Ende vergangener Woche schien endlich der gordische Knoten geplatzt: Mitten in der Nacht verkündete der SPD-Abgeordnete Martin Gerster, die Landshut werde in Friedrichshafen ausgestellt – das nötige Geld habe das Innenministerium bereit gestellt. Den Zuschlag für die Ausstellung solle David Dornier erhalten, der mithilfe einer Stiftung eine Landshut-Ausstellung realisieren werde.
Monika Grütters hält die Entscheidung für bizarr
Doch nur wenige Tage später ist die Verwirrung komplett. Denn Monika Grütters, Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM), spricht sich klar gegen den Standort Friedrichshafen aus. „Eine Entscheidung für Friedrichshafen wäre nach unseren mühsamen Erfahrungen dort bizarr“, sagt Grütters. „Es gibt in der Bundesregierung niemanden, der den Akteuren dort zutraut, so ein wichtiges Projekt auf Dauer zu stemmen.“ Starke Worte aus dem Hause, das nun seit fast drei Jahren über mögliche Standorte diskutiert und nun einen neuen ins Spiel bringt. Tatsächlich prüfe das BKM derzeit eine Ausstellung am Sitz der Bundespolizeidirektion in Sankt Augustin-Hangelar in Nordrhein-Westfalen mit der Zentrale der Spezialtruppe GSG 9. Es sei, so bestätigte es eine Sprecherin aus Grütters Haus, ebenfalls eine „dezentrale Lösung denkbar. Die Landshut könnte in Teilen an verschiedenen Orten ausgestellt werden. Das würde ihre Sichtbarkeit und die Erinnerung an die Opfer bundesweit sogar verstärken“.
„Eine Entscheidung für Friedrichshafen wäre nach unseren mühsamen Erfahrungen dort bizarr.“Monika Grütters, Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien

Das Flugzeug-Wrack gehört dem Außenministerium
Die 15 Millionen Euro, die der Haushaltsausschuss aus Mitteln des Innenministeriums freigegeben hatte, sind mit dem Standort Friedrichshafen verknüpft. Die Lage ist verworren, die Zuständigkeiten ebenfalls. Denn das Wrack, das derzeit in einem Hangar in Friedrichshafen auf seine Restaurierung wartet, gehört dem Außenministerium. Aus dem Ministerium heißt es auf Nachfrage ziemlich verklausuliert: „Das Auswärtige Amt sieht in den verschiedenen Vorschlägen aus Verwaltung, Parlament und Gesellschaft ein Zeichen von gelebter Demokratie. Die Vielfalt an Ideen und die offene Diskussion darüber kommt dem Ziel zugute, einen würdigen Ausstellungsort für die Landshut zu finden.“
„Die verschiedenen Vorschlägen aus Verwaltung, Parlament und Gesellschaft sind ein Zeichen von gelebter Demokratie.“Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes

Innenministerium prüft nun mögliche Umsetzungsschritte
Das Bundesinnenministerium, dass nun die Mittel für die Ausstellung in Friedrichshafen freigegeben hat, schreibt: „Mögliche Umsetzungsschritte bezüglich dieses Vorhabens werden derzeit geprüft, sodass das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat hierzu aktuell keine Aussagen machen kann.“
Keines der drei Ministerien beantwortet die Frage, wer das Heft des Handelns in der Hand habe und welches der drei Häuser letztendlich entscheiden wird. David Dornier, der nun als Privatmann mittels einer Stiftung die Ausstellung in Friedrichshafen realisieren will, reagiert schon seit Wochen nicht auf Anfragen des SÜDKURIER.

Dornier-Museum ist „in keinster Weise“ involviert
David Dornier, der sich vor einigen Monaten als Direktor des Dornier-Museums zurückzog, will die Ausstellung auf einem Grundstück neben dem Museum realisieren, heißt es aus gut informierten Kreisen. Außerdem sei seine Familie nicht mehr bereit, sich weiter finanziell an dem Projekt zu beteiligen. Die Dornier-Stiftung für Luft- und Raumfahrt (DSLR) dementiert das, stellt aber in einer Pressemitteilung klar, dass eine Landshut-Ausstellung in keinem Zusammenhang mit dem Dornier-Museum stehe: „Der Vorstandsvorsitzende der Stiftung und Museumsdirektor, Hans-Peter Rien, weist ausdrücklich darauf hin, dass die DSLR in keiner Weise in dieses neue Projekt und auch nicht in die Bemühungen zu seiner Finanzierung involviert ist. Es handelt sich um ein privates Vorhaben von David Dornier oder einer noch zu gründenden Stiftung.“
Philipp Linder, Sprecher des Dornier-Museums, teilt noch mit, dass das Landshut-Projekt mit dem BKM von Anfang an bis zum 31. Januar 2021 befristet gewesen sei. „Mit diesem Datum läuft das Projekt für das Museum aus und soll nach unserem derzeitigen Kenntnisstand von der Bundeszentrale für politische Bildung weitergeführt werden“, schreibt Lindner auf Nachfrage dieser Zeitung.
„Es handelt sich um ein privates Vorhaben von David Dornier.“Hans-Peter Rien, Leiter des Dornier-Museums
Damit läge die Entscheidungskompetenz dann wohl doch beim Innenministerium und nicht mehr bei Kulturstaatsministerin Monika Grütters. Ein Sprecher ihres Hauses bestätigt das. Die Geschichte um die historische Lufthansa-Maschine ist wahrlich bizarr. Fortsetzung folgt.