Fast dreieinhalb Jahre ist es her, dass das traditionsreiche Schuhhaus Trapp in der Friedrichstraße seine Türen schloss. Doch erst im Mai 2022 wurde es nach langem Leerstand abgerissen. Dabei stand schon früh fest: An dieser sehr prominenten Stelle der Innenstadt, quasi der Pforte zur Fußgängerzone, soll ein neues Gebäude mit 31 Wohnungen und mehreren Gewerbeeinheiten entstehen. Warum ist so lange nichts passiert?

Zunächst erwarb die Lake Projekt AG aus Überlingen das Grundstück zu einer unbekannten Kaufsumme. Das Architekturbüro Plösser aus Friedrichshafen bekam den Zuschlag für die Planung und entwarf zunächst ein dreistöckiges Gebäude mit Satteldach. Auf insgesamt 1230 Quadratmetern Wohnfläche sollten 16 hochwertige Wohnungen zwischen zweieinhalb und fünf Zimmern entstehen. Außerdem war eine Gewerbefläche mit etwa 400 Quadratmetern und eine Tiefgarage vorgesehen.
Das Projekt kam auf freiwilliger Basis mehrfach in den Gestaltungsbeirat, einem Gremium unabhängiger Architekten und Experten. „Die Baugenehmigung wurde im Dezember 2020 erteilt, voraus ging ein positiver Bauvorbescheid im November 2019“, erklärt Stadtsprecherin Monika Blank auf SÜDKURIER-Nachfrage. Planungsrechtliche Beurteilungsgrundlage sei Paragraf 34 Baugesetzbuch, also die Umgebungsbebauung, in Verbindung mit der Gestaltungssatzung.
Investorenwechsel während der Planungsphase
Ende 2021 verkaufte die Überlinger Investmentfirma das Grundstück an die Wüstenrot Haus- und Städtebau GmbH (WHS) mit Sitz in Ludwigsburg. Eine SÜDKURIER-Anfrage an die Lake Projekt AG zu den Hintergründen des Verkaufs blieb unbeantwortet.
Auskunftsfreudiger hingegen erweist sich die WHS, die das Projekt fertig entwickelt zu einem nicht genannten Preis erworben hat. Im Mai 2022 wurde das ehemalige Schuhhaus abgerissen. „Das Büro Plösser ist weiter federführend in der Planung“, erklärt Dörte Lochner, Sprecherin des Mutterkonzerns Wüstenrot & Württembergische AG.

Neue Pläne: Vier Häuser mit je fünf Etagen
Die Pläne sind allerdings nochmal geändert worden. Eine aktuelle Visualisierung gibt es zwar nicht, aber Lochner beschreibt den aktuellen Planungsstand so: Insgesamt gibt es vier Gebäude im Kfw55-Standard. Davon bilden drei einen Riegel Richtung Friedrichstraße, eins liegt im Innenhof. Alle Häuser haben fünf Etagen inklusive Erdgeschoss und zweitem Dachgeschoss plus ein Untergeschoss mit einer Tiefgarage. In den Erdgeschossen befinden sich laut Lochner drei Gewerbeeinheiten mit großformatigen Fensterflächen. Aus den 16 Wohnungen sind nunmehr 31 geworden, verteilt auf die vier Gebäude. Die Wohnungen haben Balkone oder Terrassen.
Mietpreisgebundenen Wohnraum wird es bei diesem Projekt nicht geben. Im „8-Punkte-Plan“ der Stadt Friedrichshafen ist zwar unter anderem festgelegt, dass zwischen Stadt und Investor eine Mietpreisbindung geregelt werden kann. Allerdings gilt dieser Plan nur für vorhabenbezogene Bebauungspläne der Stadt Friedrichshafen. Das in der Friedrichstraße laut Stadtverwaltung nicht der Fall.
Stattdessen entstehen hier Eigentumswohnungen. Bei der Bevölkerung bestehe bereits ein „reges Interesse an dem Projekt“, so Lochner, „es gibt zahlreiche Interessenten.“ Laut Planungen sollen der Hochbau im Herbst beginnen, bis Ende 2024 sollen die Wohnungen dann bezugsfertig sein. Die Vermarktung beginnt bald, es gibt die Möglichkeit, sich bei der WHS auf eine Liste setzen zu lassen.