Mit den neuen Plänen der Stadtverwaltung nimmt der Zoff um das Telekom-Areal eine Wendung. Denn eigentlich sollte die Müllerstraße 12 bis 14 ein „urbanes Mischgebiet“ mit neuen Wohnungen, einer Kita und ein Café werden. Am Freitagabend stellt Bürgermeister Dieter Stauber Anwohnern und Interessierten in der Jettenhauser Mehrzweckhalle die Zwischennutzung vor: Im alten Bürogebäude im Bauteil C, der Müllerstraße 12, sollen bald Zimmer für Geflüchtete entstehen.

Die Vorgeschichte ist brisant

Bei dem einstigen Vorzeigebauprojekt kam es zu Ärger zwischen der Stadt, den Anwohnern, den Gewerbebetrieben und dem Bauträger, der Betz Baupartner GmbH. Mit einer knappen Mehrheit machte der Gemeinderat vier Jahre nach Projektstart im Dezember 2022 schließlich dennoch den Weg für das Bebauungsplanverfahren frei. Doch jetzt kommt erstmal alles anders.

Das ehemalige Telekom-Areal liegt mitten in Jettenhausen wurde schon als „Manhatten vom Bodensee“ bezeichnet.
Das ehemalige Telekom-Areal liegt mitten in Jettenhausen wurde schon als „Manhatten vom Bodensee“ bezeichnet. | Bild: Müller, Cornelia

Der Eigentümer, so heißt es in der Sitzungsvorlage, habe der Stadtverwaltung den Bauteil C, Müllerstraße 12, mit 26 Zimmern zur Anmietung angeboten – als Anschlussunterbringung für Geflüchtete. Damit wird das umstrittene Bauprojekt erstmal auf Eis gelegt – für mindestens fünf Jahre. Der Gemeinderat hat das Thema bereits nicht-öffentlich vorberaten, soll am 23. Oktober aber endgültig einen Beschluss fassen.

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Wohin mit den vielen Menschen in Not?

Die Stadt verweist in ihrer Präsentation, die dem SÜDKURIER vorliegt, auf steigende Flüchtlingszahlen und die Pflichtaufgabe der Kommune, die Menschen in Anschlussunterbringungen unterzubringen. Und genau an diesen Unterkünften fehlt es in Friedrichshafen. Eigentlich sieht die Stadt eine dezentrale Unterbringung vor, also in Wohnungen, die über das gesamte Stadtgebiet verteilt sind. Allerdings stößt das System längst an seine Grenzen, weshalb größere Unterkünfte wie zum Beispiel das Hotel Goldener Hirsch (88 Plätze) angemietet werden mussten.

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Stadt mietet Büro für 12.200 Euro pro Monat an

Kostenfaktor für die rund 1100 Quadratmeter große Fläche im Bürogebäude: 6700 Euro Kaltmiete plus 2000 Euro Zusatzmiete für Umbauten, plus 3500 Euro Nebenkosten. Macht am Ende 12.200 Euro warm pro Monat.

Rechnet man das auf den Quadratmeterpreis um, kommt man auf rund 7,70 Euro Kaltmiete, 12 Euro Warmmiete. Laut Häfler Mietspiegel 2022 ein normales Niveau für ältere Wohnungen. Auch für ein ehemaliges Bürogebäude? „Die Miethöhe ist ein Ergebnis aus den Verhandlungen und aus unserer Sicht ist die Miete angemessen. Die durchschnittliche Miete bei von der Stadt angemieteten Unterkünften für Geflüchtete liegt bei rund 9 Euro Kaltmiete pro Quadratmeter“, erläutert Stadtsprecherin Monika Blank.

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Wird die Unterkunft überhaupt genehmigt?

Die Baugenehmigung für die geplante Flüchtlingsunterkunft steht noch aus. Für den Bauantrag braucht es weitere Stellungnahmen der Behörden – und eine Anwohneranhörung. Zuletzt gab es bei neuen Unterkünften, wie etwa in der Schwabstraße, immer wieder Widerstand von Anwohnern, die sich übergangen fühlten. Stimmt der Gemeinderat der Anschlussunterbringung am 23. Oktober zu und wird der Bauantrag genehmigt, könnten die ersten Geflüchteten schon im ersten Quartal in 2024 einziehen.