Wer wenig Geld hat, kann ab der nächsten Saison für einen Euro ins Theater, Konzert oder Ballett gehen. Das Kulturbüro verkauft ab der kommenden Spielzeiten Restkarten jeweils eine halbe Stunde vor Vorstellungsbeginn für einen Euro. Das Angebot gilt für Schüler, Studierende, Auszubildende, Freiwilligendienstleistende und Inhaber der Häfler Karte. Für Menschen mit wenig Geld wird damit ein Besuch im Graf-Zeppelin Haus (GZH), Kiesel oder Bahnhof Fischbach billiger als ein Getränk im Biergarten. „Wir wollen verhindern, dass jemand nicht zu uns kommen kann, weil er es sich nicht leisten kann“, sagt Florian Kind vom Kulturbüro.
Das Ein-Euro-Ticket präsentiert das Team des Kulturbüros bei einer Matinée im Graf-Zeppelin-Haus. Eröffnet hat sie Marlene Rall auf der Marimba. Die 15-jährige Gewinnerin von „Jugend Musiziert“ lässt in „Ein Liebeslied?“ Töne aus dem Nichts entstehen, die sachte aufleben, kurz aufbrausen und im Nichts verschwinden. Später wechselt sie in „Hombre d´août“ so lässig wie virtuos zwischen nachdenklichen und tänzerischen Passagen.

Der Termin solle dem gegenseitigen Kennenlernen dienen, sagt Kulturbüroleiterin Sarah Baltes: „Sie wollen vielleicht wissen, wer das Kulturprogramm verantwortet. Wir wollen wissen, wer sind unsere Kunden und was wünschen Sie sich. Es ist uns wichtig, dass wir in einen Austausch eintreten.“ Sie ist seit rund zweieinhalb Jahren Leiterin des Kulturbüros. Nach drei Pensionierungen und einem Jobwechsel hat seitdem fast die ganze Besetzung ihres Hauses gewechselt.
Sarah Baltes stammt aus dem Saarland, studierte Musikwissenschaften und Kulturmanagement in Weimar, Jena und Paris, arbeitete für Konzertveranstalter und Kulturstiftungen und ist leidenschaftliche Chorsängerin. Sie betreut den Schwerpunkt Musik und hat bereits zwei neue Formate eingeführt: Auch in diesem Jahr beginnt die Saison mit „Kultur im Hafen“ mit Künstlern aus der Region. Auch wird es wieder ein Wanderkonzert geben, bei dem das Publikum mit Musikeinlagen Richtung Eriskircher Ried wandert.
Für das Literatur- und Schauspielprogramm ist Florian Kind verantwortlich. Er studierte in Konstanz und Frankfurt am Main Literatur- und Theaterwissenschaft und war in Verlagen und in der Kulturvermittlung tätig. „Es war mein großer Wunsch, zurück an den See zu kommen und hier an der Entwicklung der Kultur mitzuarbeiten“, sagt er. Ihm liegen neben inhaltlichen Themen vor allem die Zugangsmöglichkeiten zur Kultur für Jüngere und Einkommensschwache am Herzen.

Melanie Eisele ist bekennende Cineastin und Ballettfan. Sie gestaltet seit 2018 das Programm im Bahnhof Fischbach und ist für Film und Tanz zuständig. Die Häflerin hat Literatur-, Kunst- und Medienwissenschaft in Konstanz studiert und war Geschäftsführerin des Kulturvereins Caserne. Auch sie setzt auf dem Kontakt zum Publikum: „Ich freue mich auf einen regen Austausch und hoffe, dass wir in der nächsten Saison viel Kultur zusammen genießen können.“
Kulturvermittlung und pädagogische Angebote
Kulturvermittlung und pädagogische Angebote übernimmt Juliane Nagy. Sie hat Kunstgeschichte, BWL und Geschichte studiert, arbeitete am Frankfurter Städel-Museum und engagiert sich im Vorstand des Markdorfer Kunstvereins. „Vor allem ist mir ein Anliegen, Kinder und Jugendliche für Kultur zu begeistern“ sagt sie.
Daniel Schweizer studierte keramische Skulptur und Malerei in den USA und hat zehn Jahre lang das Kulturprogramm des Jugendzentrums Molke ausgerichtet. „Ich veranstalte Konzerte und Festivals in vielen Formaten, seit ich 15 Jahre jung war. Jetzt habe ich die wunderschöne Aufgabe, das Kulturufer zu organisieren“, sagt er. Schon das diesjährige Programm trägt seine Handschrift.
Das Angebot kommt an: Der Kammermusiksaal ist fast voll und die Gäste bleiben nach dem offizellen Programm im Foyer und suchen das Gespräch.