Das gab es noch nie. Mitten in den Osterferien dampft die Stadt die Öffnungszeiten für ihr schmuckes Sportbad um die Hälfte ein. In der zweiten Ferienwoche waren Bad und Sauna nur am Freitag und Samstag ganztags von 9 bis 21 Uhr in Betrieb. Am Sonntag wurden die Gäste um 14 Uhr schon wieder nach Hause geschickt. Von Montag bis Donnerstag war das Sportbad vormittags zu und nur von 14 bis 21 Uhr offen.

Kasse morgens nicht besetzt

Ursache ist ein massiver Personalmangel. Es gibt nicht nur zu wenig Fachkräfte. Selbst Kassenpersonal scheint zu fehlen. Ein Aushang am Eingang bittet Lehrer und Übungsleiter, im Rathaus anzurufen, wenn die Tür noch zu ist, weil „die Kasse morgens nicht besetzt ist“.

„Suchen Schwimmhilfe, Schutzengel und Chemiker“: Seit Wochen wirbt die Stadt unter diesem pfiffigen Titel um neues Personal für die Häfler Bäder. Denn die Freibad-Saison steht für die Tür. Seit Dezember laufen die Stellenanzeigen für Saisonkräfte in den Freibädern, vom Rettungsschwimmer bis hin zu Aushilfen an der Kasse.

Eingang zum Sportbad Friedrichshafen. Das blieb in den Osterferien an vielen Tagen halbtags zu.
Eingang zum Sportbad Friedrichshafen. Das blieb in den Osterferien an vielen Tagen halbtags zu. | Bild: Cuko, Katy

Doch nicht nur Freibad-Personal sucht die Stadt händeringend. So ist seit Ende März nach der Kündigung des Mitarbeiters die Stelle für den stellvertretenden Betriebsleiter im Wellenbad Ailingen öffentlich ausgeschrieben. Ende April zieht nach Informationen unserer Zeitung auch der gerade erst engagierte stellvertretende Betriebsleiter fürs Strandbad von dannen, obwohl er da noch gar nicht gearbeitet hat. Nach zwei Monaten Dienst im Sportbad hat auch er gekündigt. So wie vier Fachkräfte vor ihm. Was ist da los?

Warum kündigen so viele Mitarbeiter?

„Unser Personalamt bietet generell – also nicht nur bei den Bädern – sogenannte Exitgespräche an“, erklärt die Pressestelle des Rathauses auf Anfrage. Ob dann die Mitarbeiter darüber sprechen wollen, warum sie gekündigt haben, steht auf einem anderen Blatt. Die Gründe, sich anders zu orientieren, seien vielseitig. „Eine allgemeine Aussage kann nicht getroffen werden“, heißt es aus dem Rathaus.

Im vergangenen Jahr wurden die rund 1500 Mitarbeiter in der Stadtverwaltung allerdings erstmals zur Zufriedenheit mit ihrem Job befragt. Knapp 80 Prozent sind es demnach nicht. 37 Prozent der Teilnehmer gaben an, bereits an Kündigung gedacht zu haben. Einer der Hauptgründe dafür sei das schlechte Verhältnis zur Führungskraft, erklärte Bürgermeister Dieter Stauber. Aber auch gesundheitliche oder emotionale Belastung, die Arbeitsorganisation, die Personalausstattung sowie das Gehalt spielten laut Umfrage eine Rolle.

Marina Papadimitriou hat sich als Amtsleiterin, unter anderem zuständig für die Bäder, in den Osterferien selbst im Sportbad ein Bild ...
Marina Papadimitriou hat sich als Amtsleiterin, unter anderem zuständig für die Bäder, in den Osterferien selbst im Sportbad ein Bild über die Arbeitsabläufe gemacht. | Bild: Wienrich, Sabine (Archiv)

Doch die vielen Kündigungen des Bäder-Fachpersonals so kurz vor Beginn der Freibad-Saison sind ein großes Problem. Neben dem Sportbad braucht die Stadt Personal für das Strandbad, das Wellenbad in Ailingen und das Frei- und Seebad Fischbach. Nach Auskunft des Rathauses stehen 13,5 Stellen für Fachangestellte im Stellenplan, um alle Bäder mit den üblichen Öffnungszeiten zu betreiben. Momentan seien 7,8 Stellen besetzt, wobei die letzte Kündigung hier noch nicht eingerechnet sein dürfte. Also fehlen mindestens fünf Vollzeitkräfte oder entsprechend mehr Fachkräfte mit weniger Stunden. Zusätzlich seien 2,75 Stellen mit Rettungsschwimmern besetzt, die ganzjährig beschäftigt sind.

Amtsleiterin in Badeschlappen

Möglicherweise war das ein Grund, warum die Leiterin des Amtes für Bildung, Betreuung und Sport in den Osterferien mehrfach im Sportbad war, obwohl es eine Abteilungsleiterin für Bäder gibt. Marina Papadimitriou habe sich „selbst ein Bild von den Arbeitsabläufen vor Ort“ machen wollen.

Aushang am Eingang zum Sportbad Friedrichshafen: Auch für die Kassen zu wenig Personal?
Aushang am Eingang zum Sportbad Friedrichshafen: Auch für die Kassen zu wenig Personal? | Bild: Cuko, Katy

Wir haben bei der Stadt nachgefragt, was das für die Freibad-Saison bedeutet, die im Mai beginnt. Eigentlich sollte am 1. Mai das Frei- und Seebad Fischbach öffnen – so wie immer, außer in der Corona-Pandemie. Doch danach sieht es aktuell nicht aus. Bei einem Vorort-Besuch vor zwei Jahren kurz vor der Öffnung hatte Freibadleiterin Christine Kirchner erklärt, dass die Saisonvorbereitungen schon ‚seit fünf Wochen auf Hochtouren laufen‘. Aktuell liegt das Freibadgelände scheinbar noch im Dornröschenschlaf.

Noch kein Termin für Saisonstart

Auf einen Termin festlegen will sich das Rathaus nicht, weder für Fischbach noch die anderen Freibäder. „Wir planen eine Öffnung der Freibäder im Mai“, heißt es auf Anfrage. Die genauen Termine seien „noch nicht endgültig festgelegt“.

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Das dürfte wohl unter anderem davon abhängen, wie viel Fachpersonal für den Saisonstart noch rekrutiert werden kann. Sollte der Fall tatsächlich eintreten, dass es nicht genügend Bademeister und Rettungsschwimmer gibt, sei eine „Anpassung der Öffnungszeiten“ erforderlich, erklärt die städtische Pressestelle. Dann wird das Angebot reduziert, „ähnlich wie beim Sportbad während der Osterferien“.