Rolls-Royce Power Systems (RRPS) hat 2023 Rekorde eingefahren, beim Umsatz und beim Gewinn die besten Ergebnisse der Unternehmensgeschichte erzielt. Gleichzeitig hält der Konzern an seinem strikten Sparprogramm fest, trennt sich unter anderem von wenig rentablen Geschäftsbereichen. Zum Umfang der Einsparungen machten die RRPS-Vorstände zuletzt keine Angaben. Dass diese auch die Belegschaft treffen werden, ist allerdings unstrittig.
Zu besprechen gab es daher auch bei der jüngsten Betriebsversammlung des Unternehmens viel. Rund 4000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nahmen am Donnerstagvormittag an der Veranstaltung auf dem Häfler Messegelände teil. Zu den Themen äußerten sich nach der Versammlung Betriebsrat und Konzernspitze in einem Pressegespräch.
„Aktuell läuft der Betriebsübergang der Low-Power-Range-Sparte an Deutz“, sagte Betriebsratschef Thomas Bittelmeyer. Da sei man mit der Konzernspitze „noch nicht auf einem Nenner“. Dass das Geschäft mit sogenannten Off-Highway-Motoren im unteren Leistungsbereich an das Kölner Unternehmen geht, hatte RRPS Ende vergangenen Jahres kommuniziert. Der Betriebsratsvorsitzende hob im Pressegespräch hervor, dass es sich bei Deutz, um „kein schlechtes Unternehmen“ handle, dennoch fehle es der Mitarbeitervertretung derzeit noch an „gewissen Absicherungsmechanismen“.
Wie steht es um den Transformationsprozess?
Bei den Verhandlungen zur Transformation sei man, so Thomas Bittelmeyer, noch „sehr an der Oberfläche“. Personalvorständin Thelse Godewerth betonte hingegen, der aufgesetzte Prozess habe dazu beigetragen, dass RRPS im vergangenen Jahr das beste Ergebnis seiner Geschichte erzielt habe. Jetzt gelte es, weitere Potenziale zu heben. „Wir haben in der Betriebsversammlung darüber gesprochen, dass wir näher an den Mutterkonzern rücken werden“, erklärte sie. Derzeit werde geprüft, wie die Zusammenarbeit intensiviert werden kann, etwa durch die Abschaffung von Doppelfunktionen.
Rolls-Royce will konzernweit Stellen abbauen, insgesamt sollen davon 2500 Menschen betroffen sein. RRPS hatte 2023 eine Zukunftsvereinbarung unterzeichnet, die betriebsbedingte Kündigungen bis Ende 2026 ausschließt, Abfindungen und Altersteilzeit sind hingegen möglich, um sich von Mitarbeitern zu trennen. Wie viele Beschäftigte gehen müssen, war zuletzt noch unklar. Daran hat sich nichts geändert. „Wir befinden uns nach wie vor in Verhandlungen mit dem Betriebsrat“, sagte Thelse Godewerth.
Dass aus Sicht der Mitarbeitervertretung zu viel des erwirtschafteten Geldes nach England fließt, kritisiert der Betriebsrat schon seit geraumer Zeit. „Als Eigentümer nimmt man, was man kriegen kann“, so Bittelmeyer. Wichtiger wäre es allerdings, in die Modellreihen vor Ort zu investieren. Thelse Godewerth konterte, dass in den Standort Friedrichshafen sehr wohl investiert werde, sprach dahingehend allein von einem dreistelligen Millionenbetrag für die 4000er-Baureihe. In ihrem Rückblick auf 2023 hob sie eine Erfolgsprämie von 1700 Euro für die RRPS-Mitarbeiter hervor.
Was den Betriebsrat noch umtreibt? Die Diskriminierung von Menschen aus anderen Staaten. „Das ist ein Problem, das zugenommen hat“, sagte Thomas Bittelmeyer. Dies sei sicherlich ein gesamtgesellschaftliches Phänomen, „das hat bei uns aber nichts verloren“, machte er deutlich und hob hervor: „Wir sind alle MTU-Mitarbeiter, wir sind alle gleich, egal, wo wir geboren sind.“ Auch die Unternehmensführung hat eigenen Angaben zufolge klare Haltung gegen rechts bezogen.
Keinen Spaß versteht der Betriebsrat zudem, wenn Kollegen sich Arbeitszeiten erschleichen. „Die Zusammenarbeit im Konzern basiert auf Vertrauen. Wenn Mitarbeiter während der Arbeit beispielsweise zum Einkaufen oder zum Friseur gehen, ist das nicht in Ordnung“, betonte Bittelmeyer und fügte hinzu: „Wer betrügt, muss mit Konsequenzen rechnen.“ Da sind sich Konzernspitze und Arbeitnehmervertretung einig.
Nächste Tarifrunde im Herbst
Für Helene Sommer, IG Metall, steht die kommende Tarifrunde im Fokus. Im Herbst ende die Friedenspflicht. Aktuell lauf eine Umfrage unter Beschäftigten, was sich diese wünschen. Viele Unternehmen würden derzeit vor wirtschaftlich herausfordernde Zeiten stehen, und dann gebe es da Unternehmen wie MTU, die sich eine ordentliche Tariferhöhung durchaus leisten könnten. „Wir verhandeln aber natürlich für die gesamte Branche, werden die Forderungen noch vor der Sommerpause beschließen.“