Was für ein Fest: Der Nebel hat sich demütig verzogen, der Sonne Platz gemacht und die Fischbacher aus ihren Häusern getrieben. Um die Pop-up-Bars drängelt sich kunterbuntes Volk und aus den Lautsprechern dröhnt von Techno bis Schnulze alles, was Stimmung macht.
Jetzt, um 13 Uhr, wärmt sich auch der Seehasenfanfarenzug im schwarz-roten Karohemd der kanadischen Holzfäller an der Bar beim Feuerwehrhaus noch ein wenig auf. Daneben bringen sich die Sportler des TSV Fischbach in Stimmung. Was sie unter ihren Schottenröcken tragen, will dabei niemand so genau sehen...

Auch der Wagen des Spaltensteiner Ortschaftsrats sticht ins Auge. Unter dem Motto „Kasperle-Theater 2.0“ sind die Hauptdarsteller der vergangenen Regierung porträtiert. Walter Stehle hofft mit einem Zwinkern seiner Plastikaugen, dass der Verfassungsschutz nicht auf ihn aufmerksam wird. Zusammen mit Simon Arnegger und Familienmitgliedern gestaltet er seit 20 Jahren einen Themenwagen. Dabei greifen die Familien immer aktuelle Themen auf, die sie humorvoll verpacken.

Entlang der Straßen haben sich inzwischen Bürger jeden Alters auf den Gehwegen in Stellung gebracht, haben auch Treppenaufgänge und Balkone dicht besetzt.
Neues Konzept sorgt für Sicherheit der Narren
Der Fischbacher Samstag steht in diesem Jahr unter besonderem Schutz. An allen Zufahrtsstraßen wurden die großen, schweren Einsatzlaster des Technischen Hilfswerks quergestellt, die im Notfall zur Seite gefahren werden können. Früher hätten einfache Baken ausgereicht, um Zufahrtswege abzusichern, sagt Polizeioberkommissar Jürgen Traub. Jetzt sorgt eine Kombination aus Polizei, Technischem Hilfswerk und Bauhof für Sicherheit an den neuralgischen Punkten.
So lang wie 18 Oberbürgermeister

Pünktlich um 14 Uhr eröffnet die Fischbacher Feuerwehr mit dem Narrenbaum im Schlepp den Umzug mit 30 Zünften und Musikkapellen. Der Narrenbaum, das erklärte Claudio Bercher zuvor beim Zunftmeisterempfang, sei frisch gefällt. Seine Länge betrage 66 Bierkisten, 0,2 Fußballfelder oder 18 Oberbürgermeister.

Der so angesprochene Simon Blümcke nahm die Anspielung humorvoll gelassen. Er war bereits um 10 Uhr zum Frühschoppen in die Festhalle gekommen. Dabei habe er, lässt er die versammelten Narrenhonoratioren, Gemeinderäte und Schulleiter wissen, seinen schönsten Schmuck angelegt: die schwarzen Augenringe. Denn „Una notte italiana“, der Bürgerball, habe doch ziemlich lange gedauert.
Ein Zunftmeister stellte fest: OB Simon Blümcke wisse, wie die Fasnet funktioniert. Deshalb hätten die Hagnauer auch die OB-Wahl manipuliert. Man wollte ihn unbedingt in Friedrichshafen haben.
Neben Spott auch ernsthafte Ehrungen

Neben vielen Anspielungen und Spott – Oliver Venus, Zunftmeister der Seegockel, bekam sein Getränk in einer Schnabeltasse serviert, da er beim letzten Mal sein Schorle über die Tischdecke geschüttet hatte – wurden auch Zunftmitglieder geehrt. Sichtlich gerührt war die zwölfjährige Fiona Dietrich. Ihr wurde eine alte Bächlesfischer-Maske aus der Gründerzeit versprochen, die sie zukünftig bei der Fasnet tragen darf. Eine Anmerkung traf den Nagel auf den Kopf: „Heute ist Fischbacher Samstag, morgen ist Bundestagswahl. Wir hoffen, dass die Narrenrufe auch zukünftig in Narrenhand bleiben.“