Der Einsatz von unzuverlässigen Lollitests in Kindertagesstätten im Bodenseekreis lässt aufhorchen. Denn Lollitests werden häufig genutzt in Kitas, weil sie leichter anzuwenden sind für die Kinder und weniger unangenehm: Die Stäbchen werden in den Mund gesteckt und daran gelutscht, daher der Name. Doch zeigen die Fälle von falschnegativen Lollitests, dass die Tests generell unzuverlässig sind? Wir haben mit dem Konstanzer Sachverständigen Roland Ballier gesprochen.
Der Experte sagt: „Entscheidend ist letztendlich, welche Menge an Viruslast zur Analyse zur Verfügung stehen.“ Wer unmittelbar vor dem Test etwas trinke und dann den Test mache, bringe automatisch weniger Viren in die Probe. Das ist übrigens auch so, wenn man ein Bonbon gelutscht hat oder einen Kaugummi kaut. So ist die höchste Viruslast im hinteren Nasenrachenraum nachweisbar, weniger im vorderen Nasenbereich, noch weniger im Speichel.
Am wenigsten Viruslast wird bei den Lollitests erfasst. Denn: Grundsätzlich ist die Viruslast in der Mundhöhle geringer. Das liegt zum Teil an der Speichelbildung. Dennoch gibt es auch bei den sogenannten Lollitests Unterschiede. „Die Sensitivität ist von Test zu Test unterschiedlich“, betont Ballier.
Zuverlässigkeit hängt von Viruslast ab
Aber auch die Zuverlässigkeit normaler Schnelltests, wie sie bei Erwachsenen eingesetzt werden, hängt von der vorhandenen Viruslast ab. Ballier erklärt: „Ist die Viruslast hoch, ergibt sich eine geringere Fehlerquote.“ Wenn ein Infizierter aber kaum Symptome aufweist oder geimpft ist, „besteht üblicherweise eine geringe Viruslast“. Die Fehlerquote ist dann entsprechend höher.
Anders sieht es aus, wenn die Proben von den Lollitests gesammelt als PCR-Pooltest ausgewertet werden. Ist der Test negativ, kann man davon ausgehen, dass alle an dem Test beteiligten nicht infiziert sind. Ist der Test allerdings positiv, müssen alle Beteiligten einzeln nochmals getestet werden, um den Infizierten zu identifizieren. Zudem braucht die Auswertung eines PCR-Tests Zeit, um ausgewertet zu werden. Dafür ist das Ergebnis aber deutlich zuverlässiger, gibt Ballier zu bedenken.
Das Paul-Ehrlich-Institut hat 122 Schnelltests Anfang November geprüft: „96 Antigen-Schnelltests erfüllten die geforderten Kriterien, teilweise mit sehr guten Ergebnissen, 26 Tests boten nicht die geforderte Sensitivität“, heißt es in einer Pressemitteilung der deutschen Arzneimittel- und Impfstoffzulassungsbehörde.

„Realy Novel Coronavirus“ nicht mehr gelistet
Der im Bodenseekreis genutzte Test der chinesischen Firma Hangzhou Realy Tech mit dem Namen „Realy Novel Coronavirus“ war vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte bereits im September von dessen Liste der Schnelltests genommen worden, weil er die Mindestkriterien nicht erfüllte – also nicht empfindlich genug auf Viruslast reagierte.
Wo bei dem inzwischen nicht mehr gelisteten Test genau der Fehler liege, sei aber schwer zu beurteilen, so Ballier. Faktoren, die einen Einfluss haben, seien die Zusammensetzung der Pufferlösung, in der die Probe verrührt wird, aber auch die sogenannte Testkassette, auf der die Probe getropft wird und nicht zuletzt, unter welchen Bedingungen die Tests hergestellt und inwieweit deren Qualität schon bei der Produktion kontrolliert wird.
Trotzdem würde auch Ballier bei den Lollitests für Kinder bleiben: „Gerade bei Kleinkindern aus Kitas und Schulen ist es schon wichtig, dass die Probenahme Akzeptanz findet“, sagt er. Werde der Test im Rahmen des PCR-Poolverfahrens angewandt, ergibt sich dazu noch eine hohe Zuverlässigkeit, ergänzt der Experte.