Das Friedrichshafener Strandbad ist ab sofort eine Baustelle. Wo bis vor wenigen Wochen noch Badegäste auf dem Rasen lagen, werden bald die Bagger anrücken und Teile des Rasens abtragen sowie Betonmauern und Stufen abreißen. Im Fokus des Umbaus stehen eine naturnahe Ufergestaltung und ein barrierefreier Zugang zu allen Bereichen und zum See.
Die Sache mit dem Wasserstand
Ursprünglich wollte man schon im Januar 2024 loslegen, aber der hohe Wasserstand des Bodensees vereitelte das. Nun also soll ein neuer Anlauf gestartet werden. „Es gibt kein Zurück mehr“, gab sich Landschaftsarchitekt Christian Seng vom Überlinger Büro 365° Freiraum + Umwelt zuversichtlich bei der Baustellenbesichtigung.

Noch steht der Bodenseepegel mit 3,60 Metern 30 Zentimeter zu noch für die Arbeiten ganz vorne an der Wasserlinie – bis in ein paar Wochen sollte das passen, meint Erster Bürgermeister Fabian Müller. Die Arbeiten auf dem Gelände können trotzdem beginnen. „Wir arbeiten uns von hinten nach vorne.“
Müller macht klar, warum das Strandbad überhaupt umgestaltet wird. Das war im Vorfeld teils kontrovers diskutiert worden, insbesondere was den Abbau der Treppenstufen in den See anging. Müller hingegen ist überzeugt, dass das neue Strandbad den Bedürfnissen den Nutzern besser gerecht werden wird. „Wir schaffen einen Mehrwert für jährlich 130.000 Besucher. Wir machen das für die Häfler, die Menschen in der Region und die vielen Gäste.“

Und was genau wird besser? Da ist zunächst die Barrierefreiheit in allen Bereichen zu nennen. „Alle sollen ohne Hindernisse überall Zugang haben“, sagt Müller, ob im Eingangsbereich, bei den Umkleiden oder beim Zugang in den Bodensee. Die größte Veränderung wird vorne am Wasser stattfinden: „Die Mauer muss weg“, sagt Müller. Und auch die Treppenanlage und der kleine Hafen werden abgerissen.
Ein Teil der Mauer ist schon eingestürzt. Müller verspricht, dass durch die Neugestaltung des Ufers ein verbesserter Zugang zum See geschaffen wird. Stadtbauamtsleiter Wolfgang Kübler macht indes auch klar, dass es gesetzliche Vorschriften gibt, die einen neuen Mauerbau verbieten. Und es geht auch nicht, dass Material einfach vor den Mauerbereich in den Bodensee gekippt wird. „Wir müssen nach hinten rückbauen“, sagt Kübler, nur in wenigen Bereichen könne man etwas davon abweichen.

Der Badesteg war erst 2022 saniert worden, dieser bleibt bestehen. Allerdings wird es am Ende eine neue, breite Stufenanlage ins Wasser geben. Bislang führen dort zwei relativ enge Treppen runter zum See. „Dort wird man auch sitzen können“, sagt Stadtbauamtsleiter Wolfgang Kübler. Barrierefrei wird‘s auch an dieser Stelle durch einen Lift.
Statt einer Mauer soll das Ufer durch eine flach abfallende Böschung naturnah gestaltet werden. Dazu werden in den nächsten Wochen auf einer Tiefe von etwa zwölf Meter der Rasen und der Untergrund abgetragen. Die fast mannshohe Betonmauer und die Treppen an der Uferkante werden komplett entfernt. Die zum Wasser flach abfallende Böschung bietet je nach Wasserstand mehr oder etwas weniger Liegefläche.

Ganz vorne an der Wasserlinie gibt es einen Kiesstreifen, dann folgt Rasen. Die Gesamtfläche der Liegewiese erhöhe sich von 10.000 auf 10.500 Quadratmeter, „wobei sich 2400 Quadratmeter im leicht geneigten Gelände befinden“, heißt es seitens der Stadtverwaltung. Die geringste Neigung beträgt fünf Grad – der optimale Winkel, um sich zu bräunen“, witzelt Architekt Seng. 500 Tonnen Wasserbausteine werden platziert und 2000 Kubikmeter Erde bewegt.
Alle Bäume bleiben erhalten
Anstatt der Stufen werden die Gäste auf Holzdecks sowie zwei- bis dreireihige Sitzstufen mit Holzanlagen verweilen können. Der Plan ist so überarbeitet worden, dass der gesamte Baumbestand erhalten werden kann. Ursprünglich hätten ein paar Bäume gefällt werden sollen. Müller dankte in dem Zusammenhang für konstruktive Hinweise aus der Bürgerschaft.

Damit den alten Bäumen auch wirklich nichts passiert, sind diese inzwischen mit Bretterzäunen gesichert. Kein Baufahrzeug soll dagegen fahren oder das empfindliche Wurzelwerk beschädigen. Bagger und Lastwagen werden auch nicht überall auf dem Rasen herumfahren, sondern auf Baustraßen bleiben.
Gelände für Besucher geschlossen
Das Arbeiten mit schwerem Gerät ist auch der Grund, warum das Strandbad nicht wie üblich durch Seiteneingänge während der Winterzeit zugänglich sein wird. „Das wäre viel zu gefährlich für Besucher“, sagt Garten- und Landschaftsbauer Thomas Börner aus Lindau. Dass die Schließung dazu dienen soll, eine kritische Begleitung durch Bürger zu vereiteln, verweist Müller ins Reich der Märchen. „Das Projekt war eines der transparentesten der letzten Jahre“, so Müller, das werde so bleiben.

Wenn in Friedrichshafen gebuddelt wird, ist eine Untersuchung des Bodens auf Kampfmittel und unliebsame Überreste des Zweiten Weltkriegs obligatorisch. Die Stadt war massiv bombardiert worden und so mancher Blindgänger schlummert noch irgendwo unentdeckt im Untergrund. Experten haben das Strandbadgelände bereits abgesucht, das Ergebnis steht noch aus.
Betriebsleiter Theo Schlegel freut sich schon auf die neue Badesaison im neuen Strandbad – die persönlich seine letzte sein wird, dann geht er in Rente. „1976 habe ich angefangen“, sagt Schlegel. Bevor er 1999 Strandbad-Chef wurde, führte er das Ailinger Wellenbad und das Fischbacher Frei- und Seebad. Wie das neue Strandbad werden wird? „Super, ein echtes Naturstrandbad!“