Da waren‘s nur noch drei: Die Zahl der Freiluftbars im Stadtgebiet ist innerhalb weniger Wochen von vier wieder auf drei geschrumpft. Nicole Bittner, die ihren Imbisswagen am historischen Pavillon aufgestellt hatte, hat sich vom Pop-up-Projekt komplett zurückgezogen.
Schon der Start lief für sie nicht rund. Dass Gäste ausblieben, führte Nicole Bittner von Anfang an vor allem auf das Umfeld zurück. Ein Umzug an einen anderen Standort war angedacht, doch auch daraus wurde nichts. Kürzlich teilte sie daher mit: „Mit sofortiger Wirkung beenden wir unsere Teilnahme am Projekt ‚Pop-up-Gastronomie am Pavillon‘ im Uferpark.“

Die Entscheidung falle ihr nicht leicht, so Nicole Bittner weiter. Sie sei angesichts „gravierender sicherheitsrelevanter Missstände“ aber unausweichlich. Das Team sei mit „offenem Drogenhandel, regelmäßigem Alkoholkonsum, lautstarken Auseinandersetzungen sowie teils aggressivem Verhalten“ konfrontiert worden.
Ihr sei signalisiert worden, dass „unsere gastronomische Präsenz ‚schwierige‘ Personengruppen vom Pavillon verdrängen“ soll. „Eine solche Strategie halten wir für realitätsfern und fachlich verfehlt“, betont Nicole Bittner. Gastronomie könne öffentliche Räume beleben. „Sie darf aber nicht als Ersatz für Sozialarbeit, Sicherheitskonzepte oder eine vorausschauende Stadtentwicklung instrumentalisiert werden“, findet sie.
Auch Alternativstandorte hätten sich als nicht praktikabel erwiesen. „Wir sehen dort dieselben infrastrukturellen und sicherheitsrelevanten Probleme.“ Mit dem Rückzug vom Pop-up-Konzept in Friedrichshafen seien materielle Verluste verbunden, zudem habe man drei Mitarbeitende wieder entlassen müssen. Das schmerze unternehmerisch und menschlich, sagt Bittner.
Das Verhalten der Stadt beschreibt sie als intransparent. Dass die Sicherheitslage bewusst verharmlost worden sein soll, wird von der Stadtverwaltung dementiert. Eine Sprecherin teilt auf Nachfrage mit: „Der Standort am Pavillon im Uferpark wurde aufgrund des großen Potenzials ausgesucht – mit wunderschöner Sicht auf den See im Schatten hoher Bäume.“ Die ausführliche Begründung für den Platz sei öffentlich einsehbar und auch allen Bewerbern zur Verfügung gestellt worden.
Weiter führt die Stadt aus: „Alle Standorte werden durch eine Pop-up-Gastronomie aufgewertet, die sich auch positiv auf die Aufenthaltsqualität und das Sicherheitsgefühl im Umfeld auswirkt.“ Durch die Belebung steige auch die Sozialkontrolle an Standorten mit heterogener Zusammensetzung an Personengruppen. „Dieser gewünschte Nebeneffekt war in der Sitzungsvorlage so formuliert – gerade bei der Bewertung des Standorts Pavillon im Uferpark“, betont die Sprecherin.
Kriminalität habe selbstverständlich keine Berechtigung, aus dem Uferpark verdrängt werden soll aber niemand. Zum Thema Sicherheit führt die Sprecherin aus: „Ab Juli ist der Kommunale Ordnungsdienst unterwegs. Die verstärkte uniformierte Präsenz am Stadtbahnhof und im Uferpark sowie die Ermöglichung von Pop-up-Gastronomie haben nicht zwingend etwas miteinander zu tun, ergänzen sich aber positiv und wurden unabhängig voneinander geplant.“
Der Sprecherin zufolge hätte die Stadt „gern eine Lösung für die längerfristige Nutzung des Standortes gefunden. Wir sind auch weiterhin überzeugt, dass er sich gut für eine Pop-up-Gastronomie eignet.“ Da Bewerbungen für den Charlottenhof und den Buchhornplatz vorliegen, konzentriere man sich vorerst allerdings nun darauf. Der Betreiberin habe man aus Kulanzgründen die Sondernutzungsgebühren und die Gebühren für die Gaststättenerlaubnis rückerstattet.
Das sagt die Polizei
Das Polizeipräsidium Ravensburg stuft den Pavillon nicht als gefährlichen Standort ein. Im Bereich zwischen Stadtbahnhof und See würden sich viele Menschen aufhalten, eher selten komme es zu Raufereien. „Der Pavillon ist aber kein Drogen-Umschlagsplatz der Region“, führt Polizeisprecher Simon Göppert aus. In dem gesamten Bereich würden regelmäßig Polizeikontrollen stattfinden.
Dass dem Team vonseiten der Polizei geraten worden sei, den Rückzug anzutreten, wie die Betreiberin erklärt, „davon ist mir nichts bekannt“, sagt Göppert. Nicole Bittners Imbisswagen wird im August beim Hagnauer Uferfest wieder zum Einsatz kommen. „Dort haben wir kurzfristig noch einen Platz bekommen“, so Nicole Bittner. Bis zu diesem Termin hätten sich bislang leider keine weiteren Möglichkeiten ergeben.