Wird der Rettungshubschrauber-Standort in wenigen Jahren von Friedrichshafen in den Kreis Ravensburg verlegt? Das empfiehlt zumindest ein Gutachten des Instituts für Notfallmedizin und Medizinmanagement München, welches das Innenministerium im August 2018 in Auftrag gegeben hat und das kürzlich veröffentlicht wurde. Mit der Verlegung könnten aus Sicht der Gutachter mehrere Nachteile des bestehenden Standorts kompensiert werden.
Auf Grundlage dieser Empfehlungen wird das Innenministerium eigenen Angaben zufolge nun mit den Krankenkassen als Kostenträger über Standortfragen und Betriebszeiten der Luftrettung im Südwesten entscheiden.
Umsetzung etwa zwei bis fünf Jahre
Bei der Umsetzung gehe man je nach Standort von zwei bis fünf Jahren aus. „Gemeinsam mit den Kosten- und Leistungsträgern im Rettungsdienst haben wir es jetzt in der Hand, die Luftrettung und die bodengebundenen Rettungsmittel noch enger zu verzahnen und dabei einsatztaktische, aber auch wirtschaftliche Aspekte zu berücksichtigen“, hatte Staatssekretär Wilfried Klenk bei der Vorstellung des Gutachtens betont.
Rettungshubschrauber „Christoph 45“
Klinikum, Stadt und Landkreis sprechen sich für Erhalt des Standorts aus
Kritik an den Plänen kam zuletzt vom Klinikum Friedrichshafen, wo der Rettungshubschrauber „Christoph 45“ seit fast 40 Jahren stationiert ist. Auch die Stadt und der Landkreis hatten sich für einen Verbleib des Rettungshubschraubers am Klinikum Friedrichshafen ausgesprochen.
Die Rettungshubschrauber-Station am Friedrichshafener Klinikum wird von der DRF-Stiftung-Luftrettung betrieben. Mit an Bord von „Christoph 45“ sind Notärzte des Klinikums Friedrichshafen, Piloten und Notfallsanitäter kommen von der DRF-Luftrettung.
„Das Luftrettungsgutachten ist eine Betrachtung von möglichen Anpassungen an sich möglicherweise verändernde Rahmenbedingungen und ein Vorschlag an das zuständige Ministerium als Träger der Luftrettung„, teilt die DRF-Luftrettung auf SÜDKURIER-Anfrage mit. Als größter Betreiber von Luftrettungsstationen in Baden-Württemberg liege der DRF-Luftrettung die bestmögliche notfallmedizinische Versorgung der Bürger am Herzen und „ist unser maßgebliches Ziel im Auftrag des Innenministeriums“.
Willensbildung ist noch nicht abgeschlossen
Wichtig ist den Verantwortlichen bei der DRF-Luftrettung: „Sowohl die medizinisch-fachliche als auch die politische Willensbildung sind durch die Veröffentlichung des Gutachtens noch nicht abgeschlossen, sie beginnt gerade erst.“ Vor diesem Hintergrund sei es verfrüht, über einzelne Punkte oder gar Standorte zu sprechen, so lange sich nicht eine klare Tendenz zu einem der vorgelegten Vorschläge abzeichne. „Hier führt das Innenministerium als Träger der Luftrettung derzeit alle erforderlichen Gespräche, die für eine Entscheidung notwendig sind.“
DRF-Luftrettung blickt selbstbewusst auf bisherige Arbeit
Die DRF-Stiftung-Luftrettung könne selbstbewusst auf die bisherige Arbeit blicken und arbeite mit ihren Partnern in Kliniken und Rettungsdienst hervorragend zusammen. „Wir werden uns daher den Anforderungen der Zukunft offen und im Bewusstsein der uns bereits bisher übertragenen Verantwortung für die Menschen in Baden-Württemberg stellen.“
Versorgung am Boden und aus der Luft
„Die Rettungshubschrauber sind teure Rettungsmittel, weshalb sie so effizient wie möglich eingesetzt werden müssen“, findet Volker Geier. Als Geschäftsführer der DRK-Rettungsdienst Bodensee-Oberschwaben gGmbH kümmert er sich in der Region um den Rettungsdienst am Boden. Eine Verlegung der Standorte sollte nach Bedarf und Nutzen bewertet werden. „Letztlich haben sich in den letzten 15 Jahren die Versorgungsstrukturen der Arztpraxen, der Krankenhäuser und des Rettungsdienstes stark verändert. Auch die Erwartungen der Bürger hinsichtlich ihrer eigenen Versorgung“, erklärt Volker Geier weiter.
Die notärztliche Versorgung sei generell nicht einfach, da der Rettungsdienstbereich ländlich geprägt sei. „Eine optimale Stationierung des Rettungshubschraubers kann die notärztliche Versorgung unterstützen“, ist er überzeugt. Durch die Vorschläge des Innenministeriums werde auch der nordwestliche Rettungsdienstbereich erreichbar. „Uns beim DRK ist an einer sachlichen Beratung gelegen“, sagt Geier. Es gehe um eine bestmögliche Versorgung von Bürgern, Gästen und Durchreisenden.