Als die „Landshut“ im September 2017 den Bodensee erreichte, drängten sich Hunderte Menschen auf dem Gelände. Ganze Familien warteten gespannt auf die Ankunft der Antonow, die die geschichtsträchtige Lufthansa-Maschine von Brasilien nach Friedrichshafen transportierte.

Kommunalpolitiker aus Friedrichshafen waren hingegen nur wenige vor Ort. Auch Oberbürgermeister Andreas Brand fehlte, wegen anderer Termine, wie es damals hieß. Er hatte sich stets vom Museumsprojekt distanziert. Auch in der weiteren Debatte vor Ort dominierte die Haltung: die Geschichte der Landshut habe nichts mit der Stadt zu tun, man sah im Projekt daher ganz klar eine nationale Aufgabe, keine kommunale.

Gibt es also keine Unterstützer für das Landshut-Projekt in der Bodenseeregion? Doch. Landrat Lothar Wölfe und Norbert Zeller, Vorsitzender der SPD-Kreistagsfraktion, die beide im Spätsommer 2017 die „Landshut“ bei der Ankunft am Bodensee willkommen geheißen hatten, haben jetzt gemeinsam einen Unterstützerkreis ins Leben gerufen.
Nach positiver Entscheidung in Berlin formiert sich Unterstützerkreis
Seit über drei Jahren schlummere die „Landshut“ nun schon in Friedrichshafen. Jetzt sei in Berlin endlich eine positive Entscheidung getroffen und mit der Bundeszentrale für politische Bildung ein starker Partner gewonnen worden, werden Wölfle und Zeller in einer Pressemitteilung zitiert.
Sie begrüßen die Entscheidung des Haushaltsausschusses des Deutschen Bundestags, wonach 15 Millionen Euro zur Umsetzung eines Ausstellungskonzepts „wehrhafte Demokratie“ mit der entführten „Landshut“ als Schwerpunkt in Friedrichshafen zur Verfügung stehen. Darin enthalten seien der Bau eines Museumsgebäudes, das Konzept und die Betriebskosten für mindestens zehn Jahre. Die Federführung hat dabei die Bundeszentrale für politische Bildung.
Es sei gut und richtig, dass der Bund die Finanzierung des Museumsprojekts übernimmt, sagt Norbert Zeller auf SÜDKURIER-Anfrage. „Spätestens mit dieser Entscheidung wurde nun allen klar, dass für die Umsetzung nicht die Kommune zur Kasse gebeten wird.“ In Gesprächen habe er immer wieder gehört, dass viele Menschen das Projekt für eine gute Sache halten. In der Öffentlichkeit seien allerdings vor allem Gegner und Bedenkenträger zu Wort gekommen. „Es hat ein Signal aus der Region gefehlt, dass wir das Museum in Friedrichshafen haben wollen“, betont Zeller. Das soll sich jetzt ändern.
Zusammenschluss über Parteigrenzen hinweg
Die Umsetzung des Unterstützerkreises sollte bewusst überparteilich stattfinden, „ohne Parteien-Hickhack“. Man habe sich dabei bewusst für ein niederschwelliges Angebot entschieden und keinen Verein gegründet. „Wir haben tolle Rückmeldungen“, so Zeller. Neben ehemaligen Geiseln und Befreiern der „Landshut„ gehören dem Unterstützerkreis Persönlichkeiten aus der Bodenseeregion und dem Land an, darunter beispielsweise auch die Kreisvorsitzenden des Bodenseekreises Volker Mayer-Lay (CDU) und Leon Hahn (SPD) sowie Polizeipräsident Uwe Stürmer und Hans-Jürgen Kirstein, Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei.
Unterstützerkreis: „Das ist uns eine Herzenssache“
Die Unterstützerliste soll dabei laut Norbert Zeller mehr als ein symbolischer Akt sein. Der Kreis soll die Entwicklung des Konzepts aktiv und konstruktiv begleiten. „Das ist uns eine Herzenssache und wir wollen dazu beitragen, dass die neue Einrichtung von Beginn an gut in der Bodenseeregion verankert und beheimatet ist“, heißt es dazu von den Unterstützern.
Offizieller Projektstart des Bundes sei am 4. Januar. „Es wartet noch viel Arbeit. Bis die Landshut in einem Museum zu sehen ist, wird noch viel Zeit vergehen“, betont Zeller. Dennoch könne man vor Ort auch in der Zwischenzeit – nach Corona – schon verschiedene Aktionen anbieten, etwa Führungen durch die Halle, in der die „Landshut“ bisher untergebracht ist.
Sicherlich gebe es auch Interesse daran, die Sanierung der „Landshut“ zu verfolgen, und auch Aktionen mit Schulklassen seien denkbar. „Demokratie ist kein Selbstläufer, sondern muss tagtäglich gerade von jungen Menschen positiv erfahren werden“, sind sich Wölfle und Zeller sicher. Für die Unterzeichner steht die Befreiung der „Landshut“ am 18. Oktober 1977 als Symbol „unserer wehrhaften Demokratie und einer freien Gesellschaft, die sich von Terror nicht unterkriegen lässt“, heißt es in der Mitteilung.
So aktuell wie eh und je: wehrhaft für unsere Demokratie stehen
Auch heute gelte es, wehrhaft für unsere Demokratie zu stehen und Toleranz, Pluralität, individuelle Freiheit und Menschenrechte zu verteidigen. „Wie wichtig eine wehrhafte Demokratie ist, machen nicht zuletzt die aktuellen Vorfälle in den USA deutlich“, sagt Zeller.
Wer sich der Initiative anschließen möchte, kann dies unter www.landshutmuseum.com tun