Seit dieser Woche herrscht wieder Normalbetrieb im katholischen Kindergarten St. Christophorus in Fischbach. Nach zweieinhalb mühsamen Wochen mit Gruppenschließungen, Notbetreuung und vielen Infektionen bei Kindern, Eltern und Personal kehrt endlich Ruhe ein. Auch hier waren – wie in allen Kindergärten in Friedrichshafen – Lolli-Tests im Einsatz, die schon länger nicht mehr gelistet waren, weil sie als zu unzuverlässig galten. Auch hier wurden – wie im Kindergarten Kluftern auch – Infektionen nicht angezeigt und kamen erst durch PCR-Tests ans Licht.

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Hinter all dem stehen zwei große Fragen: Hätten zuverlässigere Tests die Ausbrüche verhindert? Oder braucht es dafür gar eine Testpflicht, denn die besten Tests bringen nur etwas, wenn sie auch genutzt werden? Die Geschehnisse der vergangenen Wochen waren Anlass für die Stadtverwaltung, ihre Teststrategie nochmal zu überdenken und sich mit diesen Fragen auseinanderzusetzen. Das Land macht in Kindergärten – anders als in Schulen – keine konkreten Vorgaben zur Teststrategie, fördert aber die Anschaffung von Schnelltests oder PCR-Pool-Testungen finanziell.

Zuverlässigere Tests sind im Einsatz

Ende der vergangenen Woche wurden die alten Modelle gegen neue Testkits ausgetauscht, die laut Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) Infektionen sehr viel zuverlässiger anzeigen als die Vorgänger. Zwei Tests stehen jedem Kind pro Woche zu, das Testen selbst ist freiwillig.

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Diese Freiwilligkeit wurde nun aber auch in Friedrichshafen infrage gestellt, schließlich wird auch bereits in Nachbarstädten, beispielsweise in Ravensburg, verpflichtend getestet. Dann dürfen die Eltern zwar noch selbst zuhause testen, müssen aber mit ihrer Unterschrift dafür einstehen. Ob Ausbrüche so verhindert werden können, ist allerdings unklar, denn letztlich hängt es auch hier von der Eigenverantwortung der Eltern und der Zuverlässigkeit der Tests ab.

Gesundheitsamt will keine Testpflicht in Kitas

„Wir stehen in Abstimmung mit den anderen Trägern der Häfler Kitas einer möglichen Testpflicht für Kita-Kinder aufgeschlossen gegenüber“, sagt Stadtsprecherin Monika Blank. Allerdings könne so eine Testpflicht nur auf Grundlage einer Allgemeinverfügung des Landkreises eingeführt werden, ein Alleingang einer Stadt oder Gemeinde im Kreis sei rechtlich nicht möglich. Eine SÜDKURIER-Nachfrage beim Gesundheitsamt Bodenseekreis ergab, dass eine solche Allgemeinverfügung nicht in Planung ist.

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Das Argument gegen eine Testpflicht liefert Landkreissprecher Robert Schwarz: „Die Analyse der betroffenen Altersgruppen und der Anteil der Kindergärten am insgesamt bekannten Infektionsgeschehen rechtfertigen es nicht, zentrale strengere Vorgaben durch den Landkreis zu machen.“ Der Großteil der Infizierten der vergangenen Wochen waren Erwachsene, nicht Kinder. Für den Bodenseekreis seien aus diesem Grund in den Kitas keine zentral gesteuerten Maßnahmen angezeigt. „Da der Kreis derzeit keine Testpflicht einführen möchte, stellt sich die Frage für uns daher im Moment nicht“, ergänzt Blank.

Künftig können Eltern ihr Kind nach einem PCR-positiven Fall in der Gruppe des Kindes fünf Mal in Folge testen – so wie in Schulen ...
Künftig können Eltern ihr Kind nach einem PCR-positiven Fall in der Gruppe des Kindes fünf Mal in Folge testen – so wie in Schulen auch. | Bild: Wienrich, Sabine

Nach einem Corona-Fall gibt es bald tägliche Tests

Während in Schulen nach einem Corona-Fall in der Klasse an fünf aufeinander folgenden Tagen getestet wird, reicht es in Kitas, wenn die Kinder einen negativen Schnelltest aus dem Testzentrum vorweisen können. Diese Vorgabe stammt vom Land und gilt auch in Friedrichshafen weiterhin. Allerdings will die Stadt nun allen Kindern in einer betroffenen Gruppe an fünf Tagen Tests zur Verfügung stellen, damit die Eltern die Kinder – analog zu dem Vorgehen in Schulen – engmaschig testen können. „Sobald für diesen höheren Bedarf genügend neue Tests geliefert wurden werden alle Kitas Tests bekommen, sodass nach einem PCR-bestätigten positiven Fall die Kita-Kinder der betroffenen Gruppe fünf Tage in Folge getestet werden können“, erklärt Blank.

Auch dieses Angebot sei natürlich freiwillig und keine Voraussetzung für den Kitabesuch. „Auch wenn die häufigere Testung ein höheres Sicherheitsgefühl vermittelt, sollten Eltern und Kita-Personal aber weiter im Hinterkopf behalten, dass Schnelltests keine absolute Sicherheit geben können, da sie eine geringere Sensitivität als PCR-Tests haben“, ergänzt die Sprecherin.

PCR-Pooltests gibt es aus Kapazitätsgründen nicht

Goldstandard für den Nachweis einer Corona-Infektion ist und bleibt also der PCR-Test. So hat sich beispielsweise die Stadt Konstanz dazu entschlossen, freiwillige PCR-Pool-Tests in Kitas anzubieten. Die Kinder machen dafür einen Lollitest, der dann im Pool im Labor ausgewertet wird. Ist ein positiver Nachweis dabei, werden alle Kinder einzeln getestet. Der Vorteil: größtmögliche Sicherheit. Der Nachteil: knappe Laborkapazitäten. Daran scheitert ein solches Vorhaben auch in Friedrichshafen. „PCR-Pooling haben wir nicht geplant, da die Labore landesweit mit den regulären Tests schon an die Kapazitätsgrenzen kommen und auch der logistische Aufwand vor Ort enorm wäre“, so Blank.

Im MVZ Labor Ravensburg werden sogenannte Pool-Tests ausgewertet. Allerdings ist das Labor bereits an der Kapazitätsgrenze.
Im MVZ Labor Ravensburg werden sogenannte Pool-Tests ausgewertet. Allerdings ist das Labor bereits an der Kapazitätsgrenze. | Bild: MVZ Labor Ravensburg

Am Ende ist es also – wie bei vielen Themen in der Corona-Pandemie – ein Abwägen zwischen Sicherheit, Machbarkeit und Freiheit.

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