Es ist kurz nach Mitternacht in der Nacht zum Montag. Es herrscht Stille in Friedrichshafen, nur vereinzelt fahren Autos. Doch auf der Bundesstraße 31 ist es ungewöhnlich laut. Im Riedleparktunnel ertönt eine „wichtige Durchsage“, die auch noch auf dem anschließenden Straßenabschnitt zu hören ist.
Da ist die Rede von einem traffic jam, einem Stau also. Man solle den Motor ausschalten und im Fahrzeug bleiben. Aber wieso? Der Tunnel ist bis auf zwei Fahrzeuge leer. Es raucht oder qualmt nichts und auch sonst ist nichts Ungewöhnliches zu bemerken. Die Durchsage wechselt von Englisch ins Deutsche; hier ist von einer Verkehrsstörung die Rede.
Es ist immer noch unklar, was damit gemeint ist, die Durchfahrt jedoch gelingt reibungslos und sicher.
Durchsagen ertönen für fast sieben Stunden
Lars Gäbler, Sprecher des Landratsamtes, erklärt am Folgetag: „Um 23.46 Uhr wurde vom System eine Störung der Innenbeleuchtung gemeldet.“ Daraufhin hätten sich automatisch die Durchsagen aktiviert, die bis morgens um 6.38 Uhr zu hören waren. Was die Dauer der Durchsagen anbelangt, verweist Gäbler ans Verkehrsministerium. Das sei die höchste für Tunnel zuständige Behörde in Baden-Württemberg und daher für die Überwachung zuständig.
Auf Anfrage bei der dortigen Pressestelle antwortet eine Sprecherin jedoch: „Zu den gestellten Fragen liegen uns keinerlei Informationen vor. Diese können ausschließlich durch den Betreiber, den Bodenseekreis, beantwortet werden.“ Auf erneute Nachfrage verspricht sie eine Klärung mit der zuständigen Leitstelle, eine Rückmeldung dazu, weshalb die Durchsage offenbar so lang lief, blieb bislang jedoch aus.
Warum diese Durchsage?
Warum von einer Verkehrsstörung die Rede war, obwohl doch gar kein Verkehr und schon gar kein Stau zu nächtlicher Stunde im Tunnel vorzufinden war? Das erläutert Gäbler wiederum: „Die Texte der Durchsagen sind allgemein und nach den gültigen Vorschriften erstellt, weil es nicht die Möglichkeit gibt, diese auf jede Störung im Detail anzupassen.“ So hätten die Menschen einen allgemeinen Handlungsleitfaden an der Hand.
Beide B31-Tunnel für zwei Nächte gesperrt
Im Riedleparktunnel sei zum zweiten Mal eine Störung der Innenbeleuchtung angezeigt worden, die zuständige Wartungsfirma bereits darüber informiert; sie mache sich nun auf Ursachenforschung. „Im vierteljährlichen Wartungsturnus werden zudem anhand von Wartungsvorgaben die technischen Anlagenteile gewartet und auf Funktion überprüft. So stehen in den Nächten vom 15. auf den 16. sowie vom 16. auf den 17. November jeweils von 19 bis 6 Uhr am Morgen wieder die turnusmäßigen Wartungs- und Inspektionsarbeiten im Waggershauser Tunnel und Riedleparktunnel an.“
2021 war die Sicherheitstechnik im Riedlepark umgerüstet worden. So konnte er an die Mobilitätszentrale Baden-Württemberg angebunden werden, der Tunnel wird also aus der Ferne überwacht. Der Waggershauser Tunnel und der Riedleparktunnel gehören zu den ersten Tunneln in Baden-Württemberg, die bereits zentral überwacht werden.