Idyllisch und ruhig ist es entlang der B31-alt, genauer der Zeppelin- und Meersburger Straße, in Fischbach geworden: Vereinzelt fahren Autos gemächlich durch den Häfler Ortsteil. Von Lkw keine Spur. Kein Wunder: Sie befahren lieber die B 31-neu, dort werden sie nicht von der Tempo-30-Zone gebremst, die seit einigen Wochen in der Fischbacher Durchgangsstraße gilt. Die ruhige Lage freut die Anwohner. Aber was ist mit den Unternehmern und Gastronomen? Müssen sie einen Schwund an Kundschaft befürchten? Der SÜDKURIER hat vor Ort bei den Händlern nachgefragt: Wie bewerten sie die Lage?
Schwere Lage für Händler
„Dass die LKW hier nicht mehr durchfahren, macht die Verkehrslage schon viel entspannter“, findet Tiziana Sticca vom Dekorationsladen Ambiente in der Zeppelinstraße. Aber: Mit den Lkw sei auch der Fremdenverkehr größtenteils verschwunden, sagt sie. Und: „Bevor die Straße beruhigt wurde, war trotz der B 31-neu mehr los als aktuell.“ Für die Anwohner sie das sicher eine gute und sinnvolle Sache, den Händler erschwere dies hingegen die Lage, so Sticca.
Dabei habe es auch Vorteile, nicht in die Stadt fahren zu müssen, um Erledigungen zu machen, erzählt die Händlerin weiter. „Wir haben kostenlose Parkplätze direkt vor der Haustür“, sagt Tiziana Sticca. „In der Stadt kosten sie Geld – wenn man denn einen findet.“ Seit einiger Zeit gibt es bei ihr auch eine DHL-Station. „Dadurch haben wir einen Mehrwert geschaffen, denn eine Post gibt es in Fischbach nicht mehr. Und der Postbote bringt täglich Pakete vorbei.“ So versucht sie, einem anderen Trend zu begegnen, der ihr Schwierigkeiten breitet: Viele Kunden bestellen trotz geöffneter Geschäfte weiterhin Ware im Internet.
Halit Okatan, Inhaber des Restaurants Bodensee-Pizza-Kebap in der Meersburger Straße, merkt ebenfalls einen Rückgang der Nachfrage. „Der Verkehr ist deutlich weniger geworden. Das bekommen wir auch in den Kundenzahlen zu spüren“, sagt er. Es sei der Fremdenverkehr der fehle. „Früher hast du hier Autos mit Kennzeichen aus aller Welt gesehen. Die sind beim Durchfahren oft spontan stehen geblieben, um bei mir zu essen. Jetzt kommt das nur noch selten vor.“ Fast die Hälfte der Kundschaft würde ihm so wegbrechen, so Okatan. Denn: „Die Einheimischen kommen so oder so. Sie kennen mich. Aber niemand fährt von der Stadt extra nach Fischbach, um sich einen Döner zu holen.“ Der Gastronome spielt daher mit dem Gedanken, einen Lieferdienst anzubieten, sollte die Situation noch schwieriger werden. Verteufeln will er die neue Straße aber nicht. „Ich nehme auch oft die B31-neu, um nach Hause zu fahren.“
50 Prozent weniger Kunden im Hofladen
Auch der Hofladen Obsthof beklagt einen Einbruch: Fast 50 Prozent weniger Kunden kommen vorbei. Das berichtet Mitarbeiterin Cornelia Grötzinger im Gespräch mit dem SÜDKURIER. „Die Einheimischen kaufen bei uns kaum etwas. Sie gehen lieber zum Discounter.“ Es seien eher Ortsfremde, die im Hofladen selbstgemachte Mitbringsel wie Marmeladen oder auch regionale Weine erwerben. Für Grötzinger kommt die 30er-Zone zu einem falschen Zeitpunkt. „Durch die B 31-neu als Alternative ist der Ortskern schon entlastet und ruhig. Tempo 30 hätte vor dem Bau mehr Sinn ergeben.“ So würde die Verkehrsberuhigung nur dafür sorgen, dass die Durchfahrt deutlich weniger attraktiv werde, sagt sie.

Bei Ursula Klink-Eberhard, Inhaberin des Modegeschäfts Veni in der Zeppelinstraße, ist die B 31-neu bisher noch nicht in Ungnade gefallen. Ganz im Gegenteil: „Ich habe viele neue Kunden dazugewonnen. Einige kommen sogar aus Hagnau, Oberteuringen oder Langenargen zu mir“, erzählt sie. Dabei hatte Klink-Eberhard erst Bedenken gehabt, dass die Schnellstraße die Kunden weglocken würde. Allerdings sei die verkehrsberuhigte Lage mit ein Grund, dass die Kunden nun gerne in ihren Laden kommen, so die Inhaberin. „Der Durchgangsverkehr hat die Kunden oft abgeschreckt.“ Ein Geschäft direkt an einer viel befahrenen Straße sorge auch bei Kunden für Hektik, sagt sie. „Jetzt ist es ruhig und entspannt. Und das hat sich auf die Kundschaft übertragen“. Die Kundenzahlen haben sich bei ihr kaum verändert. Das ist für die Inhaberin bereits ein positiver Aspekt.