Kürzere Takte, mehr Abendfahrten, neue Busse und Fahrpläne und auch Änderungen im Liniennetz: Für den Häfler Stadtverkehr war der 1. Januar ein kompletter Neustart. Dass es da „natürlich rumpeln wird“, hatten die neue Geschäftsführerin Magdalena Linnig und ihr Vorgänger im alten Jahr vorhergesagt. Tatsächlich haben wir Rückmeldungen von Lesern erhalten, in denen Kritik geäußert wird.

Probleme bei der Umstellung

„Der Neustart ist aus unserer Sicht gut gelungen“, sagt Sebastian Dix, Sprecher des Stadtwerks am See, zu dem der Stadtverkehr gehört. Alle Busse seien planmäßig unterwegs. Anfragen der Fahrgäste, deren Linien sich geändert haben, wurden demnach individuell beantwortet. „In Einzelfällen haben wir nachgesteuert“, so Dix.

Ein Fahrgast steigt am Hafenbahnhof in den Stadtbus.
Ein Fahrgast steigt am Hafenbahnhof in den Stadtbus. | Bild: Cuko, Katy

„Vieles hat sich bestimmt verbessert. Aber leider ist der Start mehr als misslungen“, findet hingegen unser Leser Maximilian Molt. So hat er festgestellt, dass die Fahrgastinfo in den Bussen falsche Stationen ansagt und auch mancher Fahrer am Anfang nicht wusste, wo er am teils neuen Linienweg halten muss.

„Wir haben die Fahrer unseres Dienstleisters RAB geschult und fit für die neuen Aufgaben gemacht“, nimmt der Stadtverkehr Stellung. Der Einsatz von Navigationstechnik erleichtere dem Fahrpersonal zudem, sich mit den neuen Linienwegen vertraut zu machen. Angesichts einer so umfangreichen Umgestaltung im System sei dennoch damit zu rechnen gewesen, dass es zu Problemen kommen kann. „Diese Anlaufschwierigkeiten sind größtenteils ausgeräumt“, so Dix.

App-Daten nicht aktualisiert

Aber es gibt weitere Kritikpunkte. So seien seit dem 1. Januar diverse Busse nicht mehr in den Apps des Verkehrsverbunds Bodo oder dem DB-Navigator auffindbar. Obendrein hingen an wichtigen Haltestellen wie dem Hafenbahnhof oder Stadtmitte immer noch die alten Fahrpläne, monierte Maximilian Molt. Auch das räumt der Stadtverkehr ein. „Hier sind eine Vielzahl verschiedene Dienstleister und Schnittstellen involviert, die unsere Daten aktualisieren müssen. Wir arbeiten hier daran, dass das schnellstmöglich vollständig übernommen wird“, so Sebastian Dix.

Die neuen Fahrpläne an den Haltestellen im neuen Design sollen für die Fahrgäste übersichtlicher sein.
Die neuen Fahrpläne an den Haltestellen im neuen Design sollen für die Fahrgäste übersichtlicher sein. | Bild: Cuko, Katy

Dass es speziell am Hafenbahnhof noch Probleme mit dem Austausch der Fahrpläne gab, räumt Sebastian Dix ebenfalls ein. Aber 95 Prozent der Stelen sollten inzwischen mit den neuen Plänen bestückt sein. Immerhin gibt es über 400 Haltestellen im Stadtgebiet sowie in Oberteuringen und Markdorf.

An der Haltestelle Stadtmitte sei inzwischen ein neues E-Paper montiert, also eine digitale Fahrplanauskunft in Echtzeit. Nach und nach sollen damit alle Haltestellen ausgerüstet werden. Menschen mit einer Sehschwäche können sich die nächsten Abfahrten hier sogar vorlesen lassen, indem sie die rechte Taste länger gedrückt halten.

Zu wenig Zeit zum Umsteigen

Ärgerlich findet Maximilian Molt zudem die Tatsache, dass ihm beispielsweise der Zug nach Ulm direkt vor der Nase wegfährt. Sein Bus komme zur Minute 30 oder 60 am Stadtbahnhof an. „Zwei Minuten zum Umsteigen reichen selbst dann nicht, wenn der Bus keine Verspätung hat.“

Die neue, digitale Anzeigetafel am Hafenbahnhof zeigt zwar an, welche Linie wann als nächstes abfährt. Aber wohin, steht noch nicht drauf.
Die neue, digitale Anzeigetafel am Hafenbahnhof zeigt zwar an, welche Linie wann als nächstes abfährt. Aber wohin, steht noch nicht drauf. | Bild: Cuko, Katy

Was sagt der Stadtverkehr dazu? Auf vielen Linien habe sich das Angebot verbessert, so Dix. Von Ailingen aus, wo besonders viele Fahrgäste unterwegs sind, komme alle zehn Minuten eine Buslinie am Stadtbahnhof an. Mit Bus und Bahn gebe es Dank der BOB jetzt ab Friedrichshafen etwa alle 15 Minuten auch eine Fahrtmöglichkeit in Richtung Ravensburg. Aber es sei nicht möglich, jede Umsteigeverbindung anzupassen. „Wir prüfen hier aber, ob wir noch Anpassungen vornehmen können“, erklärt der Stadtverkehrs-Sprecher.

Im Einzelfall weniger komfortabel

Dass der neue Fahrplan aus Sicht der Fahrgäste nicht auf jeder Linie optimal sei, lasse sich nicht immer vermeiden. Das betrifft beispielsweise die Anbindung von FN-Ost, die der Stadtverkehr prinzipiell aufgewertet hat. So fährt die Linie 6 unter der Woche jetzt im 30-Minuten-Takt. Dass samstags oder in den Ferien zwei Regiobusse und ein Stadtbus kurz hintereinander halten und dann 50 Minuten kein Bus mehr kommt, hält Maximilian Molt für keine gute Lösung.

Im Einzelfall könne es Änderungen geben, die nun individuell weniger komfortabel sind, räumt der Stadtverkehr ein. Im Großen und Ganzen habe man „mit der deutlichen Ausweitung unseres Angebots deutlich mehr Komfort für viele Fahrgäste geschaffen“, so Sebastian Dix. Die neuen Fahrgast-Zählsysteme in den Bussen sollen dabei helfen, Angebot und Nachfrage besser auszusteuern.