Schon seit über drei Jahren dauert das Gezerre um die Landshut. Seit 2017, der weltweit bejubelten Ankunft der historischen Lufthansa-Maschine in Friedrichshafen, gab es den Dauerstreit um eine Ausstellung. Erst sollte die Maschine am Dornier-Museum angegliedert werden, dann stellte sich Monika Grütters, Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, wegen ungeklärter Finanzierungsfragen quer, dann lehnte das Bundesverteidigungsministerium eine Ausstellung in Berlin ab.
Im November 2020 schien der gordische Knoten endlich gelöst, denn der Haushaltsausschuss des Bundes gab völlig unerwartet 15 Millionen Euro für „die Ausstellung des Flugzeugs ‚Landshut‚ im Gedenken an die Entführung im Jahr 1977“ frei, wie es in den Haushaltsunterlagen heißt. Darin ist auch geschrieben, dass der Flieger, in dem 1977 über 80 deutsche Geiseln von palästinensischen Terroristen festgehalten wurden, in Friedrichshafen ausgestellt werden soll.
Entscheidung für Friedrichshafen ist noch nicht final
Doch die Standortfrage ist nach wie vor nicht abschließend geklärt. Denn noch immer sind weitere Möglichkeiten zumindest im Gespräch. „St. Augustin, Stammheim, Berlin und Potsdam„, heißt es aus der Pressestelle der Bundeszentrale für politische Bildung (BPB) in Bonn, die seit Anfang Januar für das historische Flugzeug zuständig ist. Aber es scheint wohl Friedrichshafen zu werden, auch wenn die Entscheidung noch nicht final gefallen ist.
„Der Haushaltsausschuss des Bundestages hat eine Richtung vorgegeben. Ministerien und Behörden sind daran gebunden. Was wir nun brauchen, ist eine zügige, sinnvolle und überzeugende Standortlösung. Gemeinsam mit dem Bundesinnenministerium werden wir deshalb zeitnah initiativ werden“, schreibt Pressesprecherin Miriam Vogel von der BPB. „Für die finale Entscheidung sind vor allem räumliche, logistische und finanzielle Aspekte sowie unterschiedliche politische Interessen und bisher getroffene Vorentscheidungen entscheidend“, so Vogel weiter.
Bildungszentrum statt Museum
Bei der BPB ist derzeit Sabine Dengel mit dem Projekt Landshut betraut. Zur Standortfrage sagt sie: „Der parlamentarische Beschluss hat ganz klar Friedrichshafen genannt, es gibt also eine deutliche Tendenz dahin, dass Friedrichshafen der Standort werden wird.“
Fragt man Sabine Dengel danach, wie sie sich eine Landshut-Ausstellung vorstellt, so hat sie bereits die Vision eines partizipativen Ortes der Demokratie, bei dessen Findung unterschiedlichste Akteure eingebunden werden. „Es geht eher nicht um ein Museum, vielmehr darum, ein lebendiges Dokumentations- und Bildungszentrum aufzubauen, das ein Publikumsmagnet werden kann“, sagt Dengel. Für sie könne die Landshut „ein faszinierender Lernort“ werden – zusätzlich hat sie bereits im Kopf, für Schulen eine „Landshut-Lernbox“ zu erstellen, damit Schüler auch bundesweit das Thema bearbeiten können.

Friedrichshafen könnte von der Landshut profitieren
Die Kritik, die immer wieder seitens der Stadt Friedrichshafen an dem Projekt geäußert wurde, kann Dengel nicht nachvollziehen. „Jetzt, da die Finanzierung zunächst einmal gesichert ist, könnte die Stadt Friedrichshafen sicher von einem Besuchermagnet wie einer Landshut-Ausstellung profitieren“, sagt sie.
Die Bundeszentrale für politische Bildung will nun mit allen Beteiligten Kontakt aufnehmen. Das gilt sowohl für die Überlebenden der Entführung als auch für den wissenschaftlichen Beirat, der bereits in der Vergangenheit mit dem Thema beschäftigt war. „Wir wollen die Fachexpertise des bisherigen Beirats selbstverständlich einbeziehen, zumal hier ausgewiesener Sachverstand versammelt ist“, schreibt BPB-Sprecherin Miriam Vogel.
David Dornier bietet offenbar ein Grundstück an
Unklar bleibt noch die Rolle David Dorniers. Offenbar, so berichtet es SPD-Mann Norbert Zeller, Initiator des Landshut-Unterstützerkreises, hat Dornier ein Grundstück angeboten, auf dem die Landshut ausgestellt werden könnte. David Dornier selbst reagiert auf Anfragen des SÜDKURIER schon seit Monaten nicht mehr. Auch von der BPB erfährt man dazu nicht viel. „Zur Rolle weiterer Akteure, wie dem Dornier-Museum oder David Dornier, kann zum jetzigen Zeitpunkt keine Aussage gemacht werden“, heißt es aus Bonn.
Eine Eröffnung vor 2023 ist sehr unwahrscheinlich
Es ist also weiterhin noch Einiges unklar. Aus gut informierten Kreisen ist zu hören, dass die Standortentscheidung schon sehr bald in Berlin offiziell fallen wird. Wie es dann weitergeht? Nach Angaben der Bundeszentrale für politische Bildung wird es mindestens zwei Jahre dauern, bis ein Landshut-Lernort konzeptioniert und umgesetzt sein wird. „Wir gehen von einer Eröffnung frühestens zum Jahresbeginn 2023 aus. Von der Entscheidung über die Standortfrage hängt der weitere Zeitplan ab“, schreibt Pressesprecherin Miriam Vogel.