Angeregte Diskussionen über Technik, persönlicher Kontakt und zufriedene Gesichter: So erleben die Helfer die Atmosphäre im Reparaturcafé. Es herrscht reges Treiben an diesem Montag im Haus Sonnenuhr. Jeden ersten Montag im Monat können Menschen ihre defekten Haushaltsgeräte von 14 bis 16 Uhr in den Seniorentreff in der Paulinenstraße bringen.
Nur Kosten fürs Material
Ein Team aus handwerklich versierten Ehrenamtlichen kümmert sich kostenfrei um die Reparatur. Lediglich für die Materialkosten muss jeder selber aufkommen. Wer am Montag keine Zeit hat, bekommt jeden dritten Dienstag im Monat die Möglichkeit, sein Gerät im Gemeindepsychiatrischem Zentrum (GPZ) von 15 bis 18 Uhr abzugeben.

Einer, der von Anfang an mitgemacht hat, ist Wolfgang Wehrle. „Am Anfang befanden sich hier nur die kahlen Räumlichkeiten“, erzählt er, „durch Spenden konnten wir uns viele Werkzeuge und Geräten zulegen.“ Das Projekt wurde 2018 vom Häfler Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) ins Leben gerufen. Die Idee: Kaputte Geräte sollen nicht im Müll landen, sondern im Zuge der Nachhaltigkeit eine zweite Chance bekommen. Wehrle präsentiert stolz die neueste Errungenschaft: Einen A3-Laserfarbdrucker, der die Darstellung von Schaltplänen erleichtert.
Nachfrage steigt an
Das Reparaturcafé ist im Laufe der Jahre immer beliebter geworden. Die Nachfrage ist stark angestiegen, berichten die Helfer. Die ursprüngliche Philosophie „Hilfe zur Selbsthilfe“, bei der die Kunden mit Unterstützung von Fachmännern an ihren Geräten gearbeitet haben, sei nicht mehr umsetzbar. Die Selbstreparatur ist während der Coronapandemie eingestellt worden. „Jetzt wäre das sowieso nicht mehr möglich“, erklärt Wehrle. Stattdessen können die Kunden ihre Wartezeit bei einem Stück Kuchen im Sonnenuhr-Café verbringen oder einfach zur Abholung wieder erscheinen. Die Helfer freuen sich, wenn eine kleine Spende im Kästchen des BUND landet.
Für jedes Problem ein Experte
Nicht jeder Ehrenamtliche ist für jede Dienstleistung zuständig. Jürgen Schimmels ist Hobbyuhrmacher und kümmert sich somit um alles, was tickt. Der ausgebildete Maschinenbauingenieur genießt es, neue Dinge auszuprobieren und arbeitet bereits seit fünf Jahren im Reparaturcafé mit.
Erfolgsquote bei 75 Prozent
Jack Larsen hingegen ist der Experte für Nähmaschinen. Er näht selber und hat mit seinem geschulten Auge von Anfang an zum Erfolg beigetragen. „Meine Familie hat mich immer motiviert und es macht einfach glücklich, wenn etwas wieder funktioniert“, sagt er. Viele der Mitarbeiter haben sich im Laufe ihres Lebens Reparaturkenntnisse angeeignet, ob im Beruf oder als Hobby. Der Reiz, verlorene Funktionen wiederherzustellen, ist groß: In 75 Prozent der Fälle kann ein Gerät repariert werden. Das Team von etwa 16 Helfern profitiert von den vielseitigen Kompetenzen und unterstützt sich tatkräftig.

Problem schnell gelöst
Kaputte Geräte werden aus verschiedenen Gründen hergebracht. Auch Gegenstände, deren Reparatur rein rational nicht lohnenswert erscheint, können von großem emotionalem Wert sein. Agathe Feuerstein kommt wegen eines lockeren Uhrwerks. „Die Uhr war ein Hochzeitsgeschenk und passt zu meiner gesamten Einrichtung“, erklärt sie. „Dafür lohnt es sich, vorbeizukommen.“ Nur fünf Minuten dauert es, bis Jürgen Schimmels das Problem gelöst hat und Agathe Feuerstein die Werkstatt mit strahlenden Augen wieder verlässt. Guntram Sesaute-Bauer ist es besonders wichtig, das Projekt zu unterstützen, er sei einfach kein „Wegwerfmensch“. „Es ist eine fantastische Idee, um einem Neukauf entgegenzuwirken“, findet er.

Gelegentlich werden auch echte Schätze zur Reparatur eingeliefert, davon berichtet etwa Reinhold Schraff, der seit Anbeginn dabei ist. Er erzählt begeistert von einem Plattenspieler mit Röhrenverstärker. „Sie sorgen für ein einzigartig transparentes Klangbild und man bekommt sie heutzutage nur noch sehr selten zu Gesicht.“ Auch an einem ferngesteuertem Auto konnten sich die Mitarbeiter schon erfreuen. „Man könnte es jeden Tag machen“, sagt er. Wenn einem Mann die Tränen kommen, weil sein Radio endlich wieder funktionstüchtig ist, „dann haben wir alles richtig gemacht“.