Der graue Winter ist verschwunden, die Natur rund um das Klinikum Friedrichshafen blüht in diesen Tagen. Von der grauen Jahreszeit ist ein Bild der verstorbenen Oberärztin am Haupteingang des Klinikums geblieben. Noch immer stehen dort Kerzen und Blumen. Die Botschaft von ehemaligen Mitarbeitenden und Weggefährten: Sie ist nicht vergessen, sie ist noch immer da.

Schwester der Oberärztin erstattet Anzeige

Dass sie nicht vergessen ist, zeigt auch ein Beitrag des ARD-Magazins „Report Mainz“. In dem Beitrag geht es um das Thema Mobbing in Krankenhäusern, erzählt am Beispiel der Oberärztin in Friedrichshafen. In dem Anfang der Woche ausgestrahlten Beitrag wurde auch erstmals verkündet, dass die Zwillingsschwester der verstorbenen Medizinerin Strafanzeige gegen deren ehemaligen Vorgesetzten wegen Körperverletzung, Nötigung, Verleumdung und übler Nachrede erstattet hat. Dabei handelt es sich um einen Chefarzt, gegen den auch die Staatsanwaltschaft ermittelt. Die Staatsanwaltschaft Ravensburg bestätigt den Eingang der Strafanzeige Ende Mai auf SÜDKURIER-Nachfrage.

Anfang Januar 2025 teilt die Staatsanwaltschaft schließlich mit, dass dieses Verfahren im November 2024 eingestellt wurde, weil kein hinreichender Tatverdacht besteht. Maßgeblich dafür ist, dass mögliche Vorfälle, die länger als drei Monate vor dem Tod der Oberärztin zurückliegen, juristisch gesehen verjährt sind. Nicht betroffen von dieser Entscheidung sind die anderen Verfahren.

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Das ist der Stand der Ermittlungen Anfang Juni

Während der ARD-Beitrag dem Thema erneut Aufmerksamkeit schenkt, laufen die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Ravensburg weiter. Anfang März hatte diese ein Verfahren eingeleitet. Dabei ging es einerseits um den Anfangsverdacht des Abrechnungsbetrugs. Andererseits ermittelt man wegen des Verdachts ärztlicher Fehlbehandlungen gegen fünf Ärztinnen und Ärzte des Klinikums. „Hierbei kommen die Tatbestände der Körperverletzung, unterlassenen Hilfeleistung und fahrlässigen Tötung in Betracht“, so der Wortlaut in der damaligen Mitteilung.

Das Hauptgebäude des Klinikums in Friedrichshafen.
Das Hauptgebäude des Klinikums in Friedrichshafen. | Bild: Cian Hartung

Oberstaatsanwältin Christine Weiss erklärt auf Anfrage, dass der Verdacht auf Abrechnungsbetrug mittlerweile an die Schwerpunktstaatsanwaltschaft Stuttgart abgegeben worden sei, da es sich dabei um ein Wirtschaftsdelikt handelt. Die Ermittlungen wegen mutmaßlicher Fehlbehandlung liefen weiterhin bei der Kriminalpolizei Friedrichshafen gegen die fünf Ärztinnen und Ärzte des Klinikums. Einen konkreten Stand verrät Weiss nicht, doch stellt klar: „Das wird alles noch geraume Zeit andauern.“

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So steht es um das Compliance-Verfahren des Klinikums

Seit Anfang des Jahres läuft im Klinikum selbst ein Compliance-Verfahren zur Aufarbeitung und Aufklärung der Vorwürfe. Der Aufsichtsrat des Klinikums hatte dafür die Strafrechts- und Compliance-Kanzlei Feigen Graf beauftragt. In den vergangenen Monaten äußerten sich zahlreiche Mitarbeiter gegenüber der Untersuchung skeptisch und bezweifelten deren Unabhängigkeit. Die Untersuchung sollte bis Juli abgeschlossen sein, so eine Pressemitteilung aus dem Februar 2024. Pressesprecherin Susann Ganzert sagt dazu: „Wir gehen davon aus, dass der Zeitplan gehalten werden kann.“ An den Gesprächen mit der beauftragten Kanzlei hätte bislang „eine hohe zweistellige Zahl an aktiven und ehemaligen Mitarbeitenden“ teilgenommen, sagt Ganzert. Bei einem Treffen des Aufsichtsrats sollte erneut ein Zwischenbericht zu dem Verfahren vorgelegt werden. Die Öffentlichkeit soll dazu in Kürze informiert werden, so die Pressestelle.

Hinweis: Dieser Artikel wurde Anfang Januar 2025 aktualisiert, weil das Ermittlungsverfahren wegen Körperverletzung, Nötigung, Verleumdung und übler Nachrede im November 2024 eingestellt wurde. Andere Verfahren laufen jedoch nach Angaben der Staatsanwaltschaft Ravensburg weiter. Oberstaatsanwältin Christine Weiss erklärt dazu Anfang Januar 2025: „Wir konzentrieren uns in diesem Fall auf die schwerwiegenden Vorwürfe.“