen zurücktreten, aber die Planung liegt momentan auf Eis. Es ist ja momentan nicht einmal klar, ob zu diesem Zeitpunkt eine Großveranstaltung mit etwa 800 Gästen überhaupt wieder erlaubt ist.

Wie sind Ihre Pläne nach dem Abitur? Ergeben sich durch die aktuelle Situation Schwierigkeiten?

Ja, ich wollte eigentlich Ende Juli zur Weltmeisterschaft im Segeln nach Frankreich. Das wird leider nichts. Auf diesen Zeitraum wurden die mündlichen Prüfungen verschoben und ob die WM überhaupt stattfindet, weiß momentan niemand. Außerdem wollte ich mit einer Freundin nach England reisen, aber mit den geltenden Grenzsperren ist das momentan auch nicht planbar und ob sich das dieses Jahr noch ändert, weiß man nicht. Für viele aus meiner Stufe ist das alles noch blöder, weil sie bereits Flüge gebucht haben. Jetzt liegen ihre Abflugtermine mitten im neuen Prüfungszeitraum und es ist unklar, ob der Flug überhaupt stattfindet.