Stadtrat Philipp Fuhrmann spart nicht mit Kritik am Abriss des Waschhauses: „Das ist ein Synonym für die armselige Städteentwicklung in Friedrichshafen.“ Das Gebäude steht auf dem RAB-Gelände hinter dem Bahnhof und ist im Besitz der Deutschen Bahn AG. Lange hatte der Stadtrat vom Netzwerk für Friedrichshafen darum gekämpft, dass der mittlerweile entkernte Klinkerbau bestehen bleibt und weitergenutzt wird – vergebens. Wie ein Sprecher der Bahn bestätigt, soll im Laufe der Woche der Abriss erfolgen. Um das Gebäude an der Eugenstraße befinden sich bereits Bauzäune, auch ein Bagger steht bereit.

Philipp Fuhrmann sitzt für das Netzwerk für Friedrichshafen im Gemeinderat. (Archivbild)
Philipp Fuhrmann sitzt für das Netzwerk für Friedrichshafen im Gemeinderat. (Archivbild) | Bild: OMS

Hier bald ein Parkplatz für Busse?

Das über 120 Jahre alte Waschhaus war einst Teil des Eisenbahnausbesserungswerks, in dem sich Bahnmitarbeiter waschen konnten. Im 19. Jahrhundert wurde es für Wartungsarbeiten an Fahrzeugen der Bahnstrecke Friedrichshafen – Stuttgart genutzt. Fuhrmann sieht in dem Gebäude deshalb auch einen Teil Häfler Stadtgeschichte. Unter Denkmalschutz steht es aber nicht. Die Bahn selbst hat für das Waschhaus schon länger keine Verwendung mehr, das Gelände drumherum wird als Bus-Depot des Regionalverkehrs genutzt. Nach dem Abriss werden wohl auf der gesamten Fläche Busse parken, mutmaßt Fuhrmann: „Die Bahn hatte schon immer ihre Prozesse und Logistik im Sinn und nicht das historische Erbe eines Gebäudes.“

Das Gelände um das Waschaus wird von der Bahn als Abstellplatz für RAB-Busse genutzt, nun steht auch ein Bagger für den Abriss bereit. ...
Das Gelände um das Waschaus wird von der Bahn als Abstellplatz für RAB-Busse genutzt, nun steht auch ein Bagger für den Abriss bereit. Wenn der fertig ist, werde der Parkplatz wohl einfach vergrößert, vermutet Stadtrat Philipp Fuhrmann. | Bild: Marvin Nagel

Den Hauptfehler sieht er aber bei der Stadt. Diese hatte bereits im Frühjahr 2024 erklärt, kein Interesse am Erhalt des Gebäudes zu haben. Fuhrmann sagt daher, dass der Abriss das „Ergebnis einer nicht strategischen Stadtplanung“ über die letzten Jahrzehnte sei. Es existiere überhaupt kein Plan für die Zukunft. Dabei ist sich Fuhrmann sicher, die Möglichkeit zur Einigung mit der Bahn hätte es gegeben: „Mit gutem Willen hätte man da sicher zusammenkommen können.“ Ideen für eine weitere Nutzung des Gebäudes hatte Fuhrmann reichlich. „Gastronomie, ein öffentlicher Raum für Begegnungen: Beispiele aus anderen Städten zeigen, wie viel sich aus so einem Areal machen lässt“, erklärt der Stadtrat.

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Fuhrmanns Hoffnungen ruhen auf OB Blümcke

Warum ist also in Friedrichshafen nicht auch so eine Nutzung des Gebäudes möglich? „Das ist leicht zu erklären: Die Gestaltung der Innenstadt hat überhaupt keine Lobby im Gemeinderat und in großen Teilen der Verwaltung“, sagt Fuhrmann. Er sehe schon seit Längerem das Problem, dass viele Ratsmitglieder vor allem das Wohl ihrer Gemeinden im Blick haben. Was in der Stadt selber geschehe, sei für sie nicht relevant. „Logisch, die wohnen ja auch nicht hier“, so Fuhrmann. Immerhin einen Lichtblick für die zukünftige Urbanisierung sieht er aber: „Ich habe großes Vertrauen in unseren neuen Oberbürgermeister Simon Blümcke, dass er das Thema wieder höher auf die Agenda setzen wird.“