Bernhard Conrads und Jenna Santini

Wenn im Linzgau von traditionellem Brauchtum und traditionsreicher Fastnacht geredet wird, gehört die Heiligenberger, oder besser gesagt: "Holgeberger Fasnet", auf jeden Fall mit dazu. Seit 1908 existiert der Narrenverein Wolkenschieber und weil es bei echten Narren gerne närrisch sein darf, feiern die Wolkenschieber ihr Jubiläum ganz selbstbewusst erst im 111. Jahr des Bestehens, einer "Schnapszahl".

Drei Tage lang wird im Ort gefeiert

Anno 1908, unter anderem von Karl Sauter gegründet, hat sich der Narrenverein in den vielen Jahrzehnten zu einem prosperierenden Verein entwickelt, der mit Verve und vielen Häsgruppen das närrische Brauchtum pflegt. Drei Tage lang wird Heiligenberg eine Hochburg der fünften Jahreszeit sein.

Mehrere Gruppen des Narrenvereins laufen durch den Ort. Zum 111-jährigen Vereinsbestehen steht den Narren ein großes ...
Mehrere Gruppen des Narrenvereins laufen durch den Ort. Zum 111-jährigen Vereinsbestehen steht den Narren ein großes Freundschaftstreffen des Alemannischen Narrenrings mit fünfstelliger Teilnehmerzahl bevor. | Bild: Bernhard Conrads

Die Festlichkeiten, zu denen Christian Erbprinz zu Fürstenberg die Schirmherrschaft übernommen hat, beginnen am Freitag, 11. Januar, mit einem Ehrengastempfang im Sennhof, einem Regionenball des Alemannischen Narrenrings (ANR) sowie einem Brauchtumsabend im Festzelt, allerdings nur für geladene Gäste. Markus Leppert, Präsident des Narrenvereins, berichtet, dass man sich besonders darauf freut, den Regionenball des ANR ausrichten zu können. Dieser ist nach Angaben Lepperts stets ein Treffpunkt für die Narren aus der ganzen Region.

Die Narreneltern von 1949, Narrenmutter Ernst Mayer und Narrenvater Albert Kast, werden an der Fasnet in Heiligenberg präsentiert.
Die Narreneltern von 1949, Narrenmutter Ernst Mayer und Narrenvater Albert Kast, werden an der Fasnet in Heiligenberg präsentiert. | Bild: Narrenverein Wolkenschieber

Am Folgetag, 12. Januar, geht es um 14 Uhr mit dem Narrenbaumstellen weiter. Gestellt wird dieser von den Zimmermannsgilden aus Salem und Beuren. 18 Männer werden im Einsatz sein und den Baum komplett mithilfe von sogenannten Schwalben zum Stehen bringen, wie Leppert erklärt. Maschinen werden nicht genutzt. Zuschauer sind unter anderem die Mitglieder der Heiligenberger Zimmermannsgilde. "Sie dürfen daneben stehen", sagt Leppert. Denn sie feiern in diesem Jahr das 40-jährige Bestehen der Gruppe.

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Eine echte Rarität können die Bürger am Samstagabend um 18 Uhr mit einem 21 Gruppen umfassenden Tiermaskenumzug und anschließendem Zeltbetrieb im Schlossvorhof erleben. "Es sind nur Tiermasken. Das gibt es ganz ganz selten", so der Präsident.

Die Narreneltern von 1937 stehen in fastnachtlicher Robe für ein Bild beisammen.
Die Narreneltern von 1937 stehen in fastnachtlicher Robe für ein Bild beisammen. | Bild: Narrenverein Wolkenschieber

Eine Narrenmesse findet am Sonntag, 13. Januar, zur frühen Morgenstunde um 9 Uhr in der Pfarrkirche St. Bartholomäus in Röhrenbach statt. Zu dieser darf das närrische Volk gerne im Häs erscheinen. Zelebrant ist Dekan Peter Nicola, der gewiss eine geschliffene Predigt in Reimen halten wird. Um 10.30 Uhr schließt sich für geladene Gäste ein Zunftmeisterempfang an. Alle anderen können im Zelt im Schlossvorhof einen Narrenfrühschoppen genießen.

Großer Umzug mit 4700 Hästrägern

Um 14 Uhr ist dann alles außer Rand und Band, wenn der groß angelegte Umzug und das Freundschaftstreffen des ANR mit 4700 Hästrägern sowie anschließendem Zeltbetrieb im Schlossvorhof beginnen. Leppert sagt: "Das ist unser Höhepunkt." Aber es handelt sich auch um eine Herausforderung. Mit dem Landratsamt und der Gemeinde wurde ein Sicherheitskonzept erarbeitet. Man habe sehr gut zusammengearbeitet, berichtet Leppert.

Die Gruppe der Wolkenschieber grüßt bei einem Fastnachtsumzug das Publikum.
Die Gruppe der Wolkenschieber grüßt bei einem Fastnachtsumzug das Publikum. | Bild: Narrenverein Wolkenschieber

Ob es den Verein und die "Holgeberger Fasnet" in weiteren 111 Jahren noch geben wird? Der Präsident der Wolkenschieber ist sich sicher: "Mit so einem tollen Verein schaffen wir das." In Heiligenberg werde auf das Brauchtum viel Wert gelegt, sagt Leppert. Deshalb glaubt er fest daran, dass der Brauch weiterleben wird, "den wir vorleben", so der Präsident. Die Heiligenberger Dorffasnet besteht immerhin schon seit 161 Jahren. Damals wurden im Seeboten erstmals Fasnetspiele auf dem Postplatz dokumentiert.