Sie haben sich auf einer Wiese verteilt, blicken nach oben, halten jeweils eine rote Karte in die Höhe: Anwohner aus Allmannsweiler haben ihre Kritik an den Plänen der Stadt auf einem Foto festgehalten, wollen vor der Entscheidung des Gemeinderats am Montag ein Signal senden. Denn auf diesem Grundstück im Eggweg soll eine Flüchtlingsunterkunft für bis zu 150 Menschen entstehen.

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Schon bei der Bürgerinformation am 26. Januar standen die Karten sinnbildlich für das Stimmungsbild vieler Besucher. Auf die Frage, mit welchem Gefühl sie zur Veranstaltung gekommen waren, hatten die meisten Zuhörer die rote Karte gewählt und in die Höhe gehalten. Auch zahlreiche Anwohner aus Allmannsweiler waren darunter.

Grundsatzentscheidung im Gemeinderat

Die Stadt plant, an fünf Standorten Unterkünfte für Geflüchtete zu schaffen. Für geeignet wurden neben dem Grundstück im Eggweg zwei Orte in Ettenkirch befunden: im Petrus-Mohr-Weg (maximal 52 Personen) und in der Waltenweiler Straße (16 Personen). Nördlich der Brunnisachhalle in Kluftern könnte eine Unterkunft für bis zu 76 Geflüchtete eingerichtet werden und auf dem Grundstück „Rotes Haus“ eine für 127 bis 191 Menschen. Vor knapp zwei Wochen hatte die Verwaltung die Pläne öffentlich gemacht, am 26. Januar diese vor rund 250 Besuchern vorgestellt, am 5. Februar muss der Gemeinderat eine Grundsatzentscheidung treffen.

Rote Karte: Anwohner in Allmannsweiler kritisieren die Pläne der Stadt.
Rote Karte: Anwohner in Allmannsweiler kritisieren die Pläne der Stadt. | Bild: privat

Kurz nach Bekanntwerden der Pläne hatten sich Anwohner in Alt-Allmannsweiler zu einer Initiative zusammengeschlossen. „Die Entscheidung, dass wir uns gemeinsam koordinieren, war schnell getroffen“, sagt Jan Kuhn. Als einer von fünf Sprechern vertritt er die Positionen der Anwohner. Zusammen mit Andreas Bucher und Julia Alvino macht er bei einem Termin mit dem SÜDKURIER deutlich, dass sich die Initiative keineswegs gegen Menschen richte, die vor Krieg und Leid fliehen mussten. In Allmannsweiler würden schon heute Menschen verschiedener Herkunft und mit den unterschiedlichsten Hintergründen zusammenleben.

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Im Viertel habe sich gezeigt, wie Integration und ein gutes Miteinander gelingen können, sagt Andreas Bucher, auch er ist einer der Sprecher der Initiative. Es gehe nicht darum, woher die Menschen kommen. Mit Blick auf die Unterbringung von bis zu 150 Menschen fühle sich die Mehrheit der rund 600 Anwohner allerdings überfordert, bei der Standortentscheidung zudem außen vor gelassen, betont er. Julia Alvino fügt hinzu, es gehe um die Verhältnismäßigkeit in Relation zur Zahl der Anwohner. Das Bürgergremium hat daher einen Brief mit seinen Bedenken an den Gemeinderat verfasst, will mit den Fraktionen ins Gespräch kommen, hat zudem eine Petition gestartet.

Falsches Bild vom Quartier?

Mit gerade einmal knapp zwei Wochen zwischen der Bekanntgabe der Standorte und der Entscheidung bliebe kaum Zeit, um zu reagieren, so die Kritik. Jan Kuhn befürchtet zudem, dass die Entscheider ein falsches Bild von der Umgebung im Kopf haben. Als diejenigen „da hinten beim XXXLutz-Abhollager“ gehe so mancher von einem reinen Gewerbegebiet aus, dabei würden hier viele Familien leben, das Quartier habe mit seinen rund 600 Anwohnern einen fast dörflichen Charakter, beschreiben sie es.

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Die Stadt hatte eigenen Angaben zufolge mehr als 40 mögliche Standorte für die Unterbringung von Flüchtlingen geprüft. Die fünf, um die es nun geht, seien als grundsätzlich geeignet ausgewählt worden. Der Standort müsse verfügbar, verträglich und gut erreichbar sein. Aber auch das Konfliktpotenzial im Umfeld spiele eine Rolle, hieß es bei der Bürgerinformation. Die Anwohner in Allmannsweiler kritisieren hingegen, dass die Fragen zur Standortanalyse nicht befriedigend beantwortet wurden. Sie wollen einen Einblick in den Kriterienkatalog. Mit Blick auf die Anbindung sowie die Infrastruktur seien wichtige Voraussetzungen in Allmannsweiler nicht gegeben, glauben sie.

Eine gerechte geografische Verteilung sei bei der aktuellen Planung jedenfalls nicht zu erkennen. Dass angesichts der aktuellen Zahlen die Unterbringung Asylberechtigter zur Herausforderung für eine Verwaltung geworden sei, könne man nachvollziehen, doch inzwischen werde massiv vom dezentralen Konzept abgewichen. Das mag vielleicht kurzfristig eine Lösung sein, führe aber langfristig zu Problemen, so die Befürchtung der Anwohner. Ein Gesamtkonzept sei nicht erkennbar. Das Bürgergremium Allmannsweiler fordert daher eine Abkehr von den Plänen in dieser Dimension. Eine Rückkehr zu kleinen Einheiten, ein tatsächliches Konzept für die geplanten Standorte sowie einen Dialog mit den Bürgern.