In Friedrichshafen ist sie längst keine Unbekannte mehr: Seit 2019 betreibt Marleen Sturm mit Vintage 1989 ihre eigene Weinhandlung in Schnetzenhausen, besucht mit ihrem mintfarbenen Weinmobil immer wieder den Schlemmermarkt und lädt regelmäßig zu Weinproben und Winzerabenden. Für den Silvesterabend hat sie die perfekten Getränke-Tipps.
Was passt zu Fondue und Raclette?
Die Grundregel lautet: Je fettiger ein Essen ist, desto runder sollte der Wein sein. „Traditionell trinkt man zu Fondue und Raclette einen weißen Wein mit wenig Säure“, erläutert die Sommelière und greift zur Flasche Tagträumer (12 Euro), ihrer eigens kreierten Weinlinie, die sie von befreundeten Winzern am See und in Freiburg produzieren lässt. Ein Cuvée aus Grauburgunder, Weißburgunder und Müller-Thurgau, trocken, kräftig, aber trotzdem cremig-fruchtig. Auch ein Spätburgunder Blanc de Noir passe gut.
„Junge Weine, die noch spitz und kantig sind, sind hingegen überhaupt nicht gut zu Fondue oder Raclette“, sagt Sturm. Auch von Rebsorten wie die italienische Traube Sangiovese, die sehr säurehaltig sind, sollte man eher Abstand nehmen. „Ein Rotwein-Trinker will meist auch zum Raclette einen Roten und da finden wir auch etwas Passendes“, so die Weinhändlerin. Ihre Tipps: ein Primitivo oder Marselan gehen immer!

Braten, Roulade, Gulaschsuppe – es wird deftig!
Dunkles Fleisch, dunkle Sauce, roter Wein. Nur welcher? „Zu einem sehr üppigen Essen empfehle ich auch einen sehr würzigen, kräftigen Wein, vielleicht sogar im Barrique gereift, einem Eichenfass, das dem Wein ein holziges Aroma verleiht“, antwortet die Sommelière. Sturms Allrounder: ein Primitivo di Manduria aus Apulien in Süditalien. Oder ein Montepulciano aus Mittelitalien. „Diese sehr runden Weine sind im Moment sehr beliebt, weil sie so ein samtiges Gefühl im Mund hinterlassen“, so Sturm. Ihr Geheimtipp: ein dichter, harmonischer Reserva-Wein aus dem portugiesischen Alentejo (20 Euro).

Zwischendurch ein Gin Tonic – garantiert katerfrei
„Alkoholfreie Weine und Drinks sind ein riesiger Zukunftsmarkt“, sagt die Weinhändlerin gleich zur Begrüßung. Mittlerweile füllen diese ein komplettes Regal. „Der Renner ist zum Beispiel alkoholfreier Gin, der aus Botanicals rund um Kapstadt, dem artenreichen Cape Floral Kingdom, hergestellt wird“, berichtet die Sommelière. Gleich drei Geschmacksrichtungen hat Sturm im Laden: Citrus, Spice und Fynbus mit blumigem Aroma. Alle drei alkoholfreien Gins trinkt man mit Tonic Water und Eiswürfeln.
Der Geschmackstest zeigt: Das knallt – und zwar ganz ohne Alk! Doch auch klassische alkoholfreie Weine und Sekte, entalkoholisiert oder von vornerein ohne Alkohol hergestellt, hat Marleen Sturm im Angebot. „Auch hier gibt es – genau wie beim Wein und Sekt auch – große Qualitätsunterschiede“, sagt sie. Sowohl der alkoholfreie Gin (28,50 Euro) als auch die Weine (8 bis 10 Euro) entsprechen preislich in etwa der alkoholischen Variante.

Die Korken knallen! Doch welcher Prosecco ist der Beste?
Um Mitternacht wird dann entkorkt – klassisch Sekt oder mittlerweile deutlich häufiger Prosecco, die italienische Variante. „Wer den Prosecco pur trinken will, sollte auf jeden Fall zu einem Spumante greifen“, erklärt die gelernte Hotelkauffrau, die viele Jahre in Bars von Fünf-Sterne-Hotels gearbeitet hat. Für einen Aperol Sprizz oder einen anderen Aperitif sei auch die günstigere Variante – der Prosecco Frizzante – ausreichend. Sturm verkauft einen Prosecco des Weinguts Le Rughe, dessen Trauben in den Hügeln des Conegliano Valdobbiadene in Norditalien wachsen. „Während der Pandemie bekam ich Besuch vom Weingut und war sofort überzeugt“, erinnert sie sich. Seither vertreibt sie den Prosecco – in unterschiedlichen Trockenheitsgraden von extra dry bis brut. „Brut ist deutlich trockener, während extra dry eher süßlicher ist“, erklärt Sturm.

Sind gute Weine immer teuer?
Schaut man sich im Vintage 1989 um, sieht man, dass die preisliche Bandbreite extrem groß ist. Den günstigsten Wein, einen Vinho Verde, gibt es bereits für 6s Euro, der teuerste, eine Magnum-Flasche Barollo, kostet 220 Euro. „Ich habe hier den Fokus nicht auf großen Namen“, erläutert Sturm, „aber Sie dürfen davon ausgehen, dass es hier nur sorgfältig ausgewählte Weine auf hohem Niveau gibt.“
Sturm besucht regelmäßig Weinmessen, Winzer und Weingüter, zum Beispiel in Ligurien, vor Ort. „Ich bin selbst sehr empfindlich bei Schwefel, das ist das, was die Kopfschmerzen nach dem Weintrinken auslöst“, erklärt die 33-Jährige. So kann es sein, dass ein Wein sofort bei ihr durchfällt, weil er zu schwefelhaltig ist. Doch auch ein Wein mit hoher Qualität kann Kopfschmerz auslösen – wenn man zu viel davon trinkt. Ihre Tipps: nebenher Salzhaltiges essen und immer ein Glas Wasser dazu.