Schon 2019 hatte der Gesamtelternbeirat den Finger tief in die offene Wunde gebohrt und laut um Aufmerksamkeit geschrien – vor Ausbruch der Corona-Pandemie, wohlgemerkt. Auch das Johannes-Brenz-Haus musste schon Ende 2018 tageweise ganz schließen, weil Erzieherinnen fehlten.

Jede zehnte Stelle nicht besetzt

Im April dieses Jahres war jede zehnte Stelle in den Häfler Kitas nicht besetzt, ergab eine Stichprobe des Rathauses. Die Einrichtungen nicht nur voll, sondern übervoll. Und ab September fehlen laut Plan rund 400 Plätze samt Personal für Eltern, die ihren Bedarf bei der Stadt angemeldet haben, selbst wenn man alle Gruppen wieder maximal belegt. Doch so richtig scheinen die Probleme, die in Friedrichshafen aus dieser Situation erwachsen, weder im Rathaus noch im Gemeinderat richtig angekommen zu sein. Kein Kita-Platz bedeutet mindestens ein unbesetzter Arbeitsplatz und keine frühkindliche Bildung. Können wir uns das als Gesellschaft leisten?

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Ja, der Fachkräftemangel ist ein bundesweites Phänomen. Doch damit können die Eltern im Brenz-Haus und anderswo nichts anfangen, wenn sie von heute auf morgen keinen Kitaplatz mehr haben oder erst gar keinen bekommen. Es gibt einen Rechtsanspruch auf Betreuung und damit die Pflicht jeder Kommune, das entsprechende Angebot zu organisieren.

Aus der Zeit gefallen

Warum die Evangelische Landeskirche gerade angesichts der Personalnot immer noch darauf besteht, dass Fachkräfte „ihrer“ Kirche angehören müssen, erscheint nicht nur aus der Zeit gefallen, sondern mit Blick auf Eltern und Kinder geradezu unverantwortlich.