Jaqueline Merk wartet vor der alten Festhalle, bis es Zeit ist für ihren Testtermin. „Ich will auf Nummer sicher gehen, um niemanden zu gefährden“, sagt sie. Dass sich jeder ohne Symptome kostenlos testen lassen kann, findet sie gut. Auch Familie Knoblauch aus Jettenhausen hat den ersten Tag im Häfler Testzentrum genutzt. „Es ist das einzige, was man aktiv machen kann, damit es Erleichterungen geben kann“, sagt Romana Knoblauch. Christian Knoblauch hat der reibungslose Ablauf von Terminvergabe über Anmeldung bis zum Test beeindruckt. „Das ist gut organisiert, in Deutschland ist das ja gerade eher die Ausnahme.“

Die alte Festhalle ist zum Testzentrum umfunktioniert.
Die alte Festhalle ist zum Testzentrum umfunktioniert. | Bild: Corinna Raupach

Die Termine sind über die Homepage der Stadt online buchbar, pro Person gibt es einen QR-Code aufs Handy oder zum Ausdrucken. Bei der Anmeldung in der Halle zeigen die Testwilligen Ausweis und Code vor. Wer keinen Termin hat, bekommt vor Ort einen, muss dann allerdings mit Wartezeiten rechnen. Zum Test geht es in die Halle, in der neun Boxen aufgestellt sind. Mitarbeiter der Johanniter, von Kopf bis Fuß in Schutzkleidung gehüllt, nehmen die Testung vor.

Nach der Anmeldung gehen die Testwilligen in einer der Boxen.
Nach der Anmeldung gehen die Testwilligen in einer der Boxen. | Bild: Corinna Raupach

Vom Eintreten bis zum Verlassen der Halle vergehen nur Minuten. Einige weitere Minuten später folgt das Ergebnis

„Haben Sie das schon einmal gemacht?“, fragt Maximilian Böhmer von den Johannitern und zückt ein langes Wattestäbchen. Auf die Verneinung hin bittet er, den Kopf gerade zu halten und durch den Mund zu atmen. Er schiebt das Stäbchen vorsichtig in die Nase, zieht es nach zehn Sekunden wieder heraus und steckt es in eine Lösung. Damit ist der Test vorbei, Pfeile auf dem Boden weisen den Weg zu den Ausgängen. Fünf Minuten sind vom Eintreten bis zum Verlassen der Halle vergangen.

Maximilian Böhmer von den Johannitern packt das Wattestäbchen zum Testen aus.
Maximilian Böhmer von den Johannitern packt das Wattestäbchen zum Testen aus. | Bild: Corinna Raupach
Das Wattestäbchen wird nach dem Test in eine Lösungsflüssigkeit gesteckt.
Das Wattestäbchen wird nach dem Test in eine Lösungsflüssigkeit gesteckt. | Bild: Corinna Raupach

Während die Getesteten schon wieder unterwegs sind, tropfen die Helfer die Lösung auf ein Testfeld. Nach 15 Minuten erscheinen in einem weiteren Feld ein oder zwei Streifen. Ein Streifen bedeutet negativ – der Test hat keine Bestandteile des Coronavirus identifiziert. Zwei Streifen bedeuten positiv – eine Infektion mit dem Virus ist sehr wahrscheinlich. Das Ergebnis wird in den Computer eingegeben, dem QR-Code zugeordnet und sofort an die bei der Anmeldung angegebene E-Mail-Adresse verschickt. 20 bis 30 Minuten nach dem Besuch in der Festhalle haben die getesteten Personen ihr Ergebnis.

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Im Fall eines positiven Ergebnisses bekommen sie Hinweise, wie sie sich zu verhalten haben: isolieren und den Hausarzt wegen eines PCR-Tests anrufen. Ein positives Ergebnis wird auch gleich ans Gesundheitsamt übermittelt.

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Oberbürgermeister Andreas Brand: „Jeder, der getestet wird, hilft, dass wir unsere Freiheiten zurück bekommen“

172 Menschen haben sich am ersten Tag in den beiden Testzentren testen lassen, alle Ergebnisse waren negativ. Oberbürgermeister Andreas Brand hält das Thema Testen jetzt und in den nächsten Wochen und Monaten für ein sehr wichtiges. „Jeder, der getestet wird, hilft, dass wir unsere Freiheiten zurück bekommen, nach denen sich jeder sehnt“, sagt Brand. Vergangenen Montag vor einer Woche habe die Stadt beschlossen, in eigener Verantwortung Testzentren zu organisieren. „Wir wollten aber auch sicherstellen, dass die Logistik steht, ehe wir so ein Angebot machen.“

Die Helfer im Testzentrum tragen Schutzkleidung, alle 45 Minuten wird gelüftet.
Die Helfer im Testzentrum tragen Schutzkleidung, alle 45 Minuten wird gelüftet. | Bild: Corinna Raupach

Schnelltests hat die Stadt schon länger auf Lager. „Wir haben uns ausreichend mit Schnelltests versorgt, sowohl eigenständig als auch über eine Sammelbestellung der Stadt Tübingen“, sagt Brand. Ab Dienstag wurde dann die Buchungssoftware ausgesucht, gekauft und installiert, zwei gut erreichbare Standorte ausgewählt, möbliert und mit Computern ausgestattet und der Parkplatz an der Festhalle für Testwillige reserviert. Die Johanniter konnten für die Testungen gewonnen und das weitere Personal aus verschiedenen Dienststellen der Stadt zusammengezogen werden.

Die Testangebote richten sich an symptomfreie Einwohnerinnen und Einwohner der jeweiligen Gemeinde. Wer Symptome einer möglichen Corona-Infektion hat, sollte einen Arzt telefonisch kontaktieren.

Hilfsbereitschaft seitens der Häfler Vereine ist groß

Am Dienstag schrieb der Oberbürgermeister an die Häfler Vereine und bat um Mithilfe Ehrenamtlicher. „Ich habe in den ersten Stunden so viele Rückmeldungen bekommen, dass ich das nicht mehr allein beantworten konnte“, sagt Brand. Ab nächster Woche wird Mike Fugel, der Leiter des Impfzentrums, auch diese Ehrenamtlichen einsetzen. „Wir hoffen, dass wir da auch eine gewisse Kontinuität bekommen“, sagt Fugel – nicht nur, weil die Einarbeitung für jede Person Zeit und Mühe kostet. Er rechnet damit, dass breite Testungen auch nach den bisher geplanten sechs Wochen nötig bleiben werden.